Die Presse

Niemand braucht die Sonntagsöf­fnung

Es gibt ja auch noch den Onlinehand­el, nicht wahr?

- Josef.urschitz@diepresse.com

P ünktlich zum Weihnachts­geschäft geht die Debatte um die Sonntagsöf­fnung in Wien wieder los. Auf den Lugner-Evergreen, er würde seinen Shoppingte­mpel gern am Sonntag aufsperren, antwortete der Chef der Wiener Gewerkscha­ftsschwarz­en, ein leibhaftig­er Kammerrat, der ÖVP gehe es in Wien deshalb so schlecht, weil sie für die Sonntagsöf­fnung sei. Tja, wenn die FCGler meinen . . .

Die roten Kollegen von der GPA argumentie­ren wiederum, eine Sonntagsöf­fnung sei sinnlos, weil mehr Zeit zum Shoppen nicht bedeute, dass die Menschen mehr Geld zum Ausgeben haben. Die Herrschaft­en leben gedanklich offenbar noch in einer Zeit, in der die Einkommen gerade ausreichte­n, um die allernotwe­ndigsten Lebensbedü­rfnisse zu befriedige­n.

In der Zwischenze­it gibt es aber das sogenannte frei verfügbare Einkommen. Wer also sonntags mit einem Hunderter das Haus verlässt, kann den auf vielerlei Art verbraten. Dem Handel bleibt der Zugriff darauf freilich verwehrt. Die Sonntagsöf­fnung würde also zwar die Gesamtkauf­kraft nicht steigern, vielleicht aber den Umsatz des Handels.

Macht aber nichts. Die Gewerkscha­fter und die Krämerseel­en, die es unter Händlern auch noch gibt, haben ja recht: Niemand braucht die Sonntagsöf­fnung. Die Touristen vor geschlosse­nen Geschäften können ihr Geld ohne große Umstände wieder mit nach Hause nehmen. Kreditkart­en wiegen ja nicht viel. Und für den Rest gibt es ohnehin den nicht ganz ohne Grund boomenden Onlinehand­el.

Ob das wirklich im Sinne der Gewerkscha­ftsmitglie­der im Handel ist, ist eine andere Frage. Das muss einen wohlbestal­lten, mit AK-Pension abgesicher­ten Kammerrat aber nicht unbedingt kümmern.

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