Biotechnologie im Blickfeld
Zertifikate. Neue Krebstherapien und günstige Bewertungen auf der Börse machen den Einstieg – etwa mit Zertifikaten – in den US-Biotechnologiesektor wieder interessant.
Wien. Inzwischen liegt es mehr als zwei Jahre zurück, dass die Biotechnologieindizes aus den USA ihre historischen Höchststände erreicht haben. Doch danach sorgten gleich zwei Themen für einen Rücksetzer.
Zum einen gerieten die Aktien in den Sog der allgemeinen Marktkorrektur von Ende 2015. Zum anderen belastete die Sorge darüber, wie es politisch nach den US-Präsidentschaftswahlen mit der Branche weitergehen könnte. Schließlich drohte eine strengere Preisregulierung.
Eine Kurserholung bei den Branchenaktien hat seither zwar eingesetzt, die Zuwächse erfolgten aber in kleinen Schritten. Dabei gäbe es eine Menge Potenzial: „Auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses waren Biotech-Aktien Ende 2017 günstiger als in den meisten Zeiträumen der vergangenen 20 Jahre“, sagt Evan McCulloch, Chefaktienanalyst bei der Franklin Equity Group.
Mehr Zulassungen
Wichtige mögliche Treiber gibt es jedenfalls genug. „Allein heuer wurden gegenüber dem Vorjahr mehr neue Arzneimittel zugelassen, einschließlich der Genehmigung einer völlig neuartigen Krebstherapie durch die US-Zulas- sungsbehörde FDA“, zeigt McCulloch auf. Im Rekordjahr 2015 wurden ganze 45 Mittel zugelassen.
Im Vorjahr sank die Zahl auf 22, heuer wurden bereits 38 Zulassungen erreicht. Obendrein konnten Preissteigerungen durchgesetzt werden. Und selbst von politischer Front könnte es Unterstützung für die Branche geben, ist der Marktexperte überzeugt: „Obwohl US-Präsident Donald Trump seiner Unzufriedenheit über zu hohe Preise von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln Luft gemacht hat, legen seine jüngsten Andeutungen nahe, dass seine Gesundheitspolitik überraschend wohlwollend ausfallen könnte.“
Auch gebe es einige übergeordnete Trends, die dem Gesundheitswesen und dem Biotechnologiesektor Unterstützung bieten sollten. Einer davon umfasst die demografische Entwicklung. Denn die Weltbevölkerung altert vor allem in den Industrieländern, und die Gruppe der älteren Menschen verbraucht deutlich mehr Produkte und Dienstleistungen zur Gesundheitsvorsorge.
Auf Ebene der einzelnen Unternehmen sehe man zudem große Fortschritte in der Forschung in den Bereichen Gentherapie und Krebs. „Bedeutende Innovationswellen spiegeln die exponentiellen Fortschritte in der Grundlagenforschung und im Verständnis der Humanbiologie wider, die allmählich Früchte tragen“, so McCulloch, der auf entsprechende Titel ein Auge wirft.
Nebst einem Fondsinvestment können Anleger auch mittels Zertifikaten auf die weitere Entwicklung des US-Biotechnologiesektors setzen, etwa auf den NYSE Arca Biotechnology Index. Dieser setzt sich aus 30 Aktien aus den USA zusammen. Und zwar nicht nur aus kleinen Biotech-Schmieden, sondern durchaus auch aus bekannteren Namen wie Acadia, Illumina, United Therapeutics und Gilead Sciences. Ein entsprechendes Indexzertifikat bietet etwa Goldman Sachs an (DE000GS0J012).
Übernahmen beflügeln Kurs
Tatsächlich hat allein Gilead Sciences Ende August angekündigt, Kite Pharma aus den USA übernehmen zu wollen. Damit möchte Gilead im Markt für eine spezielle Krebstherapie mitmischen. Bislang war das Unternehmen vor allem auf die Therapie von Infektionskrankheiten wie Hepatitis spezialisiert. Anleger können dabei gehebelt auf die weitere Entwicklung über ein Faktorzertifikat setzen. Jenes von Morgan Stanley (DE000MF1HEM8) hat einen Faktor von zwei. Steigt der Aktienkurs von Gilead also um ein Prozent, legt das Zertifikat um zwei Prozent zu.
Doch gilt diese Formel auch bei sinkenden Kursen, weshalb das Zertifikat bei einem Verlust erst einmal prozentuell ein gutes Stück aufholen muss, bevor es wieder ins Plus kommt. Zudem müssen Anleger bei beiden Zertifikaten das Währungsrisiko beachten.