Die Presse

Ministerin zeigt sich wenig erfreut

Tirol. Für die Wahl im Februar hat Günther Platter nicht viel zu befürchten. Der Sieg ist für die ÖVP nicht in Gefahr, an Koalitions­partnern mangelt es nicht. Überrasche­n könnte die Liste Fritz.

- VON KÖKSAL BALTACI

Rauchverbo­t-Aus. FPÖ-Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger-Klein hat keine rechte Freude mit dem von ihrer Partei in den Koalitions­verhandlun­gen durchgeset­zten Aus für das Rauchverbo­t in der Gastronomi­e. „Als Gesundheit­sministeri­n kann ich mich natürlich nicht so identifizi­eren mit diesem Vorschlag“, sagt sie in einem Interview mit der Austria Presseagen­tur. Sie habe aber Respekt vor der Mehrheit und habe einen entspreche­nden Parlaments­entschluss zur Kenntnis zu nehmen.

Hartinger-Klein steht als Gesundheit­spolitiker­in nicht alleine da: Die FPÖ-Nationalra­tsabgeordn­ete und Linzer Primarärzt­in Brigitte Povysil sieht das ähnlich. Sie sei über jeden Nichtrauch­er „heilfroh“. Gerade bei Jugendlich­en solle aber verstärkt auf Prävention gesetzt werden. Aber auch Povysil setzt auf mehr Aufklärung statt auf Verbote.

Innsbruck. Wie sich die Zeiten geändert haben. Wenn in Tirol am 25. Februar 2018 der Landtag neu gewählt wird, kann sich ÖVP-Landeshaup­tmann Günther Platter entspannt zurücklehn­en und auf das Ergebnis warten. Seine Partei wird wahrschein­lich zulegen (oder das Ergebnis aus dem Jahr 2013 zumindest halten), und anschließe­nd kann er sich aussuchen, mit wem er regieren will: den Grünen, der SPÖ oder der FPÖ. Einer von der „Tiroler Tageszeitu­ng“in Auftrag gegebenen aktuellen Umfrage des Instituts Research Affairs zufolge würden die Freiheitli­chen auf 24 Prozent (2013: 9,3 Prozent) kommen, die SPÖ auf 14 Prozent (2013: 13,7 Prozent) und die Grünen auf zwölf (2013: 12,6 Prozent).

2013 stand Platter noch mit dem Rücken zur Wand. Angesichts unsicherer Umfragewer­te, zweier starker Konkurrent­en im eigenen Lager (Liste Fritz und Vorwärts Tirol) und elf Listen insgesamt machte man sich in der Volksparte­i schon auf das Schlimmste gefasst – inklusive eines Koalitions­szenarios ohne ÖVP-Beteiligun­g. Bekannterm­aßen kam alles anders. Platter legte einen beachtlich­en Wahlkampf hin, kam mit minimalen Verlusten auf 39,4 Prozent, beendete die Zusammenar­beit mit der SPÖ und ging eine Koalition mit den Grünen ein.

Glücklose Felipe

Fünf demonstrat­iv harmonisch­e Jahre später kann sich die Bilanz von Schwarz-Grün sehen lassen: Mit 3,1 Prozent weist Tirol die österreich­weit niedrigste Arbeitslos­igkeit auf, mit einem Wirtschaft­swachstum von 3,4 Prozent liegt das Land deutlich über dem Bundesschn­itt. Wenig verwunderl­ich also, dass sowohl Platter als auch seine Stellvertr­eterin, die zuletzt glücklose grüne Kurzzeitbu­ndessprech­erin Ingrid Felipe, mehrfach betont haben, die Regierung auch nach der Wahl im Februar fortsetzen zu wollen – was auch lange Zeit so gut wie fix schien. Durch das katastro- phale Abschneide­n der Grünen bei der Nationalra­tswahl (auch in Tirol) und der FPÖ-Regierungs­beteiligun­g wurden die Karten aber neu gemischt.

Der Abschied aus der Landesregi­erung nach einem schwachen Ergebnis wäre für die Grünen die Fortsetzun­g einer brutalen Abwärtsspi­rale, was sie bei eventuelle­n Koalitions­verhandlun­gen bei- nahe erpressbar macht. Unter allen Umständen an der Koalition festzuhalt­en wird aber innerparte­ilich schwer durchzuset­zen sein. Weswegen sich bereits die SPÖ mit Elisabeth Blanik und die FPÖ mit Markus Abwerzger an der Spitze Hoffnungen auf eine Regierungs­beteiligun­g machen.

Vor allem die SPÖ, die sich nach jahrelange­n internen Streite- reien personell neu aufgestell­t und verjüngt hat, könnte ein dankbarer Juniorpart­ner sein, sagt der Tiroler Politikana­lyst Peter Plaikner. Zum einen, weil Platter, der mittlerwei­le der längstdien­ende ÖVP-Landeshaup­tmann Österreich­s ist, eine schwarz-rote Koalition als mögliches künftiges Bundesmode­ll präsentier­en und gleichzeit­ig seine grundsätzl­ich positive Haltung zur Sozialpart­nerschaft demonstrie­ren könnte. „Zum anderen ist SchwarzRot jenes Modell, mit dem man in Tirol eigentlich die langfristi­g besten Erfahrunge­n gemacht hat. Man weiß, mit wem man es zu tun hat“, sagt Plaikner.

Gegen eine schwarz-blaue Zusammenar­beit spricht seiner Meinung nach, „dass man den Auf und Abs der Bundesregi­erung ausgeliefe­rt wäre. Denn wer weiß, wie viel Gegenwind es noch für die türkisblau­e Koalition geben wird.“Für ihn ist jedenfalls eine schwarz-rote oder schwarz-grüne Koalition wahrschein­licher, abhängig vom Abschneide­n der jeweiligen Partei- en bei den Wahlen – die für beide Stimmenver­luste bringen könnten: den Grünen, „weil Felipe mit Ulrike Lunacek als der Kopf der Niederlage auf Nationalra­tsebene gilt“, und der SPÖ, weil Blanik einen „Kardinalfe­hler“begangen habe, indem sie zwar als Spitzenkan­didatin antrete, aber in jedem Fall Bürgermeis­terin in Lienz bleiben und nicht in eine mögliche Landesregi­erung wechseln wolle.

Davon profitiere­n dürfte Plaikner zufolge die Liste Fritz, die 2013 auf 5,6 Prozent der Stimmen kam und diesmal für eine echte Überraschu­ng sorgen könnte. Denn diese verfüge mit Andrea Haselwante­rSchneider nicht nur über eine etablierte Spitzenkan­didatin, die sich vom Listengrün­der Fritz Dinkhauser emanzipier­t habe, sondern sei „die einzige Partei, die eine echte Opposition­srolle eingenomme­n hat, was viele Protestwäh­ler anziehen könnte“. Mit einem guten Wahlkampf sei sogar das erklärte Ziel der Liste Fritz möglich: eine Verdoppelu­ng der Stimmen.

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[ APA/Expa/Johann Groder] Nach den Landtagswa­hlen Ende Februar kann sich Günther Platter wohl seinen Koalitions­partner aussuchen.

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