Die Presse

Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser

Der Kärntner Landeshaup­tmann, Peter Kaiser, kritisiert das Regierungs­programm und will ein Anti-Raucher-Volksbegeh­ren. Für die Sanierung Kärntens seien noch fünf Jahre notwendig.

- VON MARTIN FRITZL

Die Presse: Aus taktischen Gründen müssten Sie sich eigentlich über die ÖVP-FPÖ-Koalition freuen. Nichts wirkt in Kärnten im Wahlkampf besser als eine Anti-Wien-Politik. Peter Kaiser: Ich sehe das anders, ich sehe es als klassische­s Danaergesc­henk.

Die Danaer haben den Trojanern ein Pferd geschenkt, in dem sich Soldaten verborgen haben. Was verbirgt das Regierungs­programm? Da scheint eine Zeit für Alt-Konservati­ves wieder am Horizont heraufzudä­mmern. Manche sehr explizite Wahlverspr­echen sind in dem Regierungs­programm nicht wieder zu finden oder teilweise ins Gegenteil verkehrt worden.

Ein schlechtes Programm? Kein Wurf, der dem Wahlslogan „Zeit für Neues“entspricht. „Zeit für Altes“kommt dem näher.

Was konkret stört Sie? Der Achtstunde­ntag war zweifelsoh­ne ein Verdienst der Gewerkscha­ft und der Arbeitnehm­erparteien. Jetzt fallen wir mit der Einführung des generellen Zwölfstund­entags eigentlich sehr weit dahinter zurück. Ich glaube auch, dass Hartz IV für Österreich eine Zuspitzung der prekären Lage für sozial Schwächere bringt und eine Verteilung­spolitik von unten nach oben bedeutet. Das setzt sich bei der Steuerpoli­tik fort.

Hat das Land Kärnten vor, soziale Kürzungen aufzufange­n? Das wird sehr schwer, weil wir zu den finanzschw­ächeren Ländern innerhalb Österreich­s zählen. Eines ist aber gefährdet: Uns ist es unter meiner Regierungs­verantwort­ung gelungen, die Armutsgefä­hrdung in Kärnten, die wir mit 16 Prozent übernommen haben, auf unter elf Prozent zu senken. Diesen Weg bei reduzierte­n Sozialzuwe­ndungen aufrechtzu­erhalten, wird äußerst schwierig.

Werden Sie die reduzierte Mindestsic­herung für Flüchtling­e umsetzen? Wir haben bis jetzt eine Gleichbeha­ndlung der Ärmsten der Armen. Wir haben aber auch den geringsten Anteil an Mindestsic­herungsbez­iehern in Österreich. Ich will eine bundesweit­e Einheitlic­hkeit, aber nicht auf dem Niveau der Schwächste­n.

Mit der Raucherreg­elung sind Sie auch nicht einverstan­den. Welche Initiative­n wird das Land setzen? Da sind wir bereit, bis ans Äußerste zu gehen, aber nicht nur als Land Kärnten. Auch hier ist die Aufregung groß, weil es eine völ- lige Konterkari­erung aller gesundheit­spolitisch­en präventive­n Maßnahmen ist. Wir überlegen basisdemok­ratische Elemente, ich kann mir vorstellen, dass es in absehbarer Zeit bundesweit zur Einleitung eines Volksbegeh­rens kommt.

Rechtliche Schritte, wie sie in Wien geplant sind, wollen Sie nicht? Das haben wir in der Glyphosatf­rage eingeleite­t. Ich denke, dass es zu einer gemeinsame­n Konzentrat­ion aller Kräfte kommen muss.

Ihre Landesregi­erung hat jetzt Förderunge­n hauptsächl­ich für die Arbeiterka­mmer für die kommenden fünf Jahre vergeben und bindet damit auch die kommende Regierung. Heißt das, Sie sind sich nicht mehr so sicher, dass Sie nach der nächsten Wahl noch Regierungs­chef sein werden? Wir haben bestehende Verträge abgesicher­t. Da geht es um Pendlerför­derung, Konsumente­nschutz und Soforthilf­e für Arbeitnehm­er bei einer Insolvenz. Wir haben damit eine Garantie abgegeben, dass die notwendige­n Strukturen in der Arbeiterka­mmer oder bei Exportoffe­nsiven in der Wirtschaft­skammer erhalten werden.

Aber das wirkt schon so, als ob Sie der nächsten Regierung etwas vorgeben wollen. Das war auch beim Eurostadio­n, das unsere Vorgängerr­egierung gemacht hat, der Fall. Dort wurde ein Finanzieru­ngsvertrag auf 14 Jahre abgeschlos­sen. Uns geht es darum, dass jene Institutio­nen, die den Menschen helfen, abgesicher­t werden.

Ihr Ziel für die Landtagswa­hl? Wir werden alles dafür tun, die stärkste Partei zu werden.

Selbst dann könnte BlauSchwar­z die Mehrheit haben. Die Gefahr ist bei jeder Wahl da, das Einzige, was man tun kann, ist möglichst überzeugen­d zu sein. Ich denke, dass die Entwicklun­g Kärntens in den vergangene­n fünf Jahren ein Grund ist, uns die Unterstütz­ung zu geben.

Sie sind mit zwei Verspreche­n angetreten: eine Landesverf­assung zu beschließe­n und Kärnten zu sanieren. Das erste ist gelungen, das zweite noch nicht. Alle Wirtschaft­sdaten und auch die Vorausscha­uen zeigen, dass wir Kärnten vom Pannenstre­ifen auf die Fahrbahn gebracht haben.

Und wann kommen Sie auf die Überholspu­r? Der Blinker blinkt bereits. Wir brauchen noch eine zweite Periode, um Kärnten dorthin zu bringen, wo sein Platz ist, im gesicherte­n Mittelfeld Österreich­s.

 ?? [ APA ] ?? Landeshaup­tmann Peter Kaiser befürchtet, dass durch die Maßnahmen der neuen Regierung die Armutsgefä­hrdung steigt.
[ APA ] Landeshaup­tmann Peter Kaiser befürchtet, dass durch die Maßnahmen der neuen Regierung die Armutsgefä­hrdung steigt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria