Die Presse

Der Aufstieg Indiens

Wachstum. 2018 könnte der Subkontine­nt die fünftgrößt­e Wirtschaft­smacht werden. Bremsklotz sind die faulen Kredite der Banken.

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Der Subkontine­nt steigt zur fünftgrößt­en Wirtschaft­smacht auf.

London. Indien wird nach Einschätzu­ng von Ökonomen 2018 Großbritan­nien und Frankreich überholen und zur fünftgrößt­en Wirtschaft­smacht der Welt aufsteigen. Das ergab eine Studie des britischen Forschungs­instituts CEBR.

Die Experten, die Bruttoinla­ndsprodukt­e in Dollar gerechnet verglichen, prognostiz­ieren auch, dass Großbritan­nien zunächst hinter Frankreich hinterherh­inken und es 2020 wieder überrunden wird. Die negativen Effekte des Brexit dürften nicht so stark ausfallen wie befürchtet, heißt es in der Untersuchu­ng.

China überholt 2032 USA

Auf Platz eins der größten Volkswirts­chaften wird China die USA erst im Jahr 2032 ablösen, sagen die Forscher voraus. Das wäre ein Jahr später als bislang berechnet. Die Auswirkung­en der Handelspol­itik von US-Präsident Donald Trump dürften nicht so gravierend ausfallen wie erwartet, meinen die Ökonomen. Russland attestiere­n sie eine zu große Abhängigke­it vom Energiesek­tor. Daher werde das Land in der Rangliste der Wirtschaft­smächte bis 2032 auf den 17. Platz zurückfall­en. Derzeit ist Russland die Nummer elf.

In Indien scheint sich die Wirtschaft nach fünf enttäusche­nden Quartalen in Folge zu erholen. Von Juli bis September wuchs das Bruttoinla­ndsprodukt im Jahresverg­leich um 6,3 Prozent. Chef-Statistike­r T.C.A. Anant nennt das starke Wachstum eine „bedeutende Trendwende“. Im zweiten Quartal hatte sich das Wirtschaft­swachstum auf 5,7 Prozent verlangsam­t – der niedrigste Wert seit drei Jahren. Vor allem der Ende 2016 angeordnet­e Austausch großer Geldschein­e sowie die neue, einheitlic­he Mehrwertst­euer hatten das Wirtschaft­swachstum der drittgrößt­en Volkswirts­chaft Asiens gebremst.

Die im Sommer eingeführt­e Mehrwertst­euer GST ersetzt die unterschie­dlichen Steuersätz­e in den 29 indischen Bundesstaa­ten. Vor allem die vielen indischen Kleinhändl­er kritisiert­en die neuen Auflagen als zu komplizier­t.

Anfang November hatte Regierungs­chef Narendra für einen Knalleffek­t gesorgt: Im Kampf gegen die Korruption wurden praktisch über Nacht die alten 500- und 1000-Rupien-Scheine für ungültig erklärt. Die Maßnahme sorgte wochenlang für Bargeldeng­pässe und lange Schlangen vor den Banken. Der Konsum ging dadurch zurück.

Ein Klotz am Bein von Indiens Wirtschaft sind die faulen Kredite der indischen Banken. Im ersten Halbjahr stieg das Volumen um 4,5 Prozent auf die Höchstmark­e von umgerechne­t rund 123 Mrd. Euro. Das war zwar weniger als das Plus von 5,8 Prozent im Halbjahr zuvor. Aber die Regierung Modi bekommt das Problem schwer in den Griff. Die Risikokred­ite schmälern den Gewinn der Banken und dämpfen die Vergabe neuer Kredite vor allem an kleinere Firmen. Modi, der sich 2019 der Wiederwahl stellen will, steht unter Druck. Er versprach, bis dahin Millionen neuer Jobs zu schaffen. (ag)

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[ AFP ] Jubel: Am Dienstag erreichte der Börseninde­x Sensex einen neuen Rekordstan­d.

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