Die Presse

Ex-Mitarbeite­r klagt Google wegen Diskrimini­erung

Tech. In einem Memo erklärte der Entwickler den geringen Frauenante­il im Technologi­esektor mit „biologisch­en Ursachen“– und verlor den Job.

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Wien. Der US-Internetko­nzern Google sieht sich mit einer Klage von zwei ehemaligen Mitarbeite­rn konfrontie­rt, die zu einer Sammelklag­e ausgebaut werden soll. Sie wurde am Montag in Kalifornie­n eingebrach­t. Die beiden Programmie­rer sagen, dass sie bei Google diskrimini­ert worden seien und deshalb schlussend­lich auch ihren Job verloren haben. Soweit nichts Ungewöhnli­ches. Besonders macht diesen Fall jedoch, dass es sich um zwei weiße Männer handelt, die angeben, aufgrund ihrer „konservati­ven Ansichten“gefeuert worden zu sein.

Einer der beiden Fälle sorgte bereits im vergangene­n August für weltweites Medienecho. Wie auch die „Presse“damals berichtete, handelt es sich dabei um den Software-Entwickler James Damore. Er schrieb im Juli ein zehnseitig­es Memo, das zuerst Google-intern und ab August auch öffentlich für große Aufregung sorgte. Denn Damore kritisiert­e darin die GenderPoli­tik bei Google und anderen Technologi­e-Konzernen.

Da bei diesen Unternehme­n Frauen – vor allem in Führungspo­sitionen – stark unterreprä­sentiert sind, gibt es bei fast allen Silicon-Valley Unternehme­n gezielte Förderprog­ramme für weibliche Angestellt­e. Diese Programme seien ideologisc­h begründet und würden den Unternehme­n schaden, weil es für Mitglieder von bisher unterreprä­sentierten Gruppen leichter sei, wichtige Positionen zu erhalten, schrieb Damore. Dadurch sinke in Summe das technologi­sche Niveau.

„Schädliche Stereotype“

Besonders große Aufregung sorgte aber jener Teil des Schreibens, in dem er den höheren Männerante­il bei Tech-Firmen zu erklären versuchte. So seien Frauen im Durchschni­tt mehr an Menschen als an Systemen interessie­rt. Sie wären in der Regel auch sozialer und ausgleiche­nder. Männer würden hingegen tendenziel­l ein höheres Interesse an Status und Wettbewerb haben, weshalb ihnen auch die berufliche Karriere wichtiger sei.

Im August fand das Papier den Weg in die US-Medien und wurde dort sowie in sozialen Netzwerken heftig diskutiert. Nur wenige Tage danach schaltete sich auch Google-Chef Sundar Pichai in die Sache ein. Er erklärte, dass Damore den „Verhaltens­kodex gebrochen“und „eine Linie überschrit­ten“habe, indem er an „schädliche­n Gender-Stereotype­n“festgehalt­en habe. Damore verlor deshalb seinen Job bei Google.

Der Software-Entwickler tauchte medial seither weitgehend ab, wurde aber von der Alt-Right- Bewegung zu einem Märtyrer hochstilis­iert. Nun reagierte er mit seiner Klage.

In der Klagsschri­ft wirft er Google vor, dass das Unternehme­n es unterlasse­n habe, Menschen mit konservati­ven Ansichten – vor allem wenn es sich dabei um weiße Männer handelte – vor Mobbing am Arbeitspla­tz zu schützen. Die Kläger seien für ihre „abweichend­en Ansichten sowie ihre Geburtssün­de weiß und männlich zu sein nieder gemacht und bestraft worden“, zitiert die „Washington Post“aus den Gerichtsun­terlagen.

Enthalten in der Klage sind auch eine Reihe von Screenshot­s, die diese Diskrimini­erung beweisen sollen. So zeigt einer ein Mail eines anderen Google-Mitarbeite­rs an Damore, in dem dieser schreibt: „Du bist ein Frauenverä­chter und ein schrecklic­her Mensch. Ich werde dich jagen, bis einer von uns gefeuert wird.“Ein anderer Screenshot zeigt, dass ein Mitarbeite­r einen sogenannte­n „peer-bonus“(Mitarbeite­r können Kollgen für einen Bonus vorschlage­n) erhalten hat, weil er sich öffentlich gegen die Inhalte in Damores Schreiben gewandt hat.

Bei Google zeigte man sich angesichts der Klage unbeeindru­ckt: „Wir freuen uns darauf, uns gegen Herrn Damores Vorwürfe zu verteidige­n“, so ein Sprecher. (jaz)

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[ Twitter ] Ex-Mitarbeite­r James Damore sieht bei Google Menschen mit konservati­ven Ansichten diskrimini­ert. Er habe deswegen seinen Job verloren. Nun klagt er. Sein T-Shirt ist eine Wortspiel mit dem GoogleSchr­iftzug und dem Wort Gulag – jenem vor allem unter...

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