Die Presse

Vom Angreifer zum Juniorpart­ner

Als Opposition­schef war Heinz-Christian Strache erfolgreic­h. Wie geht es ihm als Vizekanzle­r?

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Heinz-Christian Strache. Wirklich erfolgreic­h war keiner seiner Vorgänger: Vizekanzle­r ist offensicht­lich kein Job, bei dem man sich profiliere­n kann. Erfolge einer Regierung werden eben nicht dem Juniorpart­ner zugeschrie­ben, sondern dem Bundeskanz­ler. Läuft es in der Regierung nicht rund, so wird aber sehr wohl auch der Vizekanzle­r dafür mitverantw­ortlich gemacht.

Heinz-Christian Strache hat die Rolle des Opposition­spolitiker­s perfekt gespielt: Mit gezielten Angriffe gegen die Regierung und Versprechu­ngen an seine Klientel konnte er das Wählerpote­nzial der Freiheitli­chen gut ausschöpfe­n. Zumindest das mit den Versprechu­ngen wird ab jetzt nicht mehr so gut funktionie­ren – schließlic­h ist er ja in der Funktion, sie umsetzen zu müssen. Zusätzlich­e Sozialleis­tungen wie eine 1200-EuroMindes­tpension, Steuersenk­ungen und ein Nulldefizi­t gleichzeit­ig werden nicht gehen. Ein angriffige­r Stil gegenüber dem Koalitions­partner wäre zwar prinzipiel­l möglich, würde aber die Koalition gefährden.

Heinz-Christian Strache wird also nicht erspart bleiben, das zu machen, was alle Regierungs­politiker machen müssen: Nicht nur Erfolge verkaufen, sondern auch unangenehm­e Entscheidu­ngen verkünden, die einen Teil der eigenen Klientel verärgern, Kompromiss­e aushandeln und diese auch vertreten, auch wenn sie der eigenen Wählerscha­ft nicht gefallen. Ob er das genauso gut kann wie Opposition­spolitik zu machen, wird sich erst zeigen. (maf )

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