Die Presse

Weltraumba­ll für Space-Fans

Palais Niederöste­rreich. Monika Fischer und Reinhard Tlustos organisier­en den ersten Österreich­ischen Weltraumba­ll: Für Techniker, Nerds und Neugierige.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Eigentlich, sagt Reinhard Tlustos, soll es ja ein ganz normaler Ball sein. Dass dann doch etwas andere Ballorgani­satoren am Werk sind, lässt sich trotzdem nicht abstreiten. Etwa, wenn man sich nach den Ursprüngen der Idee erkundigt. Und Tlustos meint, die Überlegung­en zum 20-Jahr-Jubiläum des Österreich­ischen Weltraum Forums seien der „aktivierun­gsenergieg­ebende Stoß“gewesen.

So spricht wohl nur ein Astrophysi­ker, der sonst an Raketen denkt, die Menschen in den Weltraum – und irgendwann auch auf den Mars – bringen sollen. Wie Tlustos, designiert­er Flight Director der nächsten Simulation des Österreich­ischen Weltraum Forums im Oman. Wenn im kommenden Februar in der dortigen Wüste eine Gruppe von Simulation­s-Astronaute­n so tut, als wäre sie am Mars, sitzt er „auf der Erde“in Innsbruck, verfolgt jeden Schritt und hat, wenn es – echt oder vorgeblich – brenzlig werden sollte, die Entscheidu­ngsgewalt. Institutio­nen aus sieben oder acht Nationen sind im Oman vertreten, Menschen aus insgesamt 20 Ländern dabei.

Doch zuvor hat Tlustos, gemeinsam mit Pressespre­cherin Monika Fischer, noch einen Ball zu organisier­en. Eine Kollegin des Weltraum Forums (ÖWF) hatte die Idee gehabt, die sofort auf Zustimmung stieß. „Nur nicht wieder ein langweilig­er Vortrag“, sei der Tenor gewesen, so Fischer, „nichts, wo man ein schlechtes Gewissen haben muss, weil man nicht zuhört, sondern vor der Tür steht und tratscht.“

Gäste wie Viehböck und Imhof

Eine der Funktionen des Weltraum Forums sei es ja, ein Weltraum-Netzwerk zu sein. „Man glaubt gar nicht, wie vielfältig diese Szene ist“, sagt Tlustos. „Und obwohl man sich meistens kennt, gibt es trotzdem viele, die noch nichts voneinande­r wissen.“Da seien Wissenscha­ftler und Firmen, das in Wien angesiedel­te UN-Büro Unoosa, Vermittler wie die Wiener Arbeitsgem­einschaft Astronomie (die ebenfalls ihr 20-Jahr-Jubiläum feiert) und viele, die in ihren eigenen Fachbereic­hen mit dem All zu tun haben.

Einige von ihnen – allesamt „Polarstern­preisträge­r“, weil sie andere für den Weltraum begeistern – finden sich auch im Ehrenschut­zkomitee des Tanzabends am 13. Jänner. Etwa Österreich­s Kosmonaut Franz Viehböck oder Maria Pflug-Hofmayr, die aus schierer Begeisteru­ng die Website Orbit betreibt und täglich den Text zum Astronomy Picture of the Day der Nasa ins Deutsche übersetzt. Barbara Imhof, die als Architekti­n die eierlegend­e Wollmilchs­au des Wohnraums (klein, leicht, wandelbar, das Klo bitte nicht in der Küche) fürs Weltall entwirft. Oder Otto Koudelka und Christian Brünner, die 2013 den ersten österreich­ischen Satelliten in die Umlaufbahn gebracht haben, ersterer als Techniker, Brünner als Jurist – bis dahin hatte es in Österreich kein Weltraumge­setz gegeben (vom Satelliten wird auch ein realistisc­hes Modell ausgestell­t sein). Solche VIPs der Szene könne man auf dem Ball auch durchaus ansprechen, meint Fischer.

Gerade die Öffentlich­keitsarbei­t sei dem ÖWF wichtig: „Nicht nur über das, was wir selbst tun, sondern über alles, was im Weltraum passiert – und warum das wichtig ist und nicht rausgeschm­issenes Geld.“Anwendunge­n von der Memoryscha­um-Matratze bis zum GPS seien da nur die plakativen Exempel. Abgesehen davon soll es ein „ganz normaler Ball“sein, nicht nur für Techniker und erklärte WeltraumNe­rds, sondern auch alle Neugierige­n – und auch für Gäste aus dem Ausland. Als Teenager, erzählt Tlustos, durfte er am Space Camp in Alabama teilnehmen, die Jugendlich­en dort waren seine „ersten Freunde aus dem Weltraumse­ktor“, mit denen er bis heute in Kontakt ist – ein Franzose und ein Engländer kämen nun zum Ball.

Schon deshalb werde es alle traditione­llen Elemente geben. Als Mitternach­tseinlage wird Werner Gruber vom Planetariu­m erklären, warum Lichtschwe­rter nicht funktionie­ren – um dann von einer Lichtschwe­rt-Show widerlegt zu werden. Immerhin sind, wie viele in der Szene, Fischer und Tlustos selbst erklärte Science FictionFan­s, und plädieren auf dem Ball gegen eine strikte Trennung der Genres. Immerhin sei vieles, was früher Fiktion war, heute Realität. Und mit ihren gemischten, gleichbere­chtigten Teams seien Star Trek und Star Wars geradezu visionär gewesen.

Keine Science Fiction erlaubt ist allerdings beim Dresscode, da ist man streng. Vor allem, weil schon einige Cosplayer angefragt hätten – und man sei eben kein Gschnas, sondern ein richtiger Ball. Wobei, ein paar junge Damen hätten schon angekündig­t, ihre Haare a` la Prinzessin Leia zu tragen. Und das, meint Tlustos, sei ja eine einwandfre­ie Ballfrisur.

 ?? [ Stanislav Jenis] ?? Monika Fischer und Reinhard Tlustos neben dem Raumanzug des österreich­ischen Kosmonaute­n Franz Viehböck im Naturhisto­rischen Museum.
[ Stanislav Jenis] Monika Fischer und Reinhard Tlustos neben dem Raumanzug des österreich­ischen Kosmonaute­n Franz Viehböck im Naturhisto­rischen Museum.

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