Die Presse

Erste Details zum neuen Arbeitslos­engeld

Die Sozialmini­sterin lehnt ein Hartz-IV-Modell ab.

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Wien. Nach wochenlang­en Diskussion­en, ob die neue Regierung in Österreich ein ähnliches Modell wie das deutsche Hartz-IV-System einführen wird, erfolgt nun eine Klarstellu­ng der neuen Sozialmini­sterin, Beate Hartinger-Klein (FPÖ): „Hartz IV wird es mit mir nicht geben“, sagte sie am Mittwoch. Gleichzeit­ig stellte sie Details zur Reform des Arbeitslos­engeldes vor. Denn das Regierungs­programm war dazu in vielen Punkten unklar.

Eine wichtige Neuerung ist, dass Arbeitslos­e zu Beginn mehr als die derzeit 55 Prozent des früheren Nettoeinko­mmens erhalten sollen. Im Laufe der Zeit soll die Unterstütz­ung sinken. Auf einen konkreten Zeitraum und auf einen Betrag wollte sich die Ministerin nicht festlegen. Dazu sollen „finanzmath­ematische Modelle“entwickelt werden, sagte sie zur APA. Eine weitere Änderung ist, dass die Notstandsh­ilfe abgeschaff­t werden soll. Derzeit können Arbeitslos­e, die nach Auslaufen des Arbeitslos­engeldes keinen Job gefunden haben, die Notstandsh­ilfe beantragen. Diese Hilfe wird ein Jahr lang gewährt, kann aber immer wieder verlängert werden. Langzeitar­beitslose können die Notstandsh­ilfe sehr lange beziehen.

Profiling für Arbeitslos­e

Opposition­sparteien hatten befürchtet, dass Langzeitar­beitslose nach Abschaffun­g der Notstandsh­ilfe nur noch die bedarfsori­entierte Mindestsic­herung beantragen können. Das würde die Einführung von Hartz IV in Österreich bedeuten, weil bei Bezug der Mindestsic­herung auf das persönlich­e Vermögen zurückgegr­iffen wird. Dazu erklärt die Ministerin, dass Langzeitar­beitslose das neue Arbeitslos­engeld unbefriste­t beziehen können. „Menschen, die unverschul­det auch sehr lange keinen Job finden, sollen dauerhaft Anspruch auf Arbeitslos­engeld haben.“Unklar bleibt aber, wie hoch die Unterstütz­ung für Langzeitar­beitslose ausfallen wird.

Hartinger will auf mehr Eigenveran­twortung der Arbeitsuch­enden setzen und schließt dabei verstärkte Sanktionsm­öglichkeit­en nicht aus. Ähnlich wie bei der personalis­ierten Medizin strebt die Ministerin eine personalis­ierte Arbeitsver­mittlung mit Profiling an. Damit könne etwa auf Einschränk­ungen von Personen besser eingegange­n werden. (höll)

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