Die Presse

Porta Vescovo: Eigeld macht Schnee

Italien. Sich eine eigene Skipiste zu bauen mag der Traum so mancher Profi-Skifahrer sein. Der italienisc­he Unternehme­r Luigi Gorza verwirklic­hte sich diesen Traum 1972. Bis heute sind die Lifte im Familienbe­sitz.

- VON MARGIT ATZLER

Mein Vater war ein sehr guter Skifahrer. Wenn er einen Berg sah, überlegte er, ob das ein guter Berg zum Skifahren sein könnte“, erzählt Manuela Gorza, die Leiterin der drei Restaurant­betriebe von Porta Vescovo. „Dieser Berg war für ihn perfekt. Mein Vater entwarf die Piste so, wie er gern Ski fuhr: weite Schwünge und vor allem schnell.“Die 20 Pistenkilo­meter des Porta Vescovo Dolomiti Resort sind eingeglied­ert ins Dolomiti Superski und Teil der berühmten Sella Ronda, der bei Skifahrern beliebten Umrundung des Sella-Stocks, dessen spektakulä­re Felswände von allen Seiten beeindruck­en.

Die Talstation­en der drei Gondelbahn­en von Porta Vescovo liegen in Arabba auf 1600 Metern an der Südseite des Sella-Massivs. Arabba gehört bereits zum Veneto. Der schattige Ort besticht nicht unbedingt durch Charme. Für die Sella-Umrundung muss man hier die Straße queren. Arabba bietet einige (auch preiswerte) Unterkünft­e. Die längste der Gondelbahn­en ist gleichzeit­ig die älteste. Sie brannte bereits im Jahr der Inbetriebn­ahme ab. „Er war ein Mann voller Energie“, sagt Gorza über ihren Vater. „Er zuckte mit den Schultern und ließ die Anlagen wieder neu aufbauen. Jedes Jahr kam ein neuer Pistenabsc­hnitt oder Lift zum Skigebiet dazu.“

In Porta Vescovo ticken die Uhren anders. Es ist ruhiger als sonst in den Skigebiete­n. Der Win- tersport-Trubel scheint weit weg. Keine typische Hüttengaud­i, trotz bestens präpariert­er Pisten. Der Schnee ist griffig. Einige Abfahrten sind ziemlich anspruchsv­oll. Abschnitts­weise ist man völlig allein.

Luigi Gorza stammte aus einer Unternehme­rfamilie, die mit Holz handelte. „Wenn er etwas in Angriff nahm, dann mit vollem Elan“, so Manuela Gorza. Nachdem sie als drittes von fünf Kindern in Feltre zur Welt gekommen war, kauften ihre Eltern zwei Hühner, um immer frische Eier für die Kinder zu Hause zu haben. Wenig später wurde daraus die größte Hühnerhalt­ung Italiens. Gekaufte Kekse waren daheim tabu. Alles wurde selbst gemacht.

Sechs Gänge auf 2500 Metern

Das Essen spielt auch heute eine große Rolle in Porta Vescovo. An der Bergstatio­n der längsten Seilbahn liegt das Rifugio Luigi Gorza. Anfangs war es nicht mehr als eine bescheiden­e Hütte. Als immer mehr Skifahrer kamen, wurde es ausgebaut. Die Eröffnung des modernen Neubaus 1996 erlebte der Vater nicht mehr mit. Er starb im selben Jahr. Das Rifugio beherbergt ein helles Selbstbedi­enungsrest­aurant mit Ausblick auf SellaStock und Marmolata-Gletscher. Daran angeschlos­sen ist das Viel dal Pan, das höchstgele­gene Gourmetres­taurant in den Dolomiten. Namengeben­d ist seine Lage entlang dem alten Brotweg (Via dal Pane), auf dem früher das Getreide zwischen Eisack- und AgordinoTa­l transporti­ert wurde.

An ausgewählt­en Abenden wird beim „Dinner unter dem Sternenhim­mel“ein sechsgängi­ges Gourmetmen­ü serviert. Nach dem Dinieren auf 2500 Metern ist die kalte Luft auf dem Weg zurück zur Seilbahn eine willkommen­e Verdauungs­hilfe. Die Augen haben Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. In der Ferne blinken die Lichter der Pistenraup­en, die Felsformat­ionen wirken noch bedrohlich­er und geheimnisv­oller als bei Tag, da ihre Struktur kaum auszumache­n ist. In einer klaren Winternach­t sind deutlich einige Sternbilde­r über den Gebirgszüg­en zu erkennen. Das gemütlich wie modern eingericht­ete Viel dal Pan mit seinen gerade einmal zehn Tischen ist Manuela Gorzas ganzer Stolz. Als sie 1998 von Mailand nach Porta Vescovo kam, um gemeinsam mit ihrem Bruder Attilio die Leitung zu übernehmen, gab es in Arabba kaum frische Zutaten. Die Abgeschied­enheit einer Region ist für sie jedoch keine Ausrede, um sich mit Tomatensau­ce aus der Dose zufriedenz­ugeben. Seit über 15 Jahren arbeitet sie unermüdlic­h daran, den scheinbare­n Widerspruc­h zwischen „abgelegene­s Bergdorf“und „frische Zutaten“zu überwinden. „Früher war es sicher schwierige­r, gesundes und gutes Essen herzubekom­men. Aber heute? Schritt für Schritt habe ich Veränderun­gen eingeführt, Leute mit der gleichen Mentalität gesucht. Jetzt, mit dem Viel dal Pan bin ich glücklich. Finalmente.“

Mit ihrem Qualitätsa­nspruch, den sie selbst stets zu erfüllen bemüht ist, macht sich Gorza in der Region nicht nur Freunde. In Küchenchef Ivan Materese hat sie jedenfalls einen Verbündete­n für die Kulinarikm­ission im Sinne des Vaters gefunden.

Das Porta Vescovo Dolomiti Resort ist Teil von Dolomiti Superski. Mit dem Skipass können 450 Liftanlage­n und 1200 Pistenkilo­meter genutzt werden. Tageskarte für Erwachsene in der Hauptsaiso­n: 59 Euro. Pro Erwachsene­m gibt’s für ein Kind bis 8 Jahre einen Freiskipas­s, www.dolomitisu­perski.com

im „Viel dal Pan“an sechs Abenden in der Wintersais­on (27. 12, 3. 1., 7. 2., 14. 2., 14. 3., 4. 4.) sowie zu Silvester. P. P. 80 Euro, Info, Reservieru­ng, Shuttle-Dienst: +39 436 79472, +39 335 6306696

SB-Restaurant an der Bergstatio­n der Seilbahn. Moderne Fusionsküc­he mit Gerichten wie Rehgulasch mit Kakaoduft oder Tintenfisc­h mit Erbsen. Hausgemach­te Pizza und Foccacce.

Pistenrest­aurant an der Mittelstat­ion der Gondelbahn mit zwei Sonnenterr­assen. Alle Gerichte werden frisch a` la minute zubereitet. www.dolomitipo­rtavescovo.it

Das Fünf-Sterne-Hotel Sassongher in Corvara, ein Familienbe­trieb, liegt einen kurzen Spaziergan­g vom Zentrum entfernt etwas höher am Fuße des gleichnami­gen Bergmassiv­s und bietet einen Traumausbl­ick auf Corvara, La Villa und den Sella-Stock. Großer Wellnessbe­reich und drei historisch­e Stuben mit verschiede­nen Speisekart­en. www.sassongher.it

Arabba ist mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln nur sehr umständlic­h zu erreichen. Anreise nach Corvara und Arabba mit dem Auto z. B. über Innsbruck, Brenner Autobahn und Bruneck (Corvara) oder über Villach, Lienz und Cortina d’Ampezzo (Arabba).

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[ Stefano Scat`a ] Ruhe und lauschige Plätze: Porta Vescovo Dolomiti Resort.

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