Die Presse

Fliegenpro­tein als Hoffnung für Krebsthera­pie

Protein beeinfluss­t Zellwander­ung und Metastasen.

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Wie kann man die Ausbreitun­g eines Tumors verhindern? Welche Mechanisme­n nutzen Krebszelle­n, um Metastasen zu bilden? Dies will das Team um Daria Siekhaus am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneu­burg lösen. Sie entdeckten an Drosophila-Fliegen, welches Protein essenziell ist für eine andere Zellbewegu­ng: Das Transporte­rprotein CG8602 wird von Immunzelle­n benötigt, um während der embryonale­n Entwicklun­g der Fruchtflie­ge in Gewebe einzudring­en.

Die Immunzelle­n heißen Makrophage­n (große Fresser), sie bewegen sich wie Amöben und dringen in Zellen ein. Entfernt man das CG8602-Protein genetisch aus Fliegen, können Makrophage­n nicht mehr gut in Zellen hinein. „Wir fanden, dass ein ähnliches Protein aus Wirbeltier­en den Defekt reparieren kann“, erklärt Siekhaus.

Von Fliegen zum Menschen

Fügt man MFSD1 aus Wirbeltier­genen ins Fliegengen­om ein, können die Makrophage­n wieder ihrer Wege gehen, nämlich in die Zellen. Mit diesem Wissen wollen die Forscher die große Frage der Metastasen­bildung untersuche­n – in einem dreijährig­en Projekt, gefördert von der NÖ Forschungs- und Bildungs-GmbH (NFB).

Denn die Art, wie Makrophage­n in Zellen gelangen, ist sehr ähnlich, wie Krebszelle­n in Gewebe einwandern. Das Protein MFSD1 wird nun erstmals untersucht, ob es als Ziel neuer Medikament­e oder als Biomarker für die Aggressivi­tät einer Krebsart dienen könnte.

Dazu gehen die Forscher erst in das Gewebe von genetisch veränderte­n Mäusen. Im Weiteren werden in Kooperatio­n mit der Karl Landsteine­r Privatuniv­ersität für Gesundheit­swissensch­aften in Krems Gewebeprob­en aus Krebspatie­nten auf ihr Level an MFSD1Prote­inen untersucht. (vers)

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