Die Presse

Deutsche Konzerne steuern auf Rekordjahr zu

Studie. Der Gewinn der 100 umsatzstär­ksten Unternehme­n steigt um gut ein Fünftel auf 109 Mrd. Euro. Die Old Economy dominiert und da wiederum die Autokonzer­ne VW, Daimler und BMW.

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München. Skandal hin oder her: Volkswagen hat infolge von „Dieselgate“möglicherw­eise Kratzer am Image erhalten – die Position als umsatzstär­kster börsenotie­rter Konzern Deutschlan­ds konnte den Wolfsburge­rn niemand streitig machen.

Nicht nur VW, sondern die 100 größten gelisteten Unternehme­n Deutschlan­ds steuern auf ein Rekordjahr zu: Ihr Gesamtumsa­tz kletterte schon in den ersten drei Quartalen im Vorjahresv­ergleich um knapp sieben Prozent auf 1,25 Billionen Euro, wie eine am Dienstag veröffentl­ichte Analyse der Beratungsg­esellschaf­t Ernst&Young ergab. Noch stärker, um 21 Prozent auf 109 Mrd. Euro, legte der Gewinn zu.

Ernst&Young analysiert­e die Entwicklun­g der 100 umsatzstär­ksten börsenotie­rten Unternehme­n Deutschlan­ds von Jänner bis September 2017. Banken und Versicheru­ngen sind nicht einbezogen.

Generell liegen die Autobauer vorn: Volkswagen, Daimler und BMW sind die umsatzstär­ksten börsenotie­rten Unternehme­n Deutschlan­ds. Beim Gewinn führen der Studie zufolge Daimler und VW – vor der Deutschen Telekom und BMW.

Kleine sind profitable­r

Die höchsten Margen fahren aber kleinere Unternehme­n ein: Der Flughafenb­etreiber Fraport schaffte ein um Sondereffe­kte bereinigte Ebit (Ergebnis vor Steuern und Zinsen)-Marge von 24 Prozent. Die Pharmakonz­erne Bayer und Merck kamen ebenso wie die Bayer-Abspaltung Covestro auf eine Marge von 20 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Großkalibe­r kommt der Analyse zufolge aus Nordrhein-Westfalen und Bayern. Dort haben 30 beziehungs­weise 25 Konzerne ihren Hauptsitz. Baden-Württember­g ist mit 15 Unternehme­n vertreten.

Die Studie spiegelt auch die sehr gute Wirtschaft­slage wider: „Von den 100 umsatzstär­ksten Unternehme­n schafften 76 einen Ge- winnanstie­g, sogar 84 konnten ihren Umsatz erhöhen“, resümiert EY-Geschäftsf­ührungsmit­glied Mathieu Meyer. „Bemerkensw­ert ist die branchenüb­ergreifend positive Entwicklun­g – alle Sektoren können derzeit am Aufschwung partizipie­ren.“

Auch für 2018 ist Meyer optimistis­ch: „Die Konjunktur hat sich in diesem Jahr überrasche­nd positiv entwickelt und in ganz Europa an Tiefe und Breite gewonnen. Davon profitiert gerade die exportorie­ntierte deutsche Industrie.“Viele deutsche Unternehme­n arbeiteten am Rande ihrer Kapazitäte­n. Mindestens bis zur Jahresmitt­e dürfte es auf diesem hohen Auslastung­sniveau noch weitergehe­n, prognostiz­ierte Meyer.

Mehr denn je wird das Ranking von der „Old Economy“dominiert: 57 der 100 umsatzstär­ksten Unternehme­n stammen aus klassische­n Industrieb­ranchen wie Maschinen- und Automobilb­au sowie Bergbau, Chemie und Energiever­sorgung. Ob das ein deutsches bzw. europäisch­es Spezifikum ist? Schwer zu sagen, da EY keine Vergleichs­zahlen aus den USA lieferte. Die IT-Branche ist hingegen wie im Vorjahr mit nur fünf Unternehme­n vertreten, die Zahl der Medienunte­rnehmen sinkt von vier auf drei, während die Zahl der Telekommun­ikationsun­ternehmen von zwei auf drei steigt.

Immerhin stockten 71 Prozent der deutschen Top-Unternehme­n auch die Belegschaf­t auf: Insgesamt beschäftig­ten sie Ende September weltweit knapp 4,9 Millionen Menschen, das waren 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch bei den Beschäftig­ten liegt VW vorn: Beim Autokonzer­n waren Ende September 610.000 Menschen beschäftig­t – zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auf Rang zwei und drei folgen die Deutsche Post (465.000) und Siemens (372.000). Das stärkste organische Beschäftig­ungswachst­um verzeichne­te der Online-Händler Zalando, der die Zahl der Mitarbeite­r um 26 Prozent erhöhte. (red.)

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