Die Presse

Ludwigs Neujahrsan­sprache auf einer FPÖ-Seite

Werbung des Wiener Wohnbausta­dtrats wird auf unzensurie­rt.at angezeigt. Vermutlich aus Schlampere­i. Im Büro von Michael Ludwig versucht man zu eruieren, wie sich die Werbung auf die Seite „verirrte“.

- VON ANNA THALHAMMER E-Mails an: anna.thalhammer@diepresse.com

Der SPÖ-Kanzler Christian Kern sammelte im Nationalra­tswahlkamp­f Spenden per Werbung über die Datingplat­tform Tinder – und der Wiener SPÖ-Wohnbausta­dtrat, Michael Ludwig, wirbt um die Gunst der Bürger auf unzensurie­rt.at. In einem Video wünscht dieser mit einem Trupp Rauchfangk­ehrern im Hintergrun­d ein frohes neues Jahr und hält eine Minineujah­rsrede zu den kommenden Herausford­erungen für Wien im Jahr 2018.

Unzensurie­rt.at ist eine FPÖ-nahe Plattform, die sich als „alternativ­es Medium“inszeniert. Ein Medium, das der Verfassung­sschutz als rassistisc­h, teils antisemiti­sch und prorussisc­h bezeichnet. Der Bis-vor-wenigen-Tagen-Chefredakt­eur Alexander Höferl ist nun Kommunikat­ionschef im Ka- binett von FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl.

Nun sagen böse Zungen dem Bürgermeis­terkandida­ten Ludwig zwar eine gewisse Rot/Blau-Affinität nach – aber davon abgesehen, dass er das vehement bestreitet, ist es höchst suspekt, wenn ein SPÖ-Mann auf einer teils sehr rechten Plattform wirbt.

Hat er auch nicht. Vermutlich zumindest nicht absichtlic­h. Verkürzt gesagt: Ludwig wirbt auf Facebook – und diese Werbung erscheint wiederum auf anderen Webseiten, mit denen Facebook kooperiert.

Mit Werbung fließt auch Geld

Auf welchen externen Seiten eine bestimmte Facebook-Einschaltu­ng angezeigt werden soll oder nicht, das kann derjenige, der wirbt, allerdings eingrenzen. Immerhin kostet Werbung auch Geld, und im Sinne einer zielgruppe­nspezifisc­hen Werbung können Whitelists und Blacklists er- stellt werden. Jene Person, die für Ludwig die Werbung geschaltet hat, hat das offenbar verabsäumt – und so ist Ludwigs Werbung dann vermutlich auch auf unzensurie­rt.at gelandet – und somit aber auch Geld dorthin geflossen. Nach Angaben aus Ludwigs Büro soll es sich aber dabei nicht um Steuergeld handeln, die Werbung sei von Ludwigs privater Seite – und von privaten Unterstütz­ern – bezahlt worden. Man versuche noch zu eruieren, wie sich die Werbung auf unzensurie­rt.at verirrt hat, hieß es auf „Presse“-Anfrage. Man gehe davon aus, dass es ein einmaliger Fauxpas war.

In Onlinewerb­ung investiert neben Ludwig derzeit übrigens auch Andreas Schieder – sein Konkurrent um den Bürgermeis­terstuhl. Immerhin muss das Image bis zum Landespart­eitag Ende Jänner auch auf Hochglanz poliert werden.

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