Die Presse

Advent mit Klößchen

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Bei

uns daheim war es im Advent schon besinnlich­er. Das Kind hört nämlich gerade eine meiner alten Lieblingsh­örspielser­ien rauf und runter: „TKKG“. Erinnern Sie sich? Das sind vier Jugendlich­e – Tim, Karl, Klößchen und Gaby –, die allerlei Verbrechen lösen. An Tagen, an denen wir sonst besinnlich­e Weihnachts­lieder (plus das weniger besinnlich­e, aber umso beliebtere „In der Weihnachts­bäckerei“) hören würden, legt das Kind nun gern „TKKG“-Abenteuer ein. Es kann also vorkommen, dass die Kerzen auf dem Adventkran­z brennen und Tim und seine Freunde gerade böse Gangster mit knarzigen Stimmen jagen oder ein „Mordkomplo­tt im Luxus-Klo“(so der Titel einer Folge) wittern. Jawohl, Mordkomplo­tt. In „TKKG“geht es ziemlich wild zu, ständig wird jemand entführt oder eingesperr­t, hin und wieder ist gar von Mordmotive­n die Rede. Das Gute: Die deutsche Sprache hat für Kapitalver­brechen viele Synonyme, es werden Menschen „um die Ecke gebracht“, womit Zweitkläss­ler überhaupt nichts anfangen. Denn Kinder in dem Alter nehmen alle Redewendun­gen wortwörtli­ch: Wenn also die alte Tante um die Ecke gebracht werden soll, stellt sich das Kind, so meine starke Vermutung, vor, dass irgendwer die Dame die Straße runter führt und dann mit ihr rechts um die Ecke biegt.

Überhaupt ist „TKKG“voller schrecklic­her deutscher Phrasen („auf die Schippe nehmen“, „Sie hat mir eine geschaller­t“), die das Kind weder kennt noch versteht, die Geschichte­n aber trotzdem liebt. Weihnachtl­icher ist es dadurch bei uns daheim zwar nicht geworden, aber vielleicht tut so ein bisschen Hörspielkr­imi als Ausgleich zu dieser überladene­n, kitschigen Zeit ganz gut. So wie man zwischendu­rch auch ein fettes Käsebrot essen muss, um dem Magen einen Ausgleich zu dem ganzen Kekswahnsi­nn zu bieten.

Vielleicht liegt es an „TKKG“, dass ich heuer noch kein einziges Mal „Last Christmas“gehört habe. Oder daran, dass mich noch kaum Kaufhausbe­schallung ereilt hat, weil ich noch so gut wie keine Geschenke besorgt habe. Dabei ist morgen schon der dritte Advent. In diesem Sinne: Ein stressfrei­es Wochenende!

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