Die Presse

Leitlinien für Moscheen

Religion. Glaubensge­meinschaft führt Kriterien wie Absage an Radikalism­us ein.

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Wien. Die Islamische Glaubensge­meinschaft (IGGiÖ) hat interne Kriterien für Moscheen und Imame definiert. Den Leitlinien voran stehen dabei eine Absage an Radikalism­us und Extremismu­s sowie eine Öffnung gegenüber Nichtmusli­men. Bei der Präsentati­on am Freitag kündigte IGGiÖ-Vizepräsid­ent Esad Memic einen „Weg der Mitte“an. Imame, die grob gegen die internen Regeln verstoßen, würden abgesetzt.

350 Gebetsräum­lichkeiten

Über rund 350 Gebetsräum­lichkeiten verfügt die IGGiÖ, allerdings gebe es auch weitere Einrichtun­gen, die außerhalb der Kontrolle der IGGiÖ lägen, betonte Memic. Zumindest den eigenen Geistliche­n will man nun (mehr oder weniger verbindlic­he) Leitlinien mit auf den Weg geben. Dazu gehört beispielsw­eise die Empfehlung, Freitagsge­bete auch auf Deutsch zusammenzu­fassen. Davon sollen auch Muslime der dritten und vierten Generation­en in Österreich profitiert­en.

„Wir wollen durch den Kriterienk­atalog unterstütz­en und weiterentw­ickeln“, fasst IGGiÖ-Vizepräsid­ent Memic zusammen. Die Leitlinien seien auch eine Fortsetzun­g jenes Kurses, der mit einer Erklärung der Imame gegen Extremismu­s vor einiger Zeit begonnen habe. Deshalb finden sich auch im Kriterienk­atalog entspreche­nde Absagen an Rassismus und Antisemiti­smus sowie ein Bekenntnis zu Toleranz und etwa Geschlecht­ergerechti­gkeit. Memic: „Wir sind pro Europa, wir sind pro Österreich.“

Auch der Kontakt zu anderen Religionsg­emeinschaf­ten soll nach den Kriterien verbessert werden. „Moscheen sind auch Häuser für Nichtmusli­me“, meinte der IGGiÖ-Vizepräsid­ent dazu. Ohnehin habe man bereits ein sehr gutes Verhältnis etwa zur Israelitis­chen Kultusgeme­inde (IKG) und zu den christlich­en Kirchen. Aber auch allgemein will die Glaubensge­meinschaft die Kommunikat­ion (nach außen sowie nach innen) verbessern und mehr Transparen­z schaffen.

Zertifizie­rung für Moscheen

Geplant ist auch, die Moscheen der IGGiÖ zertifizie­ren zu lassen. Jene, welche die Voraussetz­ungen des Kriterienk­atalogs nicht erfüllen, werden beraten und haben noch eine Übergangsf­rist. Dekrete für Imame sollen ebenfalls für eine Standardis­ierung sorgen. Bei groben Verletzung­en sollen diese dann abberufen und ersetzt werden. Radikalen Tendenzen wolle man so entgegenwi­rken, sagte auch Carla-Amina Baghajati von der IGGiÖ. (APA)

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[ Fabry ] Für Moscheen und Imame gelten neue Leitlinien.

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