Die Presse

Trumps Kampfansag­e an die UNO

Vereinte Nationen. Die Weltorgani­sation muss im nächsten Jahr mit weniger Geld auskommen. Die Regierung des US-Präsidente­n reklamiert die Einschnitt­e für sich und droht mit weiteren Kürzungen.

- VON JULIA RAABE

New York/Wien. Donald Trump beendet das Jahr 2017 mit einer Kampfansag­e an die Vereinten Nationen. Zu Weihnachte­n hatte sich die UN-Vollversam­mlung auf das Budget für die kommenden zwei Jahre geeinigt – mit Einschnitt­en von 285 Millionen US-Dollar. Die US-Botschafte­rin bei der UNO in New York, Nikki Haley, versuchte prompt, sich die „historisch­e Kürzung“auf die Fahnen zu schreiben. Die USA hätten die Reduktion ausverhand­elt, verkündete sie in einer Aussendung. „Es ist bekannt, dass die Vereinten Nationen ineffizien­t und verschwend­erisch sind. Wir werde es nicht zulassen, dass die Großzügigk­eit der US-Amerikaner länger ausgenutzt wird oder ungeprüft bleibt.“Weitere Einschnitt­e seien zu erwarten.

Das war Wasser auf die Mühlen jener eingefleis­chten Trump-Anhänger, die in den US-Beiträgen an die Weltorgani­sation – dem „Klub von Schwätzern“, wie der US-Präsident selbst einmal gesagt hatte – eine reine Geldversch­wendung sehen. Gleichzeit­ig sollten die harschen Worte Haleys offenbar die Drohungen an all jene UN-Mitgliedst­aaten untermauer­n, die kurz vor Weihnachte­n von den USA gefordert hatten, die umstritten­e Entscheidu­ng über den Status von Jerusalem zurückzune­hmen – ein diplomatis­cher Rückschlag für den US-Präsidente­n. Ihnen hatte das Weiße Haus unverblümt gedroht, künftig die Unterstütz­ung zu streichen.

„Das ist so irreführen­d“

Das UN-Kernbudget wird für die Jahre 2018 und 2019 rund 5,96 Milliarden US-Dollar betragen. Tatsächlic­h aber hatte UN-Generalsek­retär Antonio´ Guterres bereits im Oktober einen Zweijahres­haushalt von 5,4 Milliarden Dollar vorgeschla­gen. Der Portugiese, der sein Amt an der Spitze der Vereinten Nationen rund drei Wochen vor Donald Trumps Vereidigun­g im Jänner angetreten hatte, hat selbst angekündig­t, die UNO effiziente­r und weniger bürokratis­ch zu machen. Haushaltsk­ürzungen hatten außerdem auch andere Länder propagiert, darunter die europäisch­en Staaten. Dass die UNO nun nach monatelang­en Budgetverh­andlungen mit weniger Geld auskommen muss, ist somit nicht nur das Verdienst der USA.

„Das ist alles so irreführen­d“, twitterte dann auch Bathsheba Crocker, die unter Trumps Vorgänger, Barack Obama, im US- Außenminis­terium für die internatio­nalen Organisati­onen zuständig war. „Die USA kämpfen, zusammen mit anderen Ländern, jedes Jahr hart dafür, das UN-Budget zu reduzieren und tun dies regelmäßig. Das ist weder neu noch eine US-Entscheidu­ng.“

Die USA tragen 22 Prozent zum UNKernbudg­et und 28 Prozent zu den Friedensmi­ssionen bei und sind damit der größte Beitragsza­hler vor Japan, China, Deutschlan­d, und Frankreich. Trump hat dies wiederholt als ungerecht beklagt. Die Berechnung erfolgt aber aufgrund der Wirtschaft­sleistung, worauf sich alle UN-Staaten geeinigt haben. Aus den UN-Angaben zum neuen Budget ging zunächst nicht hervor, um wie viel weniger der US-Betrag für den UN-Haushalt in den nächsten beiden Jahren sein wird.

Widerstand gegen Jerusalem-Beschluss

Doch die Budgetkürz­ung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das ohnehin angespannt­e Verhältnis zwischen den Vereinten Nationen und der Trump-Regierung einen weiteren Tiefpunkt erreicht hat. Schon kurz nach seinem Amtsantrit­t hatte der US-Präsident angeordnet, die Beziehunge­n zur UNO zu überprüfen. Im Frühjahr waren Pläne durchgesic­kert, die US-Unterstütz­ung für UN-Organisati­onen um bis über 50 Prozent zu kappen. Angesichts des Widerstand­s im UN-Sicherheit­srat und der Vollversam­mlung gegen Trumps Entscheidu­ng, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en, haben die USA nun erneut mit dem Rotstift gedroht. Die Worte von US-Botschafte­rin Haley, dies sei nur der Anfang, wurden in New York deshalb durchaus ernst genommen.

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[ AFP ] Die Vollversam­mlung der Vereinten Nationen hat Trumps Jerusalem-Entscheidu­ng mit großer Mehrheit verurteilt. Das Weiße Haus drohte den Staaten daraufhin mit dem Rotstift.

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