Niemand braucht die Sonntagsöffnung
Es gibt ja auch noch den Onlinehandel, nicht wahr?
P ünktlich zum Weihnachtsgeschäft geht die Debatte um die Sonntagsöffnung in Wien wieder los. Auf den Lugner-Evergreen, er würde seinen Shoppingtempel gern am Sonntag aufsperren, antwortete der Chef der Wiener Gewerkschaftsschwarzen, ein leibhaftiger Kammerrat, der ÖVP gehe es in Wien deshalb so schlecht, weil sie für die Sonntagsöffnung sei. Tja, wenn die FCGler meinen . . .
Die roten Kollegen von der GPA argumentieren wiederum, eine Sonntagsöffnung sei sinnlos, weil mehr Zeit zum Shoppen nicht bedeute, dass die Menschen mehr Geld zum Ausgeben haben. Die Herrschaften leben gedanklich offenbar noch in einer Zeit, in der die Einkommen gerade ausreichten, um die allernotwendigsten Lebensbedürfnisse zu befriedigen.
In der Zwischenzeit gibt es aber das sogenannte frei verfügbare Einkommen. Wer also sonntags mit einem Hunderter das Haus verlässt, kann den auf vielerlei Art verbraten. Dem Handel bleibt der Zugriff darauf freilich verwehrt. Die Sonntagsöffnung würde also zwar die Gesamtkaufkraft nicht steigern, vielleicht aber den Umsatz des Handels.
Macht aber nichts. Die Gewerkschafter und die Krämerseelen, die es unter Händlern auch noch gibt, haben ja recht: Niemand braucht die Sonntagsöffnung. Die Touristen vor geschlossenen Geschäften können ihr Geld ohne große Umstände wieder mit nach Hause nehmen. Kreditkarten wiegen ja nicht viel. Und für den Rest gibt es ohnehin den nicht ganz ohne Grund boomenden Onlinehandel.
Ob das wirklich im Sinne der Gewerkschaftsmitglieder im Handel ist, ist eine andere Frage. Das muss einen wohlbestallten, mit AK-Pension abgesicherten Kammerrat aber nicht unbedingt kümmern.