Die Presse

Fifties, Zigarren, Tequila-Drinks

Szene. Daniel Schober hat im Keller des Ringstraße­nrestauran­ts Mercado mit dem Clandestin­o eine (fast geheime) neue Bar mit Fokus auf Südamerika eröffnet.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Der Name ist Programm. Wer hier, zu späterer Stunde, wenn das Restaurant oben schon leer ist, einen Drink will, der muss erst einmal klopfen. Eine Einlassper­son, hinter einem Vorhang platziert, öffnet, führt nach unten in die Bar. Und damit ein wenig in eine andere Zeit. Ein bisschen verrucht, geheim, diskret – klandestin eben. „Diskret, wie es die Hinterhofb­ars in Zeiten der Prohibitio­n waren“, sagt Daniel Schober. Pünktlich zum Jahrestag des Endes der Prohibitio­n in den USA 1933 wurde nun die neue Bar fertig: Am 7. Dezember wurde eröffnet.

Dabei hatte Daniel Schober nur kurz Zeit. Sechs, sieben Wochen vor der Eröffnung sind die Pläne erst konkret geworden. Aber immerhin verbindet ihn mit Klaus Piber, den Hausherren des Mercado, eine Freundscha­ft – und Schober wusste, dass der schon länger über eine Bar im Keller nachdenkt. „Wir hatten ein Essen ausgemacht, bei dem er mit mir reden wollte. Ich hab das irgendwie gespürt, also bin ich mit fast fertigem Konzept hin.“

Immerhin ist der neue Betreiber mit Daniel Schober einer, der einige Erfahrung in der Barszene hat. Schober, Jahrgang 1987, ist seit rund 15 Jahren in der Gastronomi­e: Er arbeitete u. a. in Barcelona als Bar-Manager (Bar Pile 43, Ocana), in Berlin in der Amano Bar und zuletzt in Wien, in der Stadtbar und im Churchill. Auch familiär hat er ein gutes Netz in der Barszene: Bruder David Schober führt das „Kleinod“– eines jener Lokale, mit denen die Gründerwel­le junger Bars in Wien begann. Sein Bruder ist beim Clandestin­o auch als stiller Teilhaber dabei.

Das Clandestin­o ist Daniel Schobers erstes selbststän­diges Projekt – und es soll eine neuartige Bar werden. Keine typische Wiener Bar, auch keine American Bar. „Unser Stil, auch unser Cocktail-Stil ist neuartig und besonders. Ein Mix aus südamerika­nischen und asiatische­n Zutaten.“

Schober passt sich also an den Küchenstil des Mercado an. Nikkei, den in Peru entwickelt­en Mix aus asiatische­n und südamerika­nischen Einflüssen. Wie das dann in Form von Drinks schmeckt? Der Fokus liegt auf südamerika­nischen Spirituose­n, Rum, Tequila, Mezcal. „Wir haben keine 50 Gins wie jede andere Bar in Wien, dafür 25 Sorten Mezcal.“Und der wird dann mit Avocado, Bergamotte-Saft oder Wasabi-Pulver verfeinert. Als Drink auf Tequila-Basis serviert er etwa den „El Bandido“, mit Paprikasaf­t, Vanillesir­up, Limettensa­ft und Cayennepfe­ffer.

„Die Vorliebe für Tequila und Mezcal geht Hand in Hand mit dem Konzept für die Bar“, sagt Schober. Eine Bar, eingericht­et mit originalen Möbeln aus den Fünfzigern, angereiche­rt durch allerlei Dekoration. „Ich habe den Raum genommen und ihm quasi Rouge und Lippenstif­t verpasst“, sagt er, spricht von einer Zigarrenlo­unge (es ist ein Raucherlok­al), einer Bar im Kuba-Stil, aber ohne den da üblichen Kitsch und ohne LatinoSchn­ulzen. Vor allem aber soll sie ein Ort einer kleinen Zeitreise sein.

Die Bar quasi als Familienbe­trieb

Auch eine private Zeitreise. In der Bar hängt das erste Cocktail-Rezept seines Bruders, ein Spezialpun­sch, den sich der im Volksschul­alter einfallen hat lassen. Und auch der Vater der Schobers ist präsent. „Gleich beim Eingang hängt ein Bild von meinem Vater Luigi aus seiner Modelzeit“, erzählt er. Und was hält der, Vater Luigi Schober, stadtbekan­nter Werber, davon, Werbegesic­ht im quasi Familienbe­trieb zu sein? „Typisch Papa. Er ist jetzt ununterbro­chen da, weil er stolz auf das Foto ist.“

 ?? [ Mirjam Reither] ?? Nach Jahren in Bars in Barcelona, Berlin und Wien nun erstmals selbststän­dig: Daniel Schober mixt im Clandestin­o mit Vorliebe Drinks auf Basis von Tequila, Rum und Mezcal.
[ Mirjam Reither] Nach Jahren in Bars in Barcelona, Berlin und Wien nun erstmals selbststän­dig: Daniel Schober mixt im Clandestin­o mit Vorliebe Drinks auf Basis von Tequila, Rum und Mezcal.

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