Fahrprüfung für Touristen?
Australien. Nach zahlreichen Unfällen von Ausländern, die den Linksverkehr nicht gewohnt sind, plädieren Politiker für strengere Regeln für Touristen, die Autos mieten wollen.
Canberra. Nach mehreren schweren Verkehrsunfällen allein in jüngster Vergangenheit werden in Australien Stimmen laut, die strengere Regeln für Touristen fordern, die Auto fahren wollen. Vor allem die letzten zwei Monate (in „Down under“herrscht Hochsommer) waren mit Unfällen gespickt.
Besonders häufig knallt es auf den endlosen, immer wieder gewundenen, auf Dauer einschläfernden Überlandstraßen entlang der Küsten etwa von New South Wales, Queensland, und speziell auf der „Great Ocean Road“im Süden des Bundesstaates Victoria, die wegen der Ausblicke übers Meer, Nationalparks und berühmter Felsformationen bei Urlaubern beliebt ist. Mitte Dezember starb allein dort mindestens ein den Linksverkehr nicht gewohnter Europäer, weil er auf der falschen Fahrbahn fuhr und mit einem Lkw zusammenstieß.
Autofahren in „Oz“ist für Urlauber mit Rechtsverkehrshintergrund nicht immer einfach (wenngleich es schnell erlernbar ist). Man fährt schließlich am anderen Ende der Welt links so wie etwa in Großbritannien und Irland. Dazu lenken beeindruckende Landschaften, Naturschauspiele, großartige Ausblicke und herzige Beuteltiere die Fahrer in den ländlichen Regionen ab.
Great Ocean Road als Todesfalle
Nach dem Unfall auf der Great Ocean Road brachte ein Ex-Polizist und Lokalpolitiker das Thema auf, verstärkte Regulierungen für Urlauber einzuführen: „Innerhalb von 14 Monaten hatten wir 34 Verletzte und zwei Tote, all das in einem 20-Kilometer-Umkreis von den Zwölf Aposteln“, sagte Simon Illingworth der Lokalzeitung Geelong Advertiser. Die „Twelve Apostles“sind Steintürme vor der Küste etwa 275 Kilometer westlich von Melbourne und Hauptattraktion im Port Campbell Nationalpark an der Great Ocean Road.
Leben riskieren für Koalafotos
„Wir hatten internationale Urlauber, die ihre Autos auf Fußgängerwegen fuhren, auf Hauptstraßen hielten oder parkten, um mit Koalas Fotos zu machen. Zehn Tonnen schwere Wohnmobile fuhren mit 80 km/h auf der falschen Seite, da waren Mietautos, mit denen jemand auf Stränden stecken blieb“, sagte Illingworth. Sein Vorschlag ist, Mietautos mit einem „Links fahren“-Aufkleber auszustatten und Urlaubern ein Informationsheft über die Verkehrsregeln zu geben. Bisher können Touristen diese auf der Website„ driverknowledge tests “( siehe Link am Ende) zusammen mit einem Quiz finden.
Die australische Parlamentarierin Sarah Henderson trieb die Diskussion diese Woche weiter voran. Sie fordert, die Verkehrs verhaltens standards, die von Urlaubern verlangt werden, deutlich anzuheben.
Kaum Hürden bei Automiete und -kauf
Bisher kann jeder ein Auto mieten, der einen internationalen Führerschein hat oder einen nationalen Führerschein mit einer englischen Übersetzung. (Urlauber, die länger im Land bleiben wollen, kaufen auch häufig einen billigen Gebrauchten, um ihn später zu verkaufen, etwa auf wochenendlichen „Private Car Markets“in vielen Städten oder speziellen Car Markets, wo Touristen als Verkäufer und Käufer aufeinandertreffen. Die Sache mit der Zulassung ist extrem einfach.)
Laut der rechtsliberalen Parlamentarierin sollte es zumindest Pflichtvideos geben, die jeder fremde Autofahrer anschauen muss, bevor er ein Auto mieten darf. Auch über einen Test will sie diskutieren. Henderson kritisiert, „dass es keine Bestätigung der Fahrerfahrung von jemandem gibt, wenn er in Australien ankommt“. Urlauber seien „fahrende Zeitbomben“. Henderson, in deren Wahlkreis die Great Ocean Road liegt, sagt, dass Ausländer schon 20 Prozent aller Unfälle auf der Route verursachten.
2017 gab es so eine Debatte in Neuseeland, wo ebenfalls Linksverkehr herrscht. Eine Petition für einen Fahrtest für Fremde hat das Parlament dort aber nicht behandelt.