Konfusion in der Transithölle
Politischer Aktionismus allein bringt Transporte nicht auf die Schiene.
Landtagswahlen nahen – und was eignet sich in der „Transithölle“Tirol besser als Verkehrs-Aktionismus? Es jagt jetzt also ein Transitgipfel den anderen. Zumal die Zahl der Transitfahrten ja beeindruckende Zuwachsraten aufweist – wenn man den richtigen Beobachtungszeitraum nimmt. Man könnte polemisch natürlich auch mit 2007 vergleichen, dann käme man nur auf eine Stagnation. Der Straßentransport hat damit nach zehn Jahren das Loch, das die Finanzkrise gerissen hat, wieder aufgefüllt. Die Bahn aber noch lange nicht.
Und genau das ist das Problem. Es ist nämlich unbestritten, dass der größere Teil der Transporte, die da über den Brenner rollen, von der Struktur her auf die Schiene gehört. Offenbar schafft aber die Bahn im internationalen Verkehr keine vernünftigen Angebote. Das liegt nicht am Versagen einzelner Bahngesellschaften, sondern an dem der europäischen Verkehrspolitik, die es nicht zuwege bringt, die eifersüchtig abgeschotteten staatlichen BahnSchrebergärten zu einem vernünftigen transeuropäischen Verkehrsnetz zusammenzuschließen.
Einen der Effekte kann man gerade in Tirol beobachten: Dort gräbt Österreich unter einer nicht ausgelasteten Bahnstrecke den zehn Mrd. Euro teuren Brenner-Basistunnel. Deutschland zeigt aber keinerlei Anstalten, die Zulaufstrecken auszubauen. So kann die seit Jahrzehnten anhaltende Transportverlagerung von der Schiene auf die Straße (seit 1984 hat in Österreich der Straßentransport eineinhalb Mal so stark zugenommen wie der Bahntransport) nie gestoppt werden. D as lässt sich erst ändern, wenn die Bahnen das bekommen, was auf der Straße eine Selbstverständlichkeit ist: Gut ausgebaute, barrierefreie gesamteuropäische Verkehrsnetze ohne eifersüchtige Kleinstaatelei.
Sonst bleiben isolierte Großinvestitionen, wie sie etwa Österreich mit seinen Tunnels betreibt, gewaltige Fehlallokationen. So, wie es aussieht, wäre ein deutlicher Ausbau der rollenden Landstraße durch Tirol (wenn es sein muss, auch subventioniert) jedenfalls die bessere Entscheidung als ein superteurer Tunnel, dem mangels Zulaufstrecken die Auslastung fehlen wird.