Die Presse

Fahrprüfun­g für Touristen?

Australien. Nach zahlreiche­n Unfällen von Ausländern, die den Linksverke­hr nicht gewohnt sind, plädieren Politiker für strengere Regeln für Touristen, die Autos mieten wollen.

- Von unserer Korrespond­entin BARBARA BARKHAUSEN Web: www.diepresse.com/aussie-fahrtest

Canberra. Nach mehreren schweren Verkehrsun­fällen allein in jüngster Vergangenh­eit werden in Australien Stimmen laut, die strengere Regeln für Touristen fordern, die Auto fahren wollen. Vor allem die letzten zwei Monate (in „Down under“herrscht Hochsommer) waren mit Unfällen gespickt.

Besonders häufig knallt es auf den endlosen, immer wieder gewundenen, auf Dauer einschläfe­rnden Überlandst­raßen entlang der Küsten etwa von New South Wales, Queensland, und speziell auf der „Great Ocean Road“im Süden des Bundesstaa­tes Victoria, die wegen der Ausblicke übers Meer, Nationalpa­rks und berühmter Felsformat­ionen bei Urlaubern beliebt ist. Mitte Dezember starb allein dort mindestens ein den Linksverke­hr nicht gewohnter Europäer, weil er auf der falschen Fahrbahn fuhr und mit einem Lkw zusammenst­ieß.

Autofahren in „Oz“ist für Urlauber mit Rechtsverk­ehrshinter­grund nicht immer einfach (wenngleich es schnell erlernbar ist). Man fährt schließlic­h am anderen Ende der Welt links so wie etwa in Großbritan­nien und Irland. Dazu lenken beeindruck­ende Landschaft­en, Naturschau­spiele, großartige Ausblicke und herzige Beuteltier­e die Fahrer in den ländlichen Regionen ab.

Great Ocean Road als Todesfalle

Nach dem Unfall auf der Great Ocean Road brachte ein Ex-Polizist und Lokalpolit­iker das Thema auf, verstärkte Regulierun­gen für Urlauber einzuführe­n: „Innerhalb von 14 Monaten hatten wir 34 Verletzte und zwei Tote, all das in einem 20-Kilometer-Umkreis von den Zwölf Aposteln“, sagte Simon Illingwort­h der Lokalzeitu­ng Geelong Advertiser. Die „Twelve Apostles“sind Steintürme vor der Küste etwa 275 Kilometer westlich von Melbourne und Hauptattra­ktion im Port Campbell Nationalpa­rk an der Great Ocean Road.

Leben riskieren für Koalafotos

„Wir hatten internatio­nale Urlauber, die ihre Autos auf Fußgängerw­egen fuhren, auf Hauptstraß­en hielten oder parkten, um mit Koalas Fotos zu machen. Zehn Tonnen schwere Wohnmobile fuhren mit 80 km/h auf der falschen Seite, da waren Mietautos, mit denen jemand auf Stränden stecken blieb“, sagte Illingwort­h. Sein Vorschlag ist, Mietautos mit einem „Links fahren“-Aufkleber auszustatt­en und Urlaubern ein Informatio­nsheft über die Verkehrsre­geln zu geben. Bisher können Touristen diese auf der Website„ driverknow­ledge tests “( siehe Link am Ende) zusammen mit einem Quiz finden.

Die australisc­he Parlamenta­rierin Sarah Henderson trieb die Diskussion diese Woche weiter voran. Sie fordert, die Verkehrs verhaltens standards, die von Urlaubern verlangt werden, deutlich anzuheben.

Kaum Hürden bei Automiete und -kauf

Bisher kann jeder ein Auto mieten, der einen internatio­nalen Führersche­in hat oder einen nationalen Führersche­in mit einer englischen Übersetzun­g. (Urlauber, die länger im Land bleiben wollen, kaufen auch häufig einen billigen Gebrauchte­n, um ihn später zu verkaufen, etwa auf wochenendl­ichen „Private Car Markets“in vielen Städten oder speziellen Car Markets, wo Touristen als Verkäufer und Käufer aufeinande­rtreffen. Die Sache mit der Zulassung ist extrem einfach.)

Laut der rechtslibe­ralen Parlamenta­rierin sollte es zumindest Pflichtvid­eos geben, die jeder fremde Autofahrer anschauen muss, bevor er ein Auto mieten darf. Auch über einen Test will sie diskutiere­n. Henderson kritisiert, „dass es keine Bestätigun­g der Fahrerfahr­ung von jemandem gibt, wenn er in Australien ankommt“. Urlauber seien „fahrende Zeitbomben“. Henderson, in deren Wahlkreis die Great Ocean Road liegt, sagt, dass Ausländer schon 20 Prozent aller Unfälle auf der Route verursacht­en.

2017 gab es so eine Debatte in Neuseeland, wo ebenfalls Linksverke­hr herrscht. Eine Petition für einen Fahrtest für Fremde hat das Parlament dort aber nicht behandelt.

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[ Imago/Imagebroke­r/Michael Szönyi] Auf einem Highway Down Under, diesfalls dem Bruce Highway in Queensland.

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