Warum auch Essenslieferanten Entwickler suchen
Digitalisierung. Wer Konsumenten, Hersteller und Lieferanten vernetzen will, braucht Programmierer. Doch die sind schwer zu finden. Und wer mit Logistik zu tun hat, der darf auch die Meteorologie nicht vergessen.
Die Österreicher verbringen laut Statistik Austria täglich 1:23 Stunden mit der Nahrungsaufnahme. Sie geben rund elf Prozent ihres Haushaltsetats dafür aus. Und sie lassen gern auswärts kochen und essen dann doch zu Hause.
Was nach analogem Lieferservice klingt, kommt in der Praxis nicht ohne Digitalisierung aus. Schließlich sollen Konsumenten, Hersteller und Lieferanten optimal vernetzt werden, Dateneingaben, die immer wieder Fehlerquellen darstellen, reduziert und die Transparenz (wie lange dauert es, bis die in Österreich besonders gern bestellte Pizza Margherita auf dem Teller liegt) maximiert wird. Ja, sogar die Wetterdaten fließen in die Programmierung ein, denn wenn es regnet, wird mehr bestellt, und es werden mehr Lieferanten benötigt. So passiert es zum Beispiel bei der Plattform Mjam, dem Platzhirsch bei den Lieferservices in Wien, die auch in 160 österreichischen Orten aktiv ist.
Arbeitssprache Englisch
Die Plattform sucht so wie das Gros der Unternehmen, die computerbasierte Produkte und Dienstleistungen anbieten, Fachkräfte für die Entwicklung. „Wir tun uns schwer, gute Leute zu finden“, sagt Michael Hagenau. Er ist der Österreich-Geschäftsführer des 2008 in Wien gegründeten Unternehmens, das mittlerweile zum Delivery-HeroKonzern zählt. Dieser wiederum ist kürzlich in Berlin an die Börse gegangen. Schon jetzt fischt Hagenau im Ausland nach Talenten. Von sei- nen rund 60 Mitarbeitern spricht die Hälfte kein Deutsch. Weshalb man auch Englisch als Arbeitssprache gewählt hat.
Derzeit zielt Hagenau bei der Personalsuche noch auf junge Mitarbeiter ab, auch wenn die aus der Generation Y nicht leicht zufriedenzustellen sind. Noch, sagt er, denn früher oder später würden auch ältere Mitarbeiter interessant werden, weil ja auch die Truppe mitaltere. Das klingt für ein „Startup, das gerade einmal die Matura gemacht hat“, wie Hagenau es formuliert, sehr abgeklärt.
Abgeklärt ist auch sein Zugang zum Thema Planung: Im Unternehmen lege man die Ziele lediglich für ein Quartal im Voraus fest. Zu unvorhersehbar sei der langfristige Blick. Das Quartal selbst werde wieder in zweiwöchige Einheiten geteilt. Hagenau nennt sie Sprints, in Anlehnung an agile Management-Theorien. Die würden dann zum Teil von zu Hause aus erledigt. Um die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter dennoch im Auge halten zu können, fragt er einmal im Monat ihre Zufriedenheit ab. (red.)