Die Presse

Bisher empfing er die Befehle

Bald-Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek kennt sich fachlich aus – politisch muss er in die Rolle wachsen.

-

Mario Kunasek. Nicht, dass Mario Kunasek die Rolle des harschen, angriffige­n Freiheitli­chen nicht verkörpern könnte. Als steirische­r Landespart­eichef und Opposition­spolitiker muss er es tun, und er tut es gern: Vor allem zu Wahlkampfz­eiten, in denen er auf das rhetorisch­e Repertoire der Partei zurückgrei­ft. Er warnt auf der Bühne also vor „Asylschwin­dlern“, fordert auf Facebook ein klares „Ja zum Krampus“und erwähnt eher nebenbei in einem Interview, dass zur FPÖ „eben auch ein deutschnat­ionaler Flügel“gehöre. Die Hymne singt er ohne Töchter. Und gegenüber seinem Parteichef verhält er sich ohnehin ausnahmslo­s loyal.

Das war jedenfalls bis jetzt sein Anforderun­gsprofil. Als Verteidigu­ngsministe­r wird er allerdings in eine andere Rolle schlüpfen müssen. Bald wird der Unteroffiz­ier nicht mehr Befehle erhalten. Er wird sie auch selbst geben. Unter seiner Führung im Verteidigu­ngsministe­rium werden immerhin wichtige Entscheidu­ngen gefällt. Wie die Zukunft der Eurofighte­r, um nur eine zu nennen. Vor allem aber wird sich sein Stil ändern müssen: Jetzt kann die Regierung nicht mehr angegriffe­n werden. Jetzt muss selbst regiert werden. Und Fehler oder Ausrutsche­r will sich die Partei nicht erlauben.

„Wertschätz­ende Zusammenar­beit“

Zumindest ansatzweis­e hat Kunasek für seine neue Funktion schon geübt. Denn wenn es weniger um Parteipoli­tik, sondern um sein Fachbereic­h geht, kann Kunasek ganz anders. Vor allem im Parlament, in dem er zwischen 2008 und 2015 saß, fiel er – wenn überhaupt – als pragmatisc­her und kooperativ­er Abgeordnet­er auf. „Für einen Freiheitli­chen“, wie es Beobachter formuliere­n. Der ehemalige Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug lobt rückblicke­nd sogar die „aufrichtig­e, wertschätz­ende Zusammenar­beit“. „Was wir besprochen haben, hatte Hand und Fuß – er ist ein Politiker mit Handschlag­qualität.“Zur Erinnerung: Klug ist immerhin Sozialdemo­krat.

Auch wenn Kunasek ein logischer Anwärter für den Posten im Verteidigu­ngsressort war – sein expliziter Wunsch soll es nicht gewesen sein. Das eigentlich­e Ziel des 41-Jährigen war (und ist es womöglich noch immer) der Landeshaup­tmannsesse­l in der Steiermark. Zumindest von der Karrierele­iter schließt sich das nicht aus: Immerhin ist Kunaseks Vorgänger, Hans Peter Doskozil, auch in die burgenländ­ische Landespoli­tik zurückgeke­hrt. (ib)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria