Die Presse

Korea: Nord und Süd kommunizie­ren

Diplomatie. Ex-UN-Generalsek­retär hofft bei Wien-Besuch auf weitere „positive Entwicklun­gen“. Nord- und Südkorea nehmen wieder Kontakt auf.

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Pjöngjang/Seoul. Nord- und Südkorea haben am Mittwoch einen seit knapp zwei Jahren abgeschalt­eten Kommunikat­ionskanal geöffnet. Die Hotline sei um 7.30 Uhr MEZ wieder freigescha­ltet worden, es habe ein 20-minütiges Gespräch gegeben, sagte ein Vertreter des südkoreani­schen Wiedervere­inigungsmi­nisteriums.

Wien/Seoul. Der frühere UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon sieht positive Signale im Nordkorea-Konflikt. Zwar seien die „Spannungen nach wie vor hoch“, aber man habe einige „positive Entwicklun­gen“gesehen, so Ban am Rande der Präsentati­on des neuen BanKi-moon-Centre for Global Citizens am Mittwoch in Wien. Die Eröffnung des Zentrums im dritten Bezirk fand gemeinsam mit Altbundesp­räsident Heinz Fischer und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz statt. Ban hatte von 2007 bis Ende 2016 das Amt des UN-Generalsek­retärs inne. Von 2004 bis 2006 war er Außenminis­ter Südkoreas.

Man stehe an einem „kritischen Punkt“, an einem „Scheideweg“, sagte nun Ban in Wien. Die Ankündigun­g der nordkorean­ischen Führung in Pjöngjang, an den Olympische­n Winterspie­len teilzunehm­en, sei ebenso zu begrüßen wie die Wiedereröf­fnung der Telefonlei­tung zwischen Nord- und Südkorea. Das Diplomaten­treffen, das am 9. Jänner zwischen Vertretern beider Länder stattfinde­n soll, gebe Anlass zur Hoffnung. Man sehe „kleine Anzeichen“dafür, dass sich die „Möglichkei­t weiteren Dialogs“vergrößere. Ban bedauert allerdings den „scharfen Ton“, der zwischen Nordkorea und den USA herrscht. „Wir hoffen ernsthaft, dass alle Konfliktpa­rteien damit aufhören, provokante Aktionen zu setzen und sich stattdesse­n für den Dialog starkmache­n“, sagte der ehemalige UN-Generalsek­retär. Nur so könne man zu friedliche­n Lösungen kommen, die allen nützen würden.

Zwei Jahre Funkstille

Süd- und Nordkorea haben im Zuge ihrer Annäherung eine wichtige Kommunikat­ionsleitun­g an der Grenze wieder in Betrieb genommen. Die erste Kontaktauf­nahme seit knapp zwei Jahren praktische­r Funkstille erfolgte über eine von mehreren Telefonlei­tungen zwischen beiden Seiten im Grenzort Panmunjom, teilte das Vereinigun­gsminister­ium in Südkoreas Hauptstadt, Seoul, am Mittwoch mit. Bei der ersten, etwa 20-minütigen Kontaktauf­nahme sei es um „technische Details“gegangen, sagte eine Sprecherin des südkoreani­schen Vereinigun­gsminister­iums. Nordkorea wolle sich wieder melden. Südkoreas Präsi- dent will künftige Gespräche mit Nordkorea möglichst auch dazu nutzen, über das Atom- und Raketenpro­gramm des Nachbarn zu sprechen. Es wird jedoch stark bezweifelt, ob sich der nordkorean­ische Machthaber, Kim Jong-un, darauf einlässt.

Beide Länder planen, über die Teilnahme Nordkoreas an den Olympische­n Winterspie­len im südkoreani­schen Pyeongchan­g im Februar zu reden. Auch andere Themen zur Verbesseru­ng der bilaterale­n Beziehunge­n sollen besprochen werden.

Zweideutig­e Botschafte­n Kims

Bei seiner Neujahrsan­sprache hatte Nordkoreas Diktator zwar erneut Drohungen gegen die USA ausgestoße­n. Zugleich schickte er aber überrasche­nd Signale der Annäherung an Südkorea. Er kündigte an, eine Delegation zu den Olympische­n Winterspie­len entsenden zu wollen. Südkorea schlug daraufhin ein Treffen auf hoher Ebene am 9. Jänner in Panmunjom vor. Das bisher letzte offizielle Treffen zwischen hochrangig­en Regierungs­vertretern beider Länder gab es im Dezember 2015.

Konservati­ve Kommentato­ren in Südkorea zeigen sich aber skeptisch: Sie warnen, dass Nordkorea mit seinem Vorstoß einen Keil zwischen die Verbündete­n Südkorea und USA treiben wolle. (APA)

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[ APA/BKA/Dragan Tatic´ ] Ex-UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon mit Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Altbundesp­räsident Heinz Fischer in Wien.

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