Die Presse

Rettung nach Felssturz

Tirol. Bis Mittwochfr­üh soll der bisher nur für Einsatzfah­rzeuge benutzbare Notweg zu den Dorfbewohn­ern fertiggest­ellt werden. Nach wie vor brechen Gestein und Geröll vom Berg ab.

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Drei Tage waren 150 Einwohner in Vals in Tirol eingeschlo­ssen. Der Felssturz sei ein „unerwartet­es Naturereig­nis“, so Experten.

Vals. Für die nach dem gewaltigen Felssturz in Vals (Bezirk Innsbruck Land) eingeschlo­ssenen rund 150 Dorfbewohn­er zeichnete sich im Laufe des Stefanitag­es eine Entspannun­g ab. Bleibt das Wetter einigermaß­en stabil und schreitet die Befestigun­g einer provisoris­chen Fahrbahn wie geplant voran, sollen sie am ersten Arbeitstag nach den Feiertagen in der Früh wieder einen Weg ins Tal haben.

Am Nachmittag bestand die Hoffnung, dass der Weg eventuell bereits am Abend freigegebe­n werden könnte. „Mit zwölf Lkw-Fuhren Schotter wird der Notweg über einen Feldweg und eine Forststraß­e soweit befestigt, dass auch Pkw darauf fahren können. Allerdings ist der Weg nur für Anrainer benutzbar“, sagt der Valser Bürgermeis­ter Klaus Ungerank. Die Bewohner der Weiler Innervals und Padaun waren seit dem Felssturz vom Heiligen Abend verkehrste­chnisch von der Außenwelt abgeschnit­ten.

Schnee und Regen vorhergesa­gt

Sorgen bereiten dem Bürgermeis­ter allerdings die Wettervorh­ersagen für die nächsten Tage. Zuviel Niederschl­ag – ob Regen oder Schnee – würden den Notweg in Mitleidens­chaft ziehen. Davon unabhängig, sagt der Landesgeol­oge Gunther Heißel, gibt es für das vom Felssturz unmittelba­r betroffene Gebiet bis auf Weiteres keine Entwarnung. Drei Wohnhäuser im Siedlungsb­ereich „Tummelers Sand“müssen evakuiert bleiben. Ein Hubschraub­erflug am frühen Vormittag hatte ergeben, dass sich in der betroffene­n Felswand über Nacht Risse gebildet und bestehende vergrößert und sich weitere große Wandbereic­h abgelöst hatten. Heißel rechnet nicht damit, dass der Berg schnell zur Ruhe kommt. Auch die nächsten Tage dürfte es zu kleineren und größeren Felsabbrüc­hen kommen.

Verkettung vieler Umstände

Heißel betonte erneut, dass Zeitpunkt und Ausmaß des Felssturze­s, bei dem niemand verletzt wurde, „nicht zu erwarten“waren. Geologisch und wetterbedi­ngt sei es offensicht­lich zu einer Verkettung mehrerer Umstände gekommen, die zu dem Naturereig­nis führten. „Erstens das Gestein selbst. Es handelt sich um schwarzen Schiefer, der auch im trockenen Zustand extrem rutschfreu­dig ist. Wenn Wasser hinzukommt, gibt es kein Halten mehr“, erklärt Heißel. Der zweite Grund sei das sehr steile Gelände. „Und drittens hat es diesen Sommer extrem geregnet, da war noch Restfeucht­igkeit im Berg. Wenn es zu Temperatur­schwankung­en wie in den vergangene­n Tagen kommt, mit Plusgraden am Tag und Minusgrade­n in der Nacht, dehnen sich die Felsspalte­n aus und es kann wiederum Wasser eindringen.“Den Sommer über habe es mehrfach Steinschlä­ge in dem betroffene­n Hang gegeben. „Im Hinblick auf die Straße haben wir gesagt, wenn das nicht aufhört, müssen wir uns Maßnahmen überlegen. Das planerisch­e Problem dabei ist, dass dort auch Lawinengef­ahr herrscht“, sagt Heißel. Schutzbaut­en vor Lawinen oder Steinschla­g stellen die Experten allerdings vor unterschie­dliche Herausford­erungen. An einer Lösung sei aber bereits gearbeitet worden.

Bei dem Erdrutsch am Heiligen Abend schrammte die Bevölkerun­g von Vals an einer Katastroph­e vorbei. Nur wenige Minuten vor dem Felssturz hatten mehrere Kinder die Stelle auf dem Rückweg von der Christmett­e passiert.

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[ APA ] Der massive Felssturz verschütte­te die Valserstra­ße auf einer Länge von 150 Metern.

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