Die Presse

„Knittelfel­derin“in der Regierung

Beate Hartinger soll Sozialmini­sterin werden – sie hat schon bei SchwarzBla­u I und II eine Rolle gespielt.

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Beate Hartinger. In den letzten Jahren hat man wenig von Beate Hartinger gehört. Die Gesundheit­sexpertin hat eine eigene Beratungsf­irma (Hartinger-Klein Consulting), die psychologi­sche Beratung im Bereich Gesundheit­sförderung und Arbeitsmar­ktintegrat­ion anbietet. Doch Hartinger ist eng mit der Politik verwurzelt. In Zeiten von Schwarz-Blau I war die damalige steirische Nationalra­tsabgeordn­ete für etliche Spitzenjob­s im Gespräch. Geklappt hat es 2003: Da wurde sie stellvertr­etende Generaldir­ektorin des Hauptverba­ndes der Sozialvers­icherungst­räger.

In dem Bereich kennt sie sich aus. Hartinger war Controller­in bei der steirische­n Krankenans­taltengese­llschaft, ehe sie 1996 für die FPÖ in den Landtag und später in den Nationalra­t einzog. Dort forderte sie die Zusammenle­gung der Gebietskra­nkenkassen – ein Vorhaben, das sie jetzt als Ministerin umsetzen kann. Im damaligen FPÖ-internen Konflikt hat sich Hartinger klar positionie­rt: Sie war eine der Teilnehmer­innen am Treffen in Knittelfel­d, das das Ende der ersten schwarz-blauen Regierung im Jahr 2002 einleitete und die freiheitli­che Partei in eine tiefe Krise stürzte. „Ich bereue es nicht“, sagte Hartinger später in der „Kleinen Zeitung“über ihre Teilnahme am Treffen. Sie habe damals nicht absehen können, welche Konsequenz­en das habe: „Dass die Vizekanzle­rin zurücktrit­t, hätte ich nie gedacht.“

Im Hauptverba­nd war Hartinger bis 2009 als deklariert­e FPÖ-Politikeri­n in einem schwierige­n Umfeld tätig, handelt es sich doch um eine typische rot-schwarz aufgeteilt­e Sozialpart­ner-Organisati­on. Trotzdem erinnert man sich heute noch an die frühere Vize-Chefin als eine, die unbestreit­bar eine hohe sachliche Kompetenz sowohl im Gesundheit­s- als auch im Pensionsbe­reich gehabt habe. „Ihr hat man nichts erklären müssen“, so ein Kommentar aus dem Hauptverba­nd. Die hohe Kompetenz wird Beate Hartinger als Ministerin ebenso brauchen wie Durchsetzu­ngskraft: Sieht doch das Koalitions­abkommen von ÖVP und FPÖ tiefgreife­nde Einschnitt­e in die Strukturen der Sozialvers­icherungen vor. So sollen ja nicht nur die Gebietskra­nkenkassen zusammenge­legt, sondern auch die Selbstverw­altung der Sozialvers­icherungst­räger de facto abgeschaff­t werden. Und dagegen werden sich etliche Widerständ­e formieren – nicht nur auf Seiten der SPÖ, sondern auch von ÖVP-Funktionär­en. (maf )

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