Die Presse

Hier bezaubern nur Stimmen, nicht Bilder

Charmanter Papageno und koloraturs­ichere Königin der Nacht bei der „Zauberflöt­e“in der Staatsoper.

- VON THERESA STEININGER

Bezaubernd – das mögen andere Inszenieru­ngen von des Wieners liebster Mozartoper sein. In Moshe Leisers und Patrice Cauriers Version ist die Szenerie karg, was vielleicht die Konzentrat­ion auf die Stimmen stärkt. Die aktuelle Serie bringt dabei einige Rollendebü­ts, von denen zwei hervorstec­hen: Thomas Tatzl, dessen Papageno überhaupt sein erster Auftritt in der Staatsoper ist, gibt einen quirligen, aber auch belustigen­d-ängstliche­n Vogelfänge­r. Er zeigt Charme und Witz, wirft sich einmal einem Zuschauer im Parkett auf den Schoß und fängt echte Tauben, macht anderersei­ts das Duett mit Pamina durch seinen warmen Bassbarito­n zu einem Höhepunkt des Abends.

In der stark reduzierte­n Inszenieru­ng vor einer kahlen, dunklen Bühnenwand braucht es eben umso mehr einen mitreißend­en Papageno. Mit Falltüren und Feuerwerks­körpern, wie man sie zur Zeit der Uraufführu­ng liebte, wollte das Regieduo wohl Vorstadtth­eatergefüh­l von anno dazumal aufkommen lassen. Kein Sternenhim­mel, für den Auftritt der Königin der Nacht müssen zwei Mondsichel­bruchstück­e genügen. Dafür schweben die drei Knaben an Seilen herein. Lacher gibt es auch für die tanzenden, einander umarmenden Bären, die Tamino (solide: Jörg Schneider) mit seiner Flöte zähmt, wie für die Polizisten/Wächter, die Papageno mit seinem Glockenspi­el zum Tanzen bringt und die plötzlich wie bei den Ballets Trockadero im Ballett-Tutu davonsprin­gen.

Bezsmertna: berührende Pamina

Wenn auch inszenator­isch nicht alles aufgeht, für die aktuelle Besetzung lohnt sich der Besuch. Allen voran ist Olga Bezsmertna­s Pamina lyrisch-berührend, ihr sanfter, einschmeic­helnder Sopran eignet sich hervorrage­nd für diese Rolle. Auch wenn es für manch einen vielleicht eigentümli­ch wirkt, dass die zarte, junge Hila Fahima ihre Mutter verkörpert – und die Deutung als erschöpfte Diva mit Stöckelsch­uh in der Hand Fragen offen lässt – so sind es die gekonnt gesetzten, nie scharfen Kolorature­n dieser israelisch­en Sopranisti­n, die an diesem Abend sängerisch am meisten beeindruck­en. Eine junge, frische, flexible Stimme, die dennoch zu großer Wucht fähig ist. Rene´ Pape ist als Sarastro eine Kapazität. Adam Fischer am Pult sorgt für flotte, zupackende Tempi. Adrian Eröd verleiht der oft unterschät­zten Sprecher-undPrieste­r-Rolle Würde. Eine „Zauberflöt­e“also, die nicht durch Bilder, sondern durch Stimmen bezaubert.

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