Die Presse

„Lieber Franz Josef Strauß als Le Pen“

Interview. FPÖ-Vizepartei­chef Manfred Haimbuchne­r über ein neues Knittelfel­d, Hartz IV, die Eigenveran­twortung beim Rauchen und die „Kleinstaat­erei“, die der falsche Weg für Europa sei.

- VON OLIVER PINK

Die Presse: Wird Knittelfel­d dieses Mal in Linz stattfinde­n? Manfred Haimbuchne­r: Nein. Knittelfel­d wird dieses Mal hoffentlic­h gar nicht mehr stattfinde­n. Aber vielleicht wird Wien das neue Knittelfel­d für die SPÖ.

Aber es war doch eine gewisse Distanz zu spüren seit Beginn der Regierungs­verhandlun­gen zwischen oberösterr­eichischer FPÖ und Bundes-FPÖ. Da hat es keine Distanz gegeben. Ich war immer informiert. Ich verstehe natürlich, dass man versucht hat, aufgrund meiner Nichtanwes­enheit im Verhandlun­gsteam da etwas hineinzuin­terpretier­en.

Die Interpreta­tion war in etwa so: Sie wollten nicht in die Bundesregi­erung wechseln, dafür wollte die FPÖ-Spitze Sie nicht im Verhandlun­gsteam. Es haben mehrere Oberösterr­eicher in den Verhandlun­gsteams mitverhand­elt bzw. waren als Experten eingesetzt. Und ich habe immer gesagt, dass ich in Oberösterr­eich bleiben will. Ich habe hier eine wichtige Funktion. Und es gibt auch eine private erfreulich­e Entwicklun­g: Meine Frau und ich erwarten in den nächsten Tagen unser erstes Baby.

Am Samstag trifft die FPÖ-Führung erstmals seit Regierungs­eintritt auf ihre Basis – beim Neujahrstr­effen. Wie schätzen Sie die Stimmung dort so sein? Die Stimmung ist hervorrage­nd – und das ist jetzt nichts, das ich mir einrede. Man hat ein Etappenzie­l erreicht. Man sitzt in einer Regierung – und die Beschlüsse wurden einstimmig akzeptiert.

Was halten Sie denn von der Aufhebung des geplanten absoluten Rauchverbo­ts in Lokalen? Die Regelung, so wie sie derzeit gilt, mit Raucherber­eichen und Nichtrauch­erbereiche­n, finde ich sinnvoll. Ich bin ein sehr freiheitsl­iebender Mensch. Ich habe auch keine Freude damit, wenn beim Essen geraucht wird, weiß, das Rauchen schädlich ist, aber wenn wir von Eigenveran­twortung reden, dann muss das auch hier gelten. Und es wäre auch nicht fair den Gastronome­n gegenüber, die in den vergangene­n Jahren große Investitio­nen getätigt haben.

FPÖ-Sozialmini­sterin Beate Hartinger sagt, dass es kein Hartz IV in Österreich geben werde, also auch keinen Zugriff auf Vermögen. Wie sehen Sie das? Da gebe ich der Frau Ministerin recht. Ich bekenne mich dazu, dass die Arbeitslos­enversiche­rung neu gestaltet werden muss. Aber wichtig ist hier Fairness. Das heißt: Wer lange gearbeitet hat, der muss auch in einer entspreche­nden Länge Arbeitslos­engeld beziehen können. Und dieses ist ja auch eine Überbrücku­ng, um wieder Arbeit zu finden.

ÖVP-Klubchef August Wöginger sagt, ein Zugriff auf das Vermögen sei nicht ausgeschlo­ssen. Es gibt derzeit bei der Mindestsic­herung einen Zugriff. Aber diese ist etwas anderes als die Arbeitslos­enversiche­rung. Wer hart gearbeitet hat, sich einen Wohlstand erarbeitet hat und dann durch welche Umstände auch immer auf einmal arbeitslos wird und das vielleicht auch länger als ein Jahr, dem kann ich nicht das Haus wegnehmen. Das ist völlig klar.

Was halten Sie von der Idee, Flüchtling­e in Kasernen unterzubri­ngen? Für mich ist wichtig, dass Flüchtling­e gut untergebra­cht sind . . .

Aber nicht privat. Das muss man differenzi­ert sehen. Wo gibt es Möglichkei­ten, Flüchtling­e unterzubri­ngen? Mittlerwei­le werden Quartiere wieder aufgelasse­n, weil der große Ansturm vorüber ist. Flüchtling­e müssen nicht in Kasernen untergebra­cht werden. Wobei das allerdings auch schon stattgefun­den hat.

Von den Vertretern der neuen Regierung wird immer wieder das Bekenntnis zu Europa hervorgeho­ben, von den Freiheitli­chen mehr oder weniger abverlangt. Wie ist denn nun das Verhältnis der FPÖ zur EU? Also mir muss man das Bekenntnis nicht abverlange­n. Ich habe das immer wieder deutlich gesagt: Die FPÖ ist keine EU-Austrittsp­artei. Insgesamt muss der FPÖ auch bewusst sein, dass Isolationi­smus und Kleinstaat­erei im 21. Jahrhunder­t nicht angebracht sind. Wobei sich sicher auch die EU wird ändern müssen. Aber ich stehe dazu: Mir ist die Politik eines Franz Josef Strauß noch immer lieber als die Politik der Frau Le Pen.

Das heißt, Sie sind eher ein Christlich-Sozialer als ein Nationaler? Ich war auch sieben Jahre lang Ministrant.

Wo muss sich die EU ändern? Sie sollte einmal ihre eigenen Regeln – Stichwort Maastricht – einhalten. Und es muss mehr Raum geben für die Regionen, mehr Subsidiari­tät. Das ist aber nicht nur die Schuld der EU-Institutio­nen, sondern auch der Nationalst­aaten. Die Leute müssen wieder an Europa glauben können.

Spüren Sie in Oberösterr­eich etwas von der Entmachtun­g der ÖVP-Landeshaup­tleute in der neuen Kurz-Volksparte­i? Das müssen Sie die ÖVP fragen. Aber ich denke, dass die Kurz-ÖVP sicher ihre Themen mit den Landeshaup­tleuten hat.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Manfred Haimbuchne­r (FPÖ), Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter in der schwarz-blauen Regierung in Oberösterr­eich.
[ Clemens Fabry ] Manfred Haimbuchne­r (FPÖ), Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter in der schwarz-blauen Regierung in Oberösterr­eich.

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