Weihnachten: Für viele Menschen ist das die einsamste Zeit im Jahr
Das Fest der Familie ist für immer mehr Menschen eine Zeit, in der sie das Alleinsein als besonders schmerzhaft empfinden. Aber es gibt Wege aus der Einsamkeit.
Wovor haben die Österreicher am meisten Angst, wenn sie an das Alter denken? Man würde vermuten, vor Armut oder Krankheit. Nein, es ist die Einsamkeit. Dies ergab eine kürzlich veröffentlichte Studie des market-Instituts. Die Furcht vor Einsamkeit im Alter ist durchaus berechtigt.
Immer mehr Menschen haben im Alter keine Angehörigen mehr, durch Tod des Partners oder Scheidung. Es gibt immer weniger lebenslängliche Bindungen, Partnerschaften auf Zeit nehmen zu, und am Schluss ist man oft allein. Immer mehr Österreicherinnen und Österreicher haben keine Kinder, entweder gewollt oder ungewollt. Durch den Trend zur Kleinfamilie gibt es immer weniger Großfamilien, Verwandte, Geschwister, Neffen oder Cousinen.
Selbst wenn man sich nicht immer gut versteht, lebenslänglich verbunden ist man letztlich vor allem mit der Familie. Verwandte bilden im Idealfall ein Netz, das einen emotional auffängt.
Wir wissen, dass die Menschen immer älter werden, die Politik muss sich intensiv mit der Überalterung der Gesellschaft beschäftigen. Man macht sich Gedanken über die finanzielle Absicherung, also die Pensionen, und über die Pflege. Alles dreht sich um das Geld, um die Finanzierung des Alterns. Aber wie finanziert man Maßnahmen gegen die Einsamkeit?
Hier tut die Politik das Gegenteil, in Verein mit der Wirtschaft und der Gewerkschaft. Von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden Kinder als Belastung statt als Bereicherung wahrgenommen. Der Druck auf die Familie steigt: beruflicher Stress, teurer Wohnraum, unsichere Beschäftigungsverhältnisse. Die Familie wird immer weniger als schützenswert angesehen. Etliche Maßnahmen fördern geradezu den Zerfall der Familie.
Das beginnt bei der Familien eklatant benachteiligenden Steuergesetzgebung und endet bei der Altersarmut von Müttern, die mehrere Kinder großgezogen haben und deshalb nicht oder nicht voll erwerbstätig sein konnten. Eine adäquate Absicherung ist nur durch den Erwerb möglich, Familienarbeit kommt in diesem Denkschema nicht vor.
Im Fokus stehen Maßnahmen, die die Separierung fördern statt die Zeit miteinander: Mütter und Väter sollen möglichst Vollzeit arbeiten, Teilzeit ist unerwünscht. Die Kleinkinder sollen derweil in der Krippe abgegeben werden, ganztägig im Kindergarten und danach in der Ganztagsschule. Dies ist derzeit von allen Parteien so gewollt, man beugt sich angeblichen Anforderungen der Wirtschaft. Viele Unternehmen haben jedoch längst erkannt, wie wichtig die Familienzeit für zufriedene und effiziente Mitarbeiter ist.
In der Rushhour des Lebens ist Einsamkeit nicht so deutlich spürbar. In dieser Phase ist man durch die Arbeit abgelenkt, hat Kontakte durch Arbeitskollegen und Geschäftspartner. Doch diese Beziehungen sind nur oberflächlich und fallen mit der Pensionierung weg. Beziehungen brauchen Zeit, und wenn ich sie mir im Laufe des Lebens nicht nehmen will oder nicht nehmen kann, dann sind sie im Alter einfach nicht vorhanden, dann gibt es niemanden. Sich einen Hund zuzulegen, kann zwar ein wenig trösten, ist aber kein Ersatz für menschliche Zuwendung und Beziehung.
Mit der Gründung einer Familie, mit der Pflege von Freundschaften und Beziehungen kann man der Einsamkeit entgegenwirken. Kinder zu haben oder sich um Nichten und Neffen zu kümmern, ist eine schöne Aufgabe. Es ist anstrengend und bedeutet viel Verzicht, aber es lohnt sich.
Es gibt Wege aus der Einsamkeit. Sie bestehen darin, nicht darauf zu warten, bis sich jemand um mich kümmert, sondern von sich aus etwas für andere zu tun. Am Anfang steht die Frage, wo kann ich mithelfen? Was kann ich für andere tun? Ganz gleich, wie und wo man sich einbringt, man bekommt immer mehr zurück, als man gegeben hat. Freude schenken macht Freude, schafft Beziehungen und baut der Einsamkeit vor.