Die Kaktuswüste im türkisfarbenen Wasser
Karibik. Aruba wurde zu einem sehr belebten Eiland gestylt, mit Luxusshopping, Casinos, Resorthotels. Leerer Strand lässt sich dennoch finden.
Aruba ist eine bunte Völkermischkulanz. Als eine der drei ABC-Inseln (Aruba, Bonaire, Curacao)¸ wurde sie ständig von kolonialgierigen Staaten überrannt und ausgeplündert. Die indigene Bevölkerung wurde von den Spaniern verschleppt, (der Letzte, der wieder zurückkehren konnte, starb 1836), die fast menschenleeren Inseln wurden im 17. Jahrhundert von den Niederlanden besetzt und mit Sklaven bewirtschaftet, man brachte asiatische Kontraktarbeiter ins Land, und natürlich siedelten sich auch Holländer an, die durch ihre Kaffee-, Rohzucker- und Baumwollplantagen reich wurden. Sogar einen „Goldrush“gab es hier, nach dem die Insel benannt ist: Bereits vor 500 Jahren erzählte man sich von „oro ruba“, dem roten Gold auf dieser Karibikinsel, die dann zu Aruba wurde. Im 19. Jahrhundert erinnerte man sich daran, schürfte wirklich mehr als eine Million Kilo Gold und hinterließ in Balashi eine imposante Goldmühle aus Riesenquadern. Und das Gerücht, dass noch viel rotes Gold in den Bergen zu finden sei.
Sonst ist nicht viel von dieser oft grausamen Geschichte übrig. Piraten, die hier haltmachten, werden gern in Lokalen und auf T-Shirts zitiert. Und seit 2013 wird ganz offiziell wieder Papiamento gesprochen, auch das eine Mischung, entstanden aus der Sprache der hier im 14. Jahrhundert ansässigen Sklavenhändler. Beispiele: Danke heißt „danki“, guten Morgen „bon dia“und eine Umarmung ist „un brassa“. Ja nicht verwechseln: „dushi“, süß, herzig, und „sushi“, sprich Müll.
Strand und Shopping
Strand ist viel geblieben (offiziell gibt es keinen Privatstrand, alles öffentlich zugänglich), unglaublich blaugrünes karibisches Meer und bizarre Felsen, Kakteenwälder, die das Halbwüsteneiland bewachsen, und freundliche Einwohner aller Hautfarben. Offiziell ist Aruba selbstständiger Teil der Niederlande, bedeutet also viel Tourismus aus Holland. Aber vor allem Amerikaner wälzen sich kurzbehost durch die Shoppingcenter und Malls der Riesenhotels, in denen alle Luxusmarken, die man dringend braucht, ihre Couture und ihr Schmuck feilgeboten werden.
Ein einziger Strand ist nicht öffentlich, er „gehört“zum Renaissance Hotel. Es liegt strandlos direkt an der Hafenstraße und hat deshalb für seine Gäste eine ganze Insel gepachtet: Renaissance Island. Ein Bootshuttleservice, das dank eigens überwölbter Wasserstraße direkt in der Empfangshalle anlegt, bringt alle dorthin, wo sechs Flamingos verloren herumstaksen, die eigens am Inselstrand hingestellt wurden – ein spezielles Feature, das auch Nicht-Renaissance-Gäste anlocken soll. Für diese kostet der Besuch wohlfeile 90 Dollar, die man sich unbedingt sparen sollte. Denn kaum ist man angekommen und hat es sich am weißsandigen Strand gemütlich gemacht, bebt und donnert es schon mehr als ungemütlich und landet ein Flugzeug in wenigen hundert Metern Entfernung: Die Insel liegt parallel zur Landebahn, am Wochenende etwa starten und landen Flieger 50-mal am Tag. Die Insel der wohl tauben Flamingos.
So wird man dort nur wenige Einheimische finden. Sie treffen sich gern am Wochenende am Eagle Beach, einem endlosen Sandstrand, der alles hat, was man in der Karibik so erwartet: türkises Meer, Wassersport und um sechs Uhr morgens, wenn die Sonne aufgeht und das Licht den Strand rosa färbt, ganze Gruppen von Pelikanen, die sich schnabelüber ins Wasser stürzen – die schönste Zeit des Tages für viele Arubaner. Da sollte man sich rechtzeitig aufmachen. Auch, um einmal den Sonnenaufgang an einem besonders pittoresken Küstenstreifen zu erleben, am Moro Beach, wo Wellen rund um trotzige Felsen gischten. Wer erleben will, was solche Wellen anrichten können, sollte unbe- dingt zum Andicuri Beach fahren: Bis heute finden sich dort erschütterte Arubaner ein, die eines ihrer Naturwunder betrauern, das 2005 ohne Ankündigung mit einem Riesenrumpler zusammengebrochen ist: die Natural Bridge, heute Broken Bridge, einst ein 30 Meter langer Felsbogen, in Jahrhunderttausenden ausgewaschen, dessen noch heute wehmütig am 2. September gedacht wird.
Was kann man sonst noch auf Aruba machen? Man kann sich, wenn man es wirklich will, in den Trubel von Oranjestad werfen, mit Riesenkreuzfahrtschiffen im Hafen, mit ständigen Verkehrsstaus und der passenden Luft dazu. Viel gibt es dort nicht zu sehen, außer den erwähnten Shoppingmalls und Luxushotels. Man kann natürlich am Strand liegen und den ständig leise (um die Osterzeit manchmal etwas lauter) fächelnden Wind genießen, wassersporteln, mit Kanufahrten zwischen Mangrovenwurzeln, in versunkenen Schiffen tauchen, sur-