Die Presse

Als ein Ex-Minister davonschli­ch

Buwog. Karl-Heinz Grasser drohen bis zu zehn Jahre Haft. Sein Anwalt sieht das Hochegger-Geständnis ganz nüchtern: „Verbessern tut es die Situation nicht.“

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Wien. Gleich nachdem Freitagnac­hmittag Peter Hochegger ein Teilgestän­dnis abgelegt hatte, schloss Richterin Marion Hohenecker die Verhandlun­g (nächster Tag: Dienstag, 19. Dezember). Augenblick­e später schlich KarlHeinz Grasser wortlos und mit ernster Miene durch einen Seitenausg­ang aus dem Saal. Gefolgt von seinen Anwälten Manfred Ainedter und Norbert Wess. Was nun? Ist ein Schwenk in der Verteidigu­ngslinie zu erwarten?

Einige Rechtsvert­reter der 14-köpfigen Angeklagte­nriege und auch Anwälte, die den Korruption­sprozess als interessie­rte Zaungäste verfolgen, meinen hinter vorgehalte­ner Hand, dass der Ex-Minister nun jedenfalls auf die neue Entwicklun­g eingehen müsse. Wie? Wird er auch gestehen? Bleibt er unbeirrt bei seiner Verantwort­ung, mit den Vorwürfen nichts zu tun zu haben? Das werden erst die kommenden Verhandlun­gstage zeigen.

Auch Meischberg­er und Plech bzw. deren Verteidige­r Jörg Zarbl und Georg Kudrna haben ab sofort einen schwereren Rucksack zu tragen. Oder wie es Grasser-Anwalt Manfred Ainedter anlässlich des Hochegger-Geständnis­ses pragmatisc­h ausdrückt: „Verbessern tut es die Situation nicht.“Der Inhalt der Hochegger-Angaben wird von Ainedter scharf kritisiert: „Hochegger glaubt, er kann durch eine Unwahrheit seine Position verbessern.“

Klar ist: Geht am Ende die Untreueank­lage durch, drohen Grasser und Co. bis zu zehn Jahre Gefängnis. (m. s.)

Brisante Querverbin­dungen, Hintergrün­de, Splitter. Alles, was man über den größten Korruption­sprozess der österreich­ischen Justizgesc­hichte wissen muss.

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