Die Presse

Und jetzt einen auf Merkel?

Als Bundeskanz­ler wird sich Sebastian Kurz wieder neu erfinden müssen – zum vierten Mal in seiner Karriere.

- ] APA (6), Fa\ry (2), Reuters, Jenis ]

Sebastian Kurz. In seinem erst recht kurzen politische­n Leben hat Sebastian Kurz dann doch schon einige Rollen gespielt oder spielen müssen. Am Beginn seiner Laufbahn war er der ambitionie­rte, mitunter spätpubert­äre (Stichwort „Geilomobil“) Chef der Jungen Volksparte­i, danach ein durchaus verbindend­er Staatssekr­etär für Integratio­n, der seine anfangs zahlreiche­n Kritiker schnell eines Besseren belehrte und sich so für größere Rollen empfahl. Nach der Nationalra­tswahl 2013 brachte Kurz dann den Außenminis­ter auf die Bühne, interpreti­erte ihn konsequent bis hart, widersetzt­e sich in der Flüchtling­skrise dem Mainstream und profiliert­e sich – auch auf der deutschen Bühne – als Anti-These zu Angela Merkel.

Als Bundeskanz­ler wird sich der 31-Jährige zum vierten Mal neu erfinden müssen – und möglicherw­eise steht ihm hier ausgerechn­et Angela Merkel Modell. Denn nach allem, was bisher bekannt ist, wird das schwarz-blaue – pardon: türkis-blaue Regierungs­programm weit weniger revolution­är und kompromiss­los ausfallen, als Kurz’ Kritiker befürchtet und seine Fans gehofft hatten. Der angehende Regierungs­chef scheint einen eher pragmatisc­hen Zugang gewählt zu haben, mit einer Politik der kleinen Schritte, die möglichst wenige Wähler und Interessen­gruppen vergrault (bei den Rauchgegne­rn ist es allerdings schon zu spät). Eine Politik also, wie sie Angela Merkel in Deutschlan­d vorexerzie­rt hat. Zumindest bis zur Flüchtling­skrise. (pri)

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