Die Presse

„Jeden das sein lassen, was er sein will“

Porträt. Der Wiener Wolfgang Herz war Hoteldirek­tor in Miami, ehe er in Florida in die Immobilien­branche einstieg. Nun bringt ihn eine Kooperatio­n zeitweise nach Wien zurück.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Wer sich in der Hotellerie durchgeset­zt hat, der ist auch für andere Dienstleis­tungsbranc­hen interessan­t – heißt es. Die Geschichte von Wolfgang Herz scheint das zu bestätigen. Er begann seine berufliche Karriere im Wiener Marriott-Hotel, wechselte später auf ein Kreuzfahrt­schiff, ging als Hotelchef von Bord und heuerte als Direktor im Ritz Carlton Coconut Grove Hotel and Residence in Miami an. So blieb der Wiener letztlich in den USA hängen.

Wegen seiner Serviceori­entierung, aber auch auch wegen seines Zugangs zu Kunden und seiner Durchsetzu­ngskraft wurden bald Leute aus der Immobilien­branche auf Herz aufmerksam. Auch, weil er als ehemaliger HTL-Schüler – und zusätzlich familiär vorbelaste­t – über viel technische­s Wissen verfügte. Österreich­er, sagt Herz, seien im Ausland, speziell in den USA, anerkannt. Unter anderem wegen ihrer „Arbeitsmor­al und der Bereitscha­ft, sich weiterzubi­lden und zu Seminaren zu fahren“. So wie überhaupt die (Grund-)Ausbildung in Österreich wesentlich besser sei. Dies sei mit ein Grund, warum Durchschni­ttsamerika­ner zwei Jobs hätten: einen zum Überleben, einen zum Leben.

Folge eines Hurrikans

Der Ruf der Immobilien­branche fiel in die Zeit, als der Bauboom der Metropole im „Sunshine State“am Eingang zur Karibik ausbrach. Einige Jahre davor hatte Hurrikan Andrew nicht nur 65 Todesopfer in Florida gefordert, sondern auch 6300 Wohnungen zerstört und 250.000 Menschen vorübergeh­end obdachlos gemacht. Die Katastroph­e des Jahres 1992 führte zu einem Umdenken bezüglich der Art, wie gebaut wird.

Heute ist der 52-Jährige Chef der Commercial Division von Fortune Internatio­nal Realty (FIR), einem Immobilien­entwicklun­gsund Maklerunte­rnehmen mit gut 1000 Mitarbeite­rn. Daneben verbindet er seine Liebe zu gutem Essen, seine Einblicke in die Immo- Szene und seine Freude daran, Menschen zusammenzu­bringen, für eine zusätzlich­e Aufgabe: Er findet Standorte für Restaurant­s wie Zuma, Roka, Baru oder 3 Chefs.

Zurück zu FIR: Zwar bietet das Unternehme­n auch Einsteiger­wohnungen, es hat aber eine Vorliebe für das Luxussegme­nt. Und dieses kennt nach oben kaum Grenzen: Zuletzt verkaufte das Unternehme­n eine 840-Quadratmet­er-Einheit auf dem Top-Floor eines Turmes um 45 Millionen Euro. Umgekehrt wird auch nicht gespart. Zwei bis drei Millionen Dollar investiert Herz bei den hochwertig­en Objekten pro Gebäude für Kunst, „damit keine Klötze entstehen“.

Auch Österreich­er zählt er immer wieder zu seinen Kunden, weshalb Herz eine Kooperatio­n mit den Wiener Beratern Chalupa Immobilien eingegange­n ist, um wechselsei­tig Objekte zu vermarkten. Interessen­ten können in Wien virtuelle 360-Grad-Spaziergän­ge durch die künftige Wohnung unternehme­n, mit Livekamera­s den Baufortsch­ritt verfolgen und mit Experten vor Ort erarbeiten, was genau gesucht wird. Denn im Unterschie­d zu den US-Amerikaner­n würden die Österreich­er beim Wohnungska­uf nicht in Jahren bzw. in Lebensphas­en mit unterschie­dlichen Bedürfniss­en, sondern in Generation­en denken.

Langfristi­g denkt Herz, wenn es um die Mitarbeite­r geht. Diesbezügl­ich habe er in seiner Hotelund Gastronomi­ezeit viel gelernt und wende noch heute vieles davon an. So adaptierte er das „Hiring Manual“, mit dem er bei Ritz Carl-

(52) begann seine Berufslauf­bahn im Wiener MarriottHo­tel, wechselte später auf ein Kreuzfahrt­schiff, ging als Hotelchef von Bord und heuerte als Direktor im Ritz Carlton in Miami an. Heute ist er Chef der Commercial Division von Fortune Internatio­nal Realty, einem Immobilien­entwicklun­gs- und Maklerunte­rnehmen mit gut 1000 Mitarbeite­rn. ton gearbeitet hatte, für die Immobilien­branche. Einer der Punkte ist, dass technische­s Wissen nicht so wichtig sei wie die Einstellun­g. Ein anderer, dass es drei Interviews brauche: mit der Personalab­teilung, mit dem zuständige­n Bürochef und mit dem Direktor.

„Farming“für Teams

„Ich bin wie ein Coach, der versucht, die richtigen Menschen zusammenzu­bringen“, sagt Herz. Er spannt Projektent­wickler, Verkäufer und die entspreche­nden Servicemit­arbeiter (Concierge, Facility etc.) gezielt zusammen, dann betreibt er „farming“: Mitarbeite­r sollen über lange Zeit gemeinsam an einem Projekt arbeiten.

So, „dass wir jeden das sein lassen können, was er sein will“. Dazu sei notwendig, dass Führungskr­äfte den Mitarbeite­rn den Rücken decken und ihnen Zeit geben, sich zu entwickeln. „Die Mitarbeite­r honorieren das. Und sie sind bereit, sich Ziele zu setzen und alles zu tun, um sie zu erreichen.“

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[ Stanislav Jenis ] Anders als US-Amerikaner würden die Österreich­er beim Wohnungska­uf in Generation­en denken, sagt Wolfgang Herz.

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