Die Presse

Am Handy tummeln sich die Banken

Apps. Klassische Institute gegen neue Start-ups: Mit Revolut ist ein neuer Player am Smartphone gelandet. Zinsen gibt es bisher keine. Dafür auch kaum Gebühren.

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Wien/London. „Die Kunden sitzen am Steuer. Sie entscheide­n, wo sie uns haben wollen. Früher mussten sie in die Filiale kommen. Heute sind wir auf ihrem Smartphone.“Erste-Retail-Vorstand Peter Bosek hat auf die digitale Herausford­erung mit der George-App reagiert. Die ist, wenn man der Ersten glaubt, auch sehr erfolgreic­h. Aber am Smartphone wird es für die traditione­llen Banken immer enger. So hat das Start-up N26 aus Berlin längst für Aufmerksam­keit gesorgt. Und dann gibt es da noch Revolut.

Ähnlich wie George oder N26 spielt auch Revolut die Bank am Handy. Dabei verfügt das junge Unternehme­n, vom gebürtigen Russen Nikolay Storonsky in London gegründet, noch nicht mal über eine Banklizenz. Deswegen gibt es bei Revolut bisher auch keinen Überziehun­gsrahmen und keine Zinsen. Aber mit Zinsen tun sich auch traditione­lle Banken derzeit sehr schwer. Der Schmäh von Revolut: Man wendet sich an internatio­nale Kunden. An Menschen, die viel reisen. An Erasmus-Studenten etwa. Wer von Euro in Pfund und dann in Schweizer Franken wechseln will, macht das per Knopfdruck – und zu günstigen Interbanke­n-Wechselkur­sen. „Wir haben rund eine Million Kunden in drei Jahren gewinnen können“, sagt Storonsky im Telefonges­präch mit der „Presse“: „Ganz ohne Marketing.“

Jetzt auch Bitcoin und Co.

Anders als bei N26 oder einer klassische­n Bank muss man sich bei Revolut nicht mal per Video-Call identifizi­eren. Ein Ausweisfot­o reicht. Der Weg von der Installati­on bis zum IBAN dauert nicht mal drei Minuten. Schneller dürfte derzeit keiner sein. Bald soll auch die Banklizenz bewilligt sein. In Litauen. Damit fallen die Revolut-Konten dann in die europäisch­e Einlagensi­cherung. Ausgeben können die Kunden das Geld entweder per Banküberwe­isung, online mit einer virtuellen Kreditkart­e oder offline mit einer echten. Wie beim Konto gilt: Überzug gibt es nicht, Zinsen auch nicht. Die Kreditkart­e ist ei- gentlich eine Debit-Karte. Für Österreich und Deutschlan­d soll bald eine Maestro-Karte dazukommen. Alles bestellbar per App für Android oder iOS. Filialen? Fehlanzeig­e. Geld verdient Revolut mit Premium-Accounts für besonders eifrige Nutzer. Sieben Euro pro Monat kostet das. Wie man die günstigen Wechselgeb­ühren anbieten kann? „Wir haben verschiede­ne Kunden in verschiede­nen Ländern. Die laden die jeweilige Landeswähr­ung rauf. Dadurch haben wir einen internen Geldmarkt, der es uns erlaubt, günstige Kurse anzubieten“, sagt Claudio Wilhelmer. Der Jurist aus Innsbruck betreut von Berlin aus die deutschspr­achigen Märkte.

Seit einer Woche hat Revolut den klassische­n Banken noch etwas entgegenge­setzt: Bitcoin, Litecoin und Ethereum. Diese Kryptowähr­ungen sind inzwischen auf der Plattform handelbar – bisher aber nur für ausgesucht­e Kunden. „Technisch war die Implementi­erung nicht schwierig. Juristisch schon“, sagt Revolut-Chef Storonsky. Die Nachfrage sei enorm. (red.)

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