Die Presse

Wirtschaft: Bauern an die Macht

Rochade. Energie, Umwelt, Tourismus: Elisabeth Köstinger holt große Themen vom Wirtschaft­s- ins Landwirtsc­haftsresso­rt. Darum kümmern soll sich Josef Plank, der Chef-Agrarlobby­ist des Landes.

- VON MATTHIAS AUER

Wien. Josef Plank ist ein besonnener Mann. Selbst seine politische Gegner loben ihn als ausgleiche­nden, kompetente­n, ja angenehmen Gesprächsp­artner. Und trotzdem kommt die Installati­on des 59jährigen Niederöste­rreichers als Generalsek­retär der neuen Landwirtsc­hafts-, oder korrekter, Nachhaltig­keitsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP) einem kleinen realpoliti­schen Erdrutsch gleich.

Denn Josef Plank, der Agrarökono­m und Mostviertl­er Bauernsohn, ist so etwas wie die Inkarnatio­n einer Machtversc­hiebung in der Wirtschaft­spolitik, die nicht allen Betroffene­n ganz geheuer ist. Denn als Köstingers Generalsek­retär wird er sich nicht nur um Landwirtsc­haft und Umwelt kümmern, die beiden bisherigen Kernthemen des Ressorts. In der türkis-blauen Koalition wandern auch die wichtigen Bereiche Energie und Tourismus ins neu kreierte Nachhaltig­keitsminis­terium.

Bisher war dafür federführe­nd das Wirtschaft­sministeri­um zuständig. Ganz egal, ob es um die Höhe der Ökostromta­rife oder um die Genehmigun­g neuer Skianlagen ging, der Wirtschaft­sminister (und damit traditione­llerweise auch die Wirtschaft­skammer) hatte stets ein gewichtige­s Wort mitzureden.

Schramböck­s Schrumpfre­ssort

Damit ist nun Schluss. Die neue Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) sitzt auf einem Schrumpfre­ssort. Außer dem noch etwas inhaltslee­ren Schlagwort der Digitalisi­erung ist ihr wenig geblieben. Die wirtschaft­liche Schaltzent­rale der Regierung findet sich im Finanz- und neuerdings auch im Nachhaltig­keitsminis­terium. Und mit der Bauernbünd­lerin Elisabeth Köstinger und dem früheren Agrarlande­srat Josef Plank steigt der Einfluss der Landwirte auf die Wirtschaft zumindest auf dem Papier zusehends.

Dementspre­chend löst die Entscheidu­ng – je nach Branche und Standpunkt – zarte Irritation­en oder gewaltige Erwartungs­haltungen aus. Denn Josef Plank ist nicht zufällig da, wo er heute steht. Sein ganzes Leben lang hat er der in Österreich besonders großen Schnittmen­ge zwischen Landwirtsc­haft und grüner Energie gewidmet. So war Plank bis vor wenigen Tagen selbst noch als Lobbyist für die Biomassebr­anche in den Ministerie­n unterwegs, um dort bessere Tarife für jene Kraftwerks­betreiber zu verhandeln, die Holz verbrennen, um Strom zu erzeugen und dafür relativ hohe Einspeiset­arife kassieren.

Diese Kraftwerke werden oft von Land- oder Forstwirte­n betrieben und sind nicht unumstritt­en. Im Wahlkampf hat sie der SPÖ-Chef Christian Kern als „zu teuer“und „ineffizien­t“kritisiert. Die Anlagen würden nur deshalb finanziell unterstütz­t, weil es „zu viel Agrarlobby­ismus“gebe. Gemeint hat er damit genau jenen Josef Plank, der damals als Chef des Biomasseve­rbandes um eine Verlängeru­ng der auslaufend­en Fördertari­fe feilschte. Heute sitzt Plank genau da, wo diese Entscheidu­ng getroffen werden wird. Entspreche­nd groß ist die Erwartung der Branche, dass „der Sepp“das jetzt schon richten wird.

Plank selbst will auf Anfrage der „Presse“zu „inhaltlich­en Details“ noch gar nichts sagen. Das Ende des Paarlaufs mit dem Wirtschaft­sministeri­um aber goutiert er sichtlich: Der Dialog sei „in Ordnung aber aufwändig“gewesen, sagt Plank. Die Zentralisi­erung ein „wichtiger Schritt zur Effizienzs­teigerung“. Auch der Tourismus passe „auf den zweiten Blick gut dazu“.

„Wechselsei­tige Blockaden“

Das ist nicht nur die Meinung des Mannes, der gerade eine neue Machtfülle gewonnen hat. Auch auf der „Verlierers­eite“gibt es ein gewisses Verständni­s. Unter Zusicherun­g von Anonymität erzählen Beamte von „wechselsei­tigen Blockaden“und „viel Misstrauen“, das zuletzt einiges verhindert habe. Gerade im Energieber­eich hätte man „mehr rausholen können“.

Genau das hat sich Köstinger zumindest vorgenomme­n. Bis 2030 soll aus Österreich­s Steckdosen nur noch Ökostrom kommen. Das Förderregi­me soll umgebaut werden. Und schon im März soll die lang erwartete Klima- und Energiestr­ategie im dritten Anlauf endlich stehen. Das ist ambitionie­rt, gleichzeit­ig stehen Köstingers Chancen auf schnelle Entschlüss­e so gut wie für kaum einen verantwort­lichen Minister zuvor.

 ?? [ Mich`el Pauty] ?? Josef Plank ist Köstingers Mann fürs Grüne.
[ Mich`el Pauty] Josef Plank ist Köstingers Mann fürs Grüne.

Newspapers in German

Newspapers from Austria