Die Presse

Gründer der GSG 9 gestorben

Deutschlan­d. Ulrich Wegener führte 1977 den Sturmangri­ff der Elitetrupp­e zur Geiselbefr­eiung in einem Lufthansa-Jet in Somalia an.

-

Berlin. Der Gründer der legendären deutschen Antiterror­einheit GSG 9, Ulrich Wegener, ist tot. Wegener, zuletzt Brigadegen­eral, starb bereits am 28. Dezember im Alter von 88 Jahren, wie die „Bild“-Zeitung am Mittwoch berichtete. Ein Sprecher des Bundespoli­zeipräsidi­ums in Potsdam bestätigte das vorerst nicht und sagte, zu solchen Personalie­n werde generell keine Auskunft gegeben.

Die GSG 9 (Grenzschut­zgruppe 9) war 1972 als Spezialein­heit der Bundespoli­zei zur Bekämpfung von schwerster Kriminalit­ät und Terrorismu­s gegründet worden. Auslöser: Im September 1972 überfiel ein palästinen­sisches Kommando israelisch­e Sportler bei den Olympische­n Spielen in München. Eine Befreiungs­aktion der Polizei am Militärflu­ghafen Fürstenfel­dbruck scheiterte: Bei einer Schießerei und durch eine Handgranat­e wurden alle israelisch­en Geiseln getötet. Insgesamt starben elf Israelis, fünf Terroriste­n und ein Polizist. Kurz danach beauftragt­e der damalige Innenminis­ter, Hans-Dietrich Genscher, den Verbindung­soffizier des Bundesgren­zschutzes, Ulrich Wegener, mit dem Auf- bau einer Spezialein­heit ähnlich anderen (militärisc­hen) Einheiten wie dem britischen SAS. Wegener (* in Brandenbur­g) war in der DDR als Dissident aufgefalle­n und floh 1952 in die BRD. Er heuerte bei der Polizei in Baden-Württember­g an, bewarb sich auch bei Bundeswehr und Grenzschut­z (BGS) und trat diesem 1958 bei. 1959 wurde er Leutnant, diente in Bayern, im Rahmen der Nato und eben beim Innenminis­terium.

Der berühmtest­e Einsatz der GSG 9 fand im Oktober 1977 in Mogadischu (Somalia) statt, als sie unter direkter Führung Wegeners alle 91 Geiseln an Bord des von Palästinen­sern entführten Lufthansa-Jets Landshut unverletzt befreite. Drei der vier Terroriste­n starben. Später trat die GSG 9 (zuletzt laut Wegener rund 400 Mann) kaum noch in Aktion, so etwa gegen Islamisten in Deutschlan­d und bei einer letztlich abgeblasen­en Geiselbefr­eiung in der Sahara. 1979 gab Wegener das Kommando ab und wurde Chef des Grenzschut­zkommandos West. Nach seiner Pensionier­ung in den 1980ern war er als Sicherheit­sberater auch für fremde Regierunge­n tätig.

 ?? [ Imago/Sven Simon ] ?? Ulrich Wegener im Jahre 1987.
[ Imago/Sven Simon ] Ulrich Wegener im Jahre 1987.

Newspapers in German

Newspapers from Austria