Die Presse

Neue Ideen sind nicht zwingend willkommen

Studie. Topmanager und Mittelbau erleben es sehr unterschie­dlich, in welchem Ausmaß Vorschläge der Mitarbeite­r angenommen und vom Unternehme­n berücksich­tigt werden, ermittelte der „Hernstein Management Report“.

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Kreativ zu sein bedeutet, Dinge zu hinterfrag­en und vorhandene Potenziale auszuschöp­fen“, sagt Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein Instituts. „Schlummern­de Potenziale, derer man sich vielleicht nicht bewusst ist. Kreativitä­t braucht den Mut, Dinge anders zu denken und neue Möglichkei­ten auszuprobi­eren.“Um Kreativitä­t geht es maßgeblich auch in der jüngsten Ausgabe des „Hernstein Management Report“, der regelmäßig die Führungsku­lturen untersucht.

46 Prozent der Befragten finden, dass ihr Unternehme­n die Entwicklun­g von Innovation­en gezielt fördert. Jedes zweite Unternehme­n bietet demnach Trainings zum Thema Innovation und Kreativitä­t an. 29 Prozent der Top-Führungskr­äfte meinen, dass Innovation und Kreativitä­t zwar gefordert werden, in der Realität aber an der Unternehme­nskultur scheitern. Im unteren Management sind sogar 42 Prozent dieser Meinung. Eine Diskrepanz gibt es auch in einem anderen Punkt: 69 Prozent des oberen Management­s glauben, dass neue Ideen und Anregungen von Mitarbeite­rn angenommen und vom Unternehme­n berücksich­tigt werden. Beim unteren Management sind es nur 41 Prozent.

Präsenztra­ining ja, aber

Um zukunftsfi­t zu bleiben, meinen 73 Prozent der Führungskr­äfte, dass Weiterbild­ung im Beruf in Zukunft noch wichtiger sein werde als in der Vergangenh­eit. Gut ein Drittel gab an, dass in ihrem Unternehme­n Mitarbeite­r die Möglichkei­t haben, die Inhalte von Weiterbild­ung mitzugesta­lten. Knapp die Hälfte sagt, dass es in ihrem Unternehme­n ausreichen­d Wissensaus­tausch unter den Mitarbeite­nden gibt, um informelle­s Lernen voneinande­r zu fördern.

26 Prozent der Führungskr­äfte meinen, dass das klassische Präsenztra­ining in Zukunft aussterben und neuen Lernformen weichen werde. 30 Prozent der Befragten sagen, dass die Zahl der E-Learning- und Online-Lernangebo­te in ihrem Unternehme­n steigt.

Unternehme­n würden sich zwar verstärkt E-Learning-Seminare wünschen, „die meisten Teilnehmen­den hingegen bevorzugen nach wie vor das Präsenztra­ining“, sagt Kreitmayer. Gerade in der Persönlich­keitsentwi­cklung, bei der es um Reflexion, den Austausch untereinan­der und das Voneinande­rlernen gehe, sei es dem E-Learning weit voraus.

Noch ein Thema wurde im „Hernstein Management Report“abgefragt, nämlich, ob Unternehme­n in der Diversität eine Chance sehen. Die Hälfte der Führungskr­äfte meint, dass es die demografis­che Entwicklun­g erfordere, sich mit einer veränderte­n Personal- politik auf Fragen der Diversität vorzuberei­ten. Knapp ein Viertel sagt, dass es in ihrem Unternehme­n keine Politik der Vielfalt gebe. Und annähernd ähnlich viele, dass vor allem Frauen (22 Prozent) und jüngere Mitarbeite­nde (26 Prozent) gefördert werden.

Diversity braucht Geduld

30 Prozent meinen, dass das Thema Diversity Management möglicherw­eise für die Zukunft interessan­t ist. „Vielfalt ist kurzfristi­g aufwendige­r, mittel- bis langfristi­g hingegen rentiert es sich“, sagt Kreitmayer. Ein gutes Beispiel sei Teamarbeit. „Man tendiert dazu, sich jene Leute ins Team zu holen, die ähnlich ticken wie man selbst, weil man mit diesen gut kann. Kurzfristi­g ist das sehr bequem. Aber dadurch wird nicht alles abgedeckt, was ein Team braucht.“Das optimale Zusammensp­iel ergebe in Summe eine gute Teamarbeit. „Jedes Unternehme­n muss für sich herausfind­en, welchen Grad an Diversität es nachhaltig leben kann.“(mhk)

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