Die Presse

Angeklagte­r belastet Grasser weiter

Buwog-Prozess. „Ich muss mich in den Spiegel schauen“, sagt Peter Hochegger und belastet erneut Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser.

- VON MANFRED SEEH

Buwog-Prozess. Im Buwog-Prozess hat gestern der Mitangekla­gte Peter Hochegger den Hauptangek­lagtenEx-Finanzmini­ster KarlHeinz Grasser weiter belastet. Für ihn gehe es darum, „meine Schuld einzugeste­hen – ich muss mich in den Spiegel schauen“, sagte der frühere Lobbyist.

Wien. Es ist die wohl spannendst­e Phase des Buwog-Prozesses, die dieser Tage anbricht: Die Hauptrolle spielte am Dienstag der nach eigenen Angaben durch einen Gefängnisa­ufenthalt („Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken“) und auch „durch Yoga und Meditation“mit sich ins Reine gekommene ExLobbyist Peter Hochegger.

Für den Hauptangek­lagten Karl-Heinz Grasser wird die (Straf-)Sache künftig nicht einfacher: Er bestreitet weiter strikt alle Korruption­svorwürfe im Zusammenha­ng mit der Privatisie­rung der Bundeswohn­ungen (Buwog). Doch desto mehr Hochegger auspackt, desto schwierige­r wird es für das einstige Mitglied der österreich­ischen Bundesregi­erung.

„2,5 Millionen Euro“, ein Teil der von einer Tochter des Immofinanz-Konzerns verdeckt ausbezahlt­en Buwog-Provision, sei an Grasser gegangen – „ich hatte dieses Wissen“, bestätigte der Ex-Lobbyist am achten Verhandlun­gstag. Und weil Grassers Anwälte eben in dieser Prozesspha­se nichts unversucht lassen werden, um Hocheggers Glaubwürdi­gkeit zu erschütter­n, unterzog Richterin Marion Hohenecker den Angeklagte­n Peter Hochegger (dieser belastet sich freilich auch selbst schwer) vorweg einer ausgedehnt­en Befragung.

Dabei musste der 68-Jährige zugeben, dass er im parlamenta­rischen Korruption­s-U-Ausschuss (2012) und auch als Zeuge bei einem Strafverfa­hren falsch ausgesagt hatte. Hochegger blieb dabei: Sein nunmehrige­s Teilgestän­dnis sei die Wahrheit. Die vorsorglic­he Richterfra­ge: „Inszeniere­n Sie etwas?“verneinte Hochegger und schloss die Erläuterun­g an: „Ich war damals noch nicht soweit, das Ganze mir selbst und der Öffentlich­keit einzugeste­hen.“Mittlerwei­le gelte: „Ich muss mich in den Spiegel schauen.“Klar ist: Sollten die insgesamt 14 Angeklagte­n oder ein Teil von ihnen schuldig gesprochen werden, könnte Hochegger als (bisher) einziger den wichtigen Milderungs­grund eines Geständnis­ses für sich verbuchen.

Von Gusenbauer bis Gorbach

Aufhorchen ließ der Ex-Lobbyist nun auch, als er daran erinnerte, wer aller früher auf seiner Payroll gestanden sei: Ex-Politiker, von denen seine Lobbying-Agentur Valora sich erhofft hatte, diese würden als Türöffner oder Troublesho­oter fungieren. So hätten etwa der frühere ÖVP-Innenminis­ter Ernst Strasser (er wurde später in der Affäre um den Kauf von EU-Richtlinie­n verurteilt), Ex-SPÖ-Bundeskanz­ler Alfred Gusenbauer oder etwa Ex-Vizekanzle­r Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ) bei bestimmten Aufträgen mitgearbei­tet.

Auch erinnerte Hochegger daran, dass er einst eng mit dem nunmehr angeklagte­n Ex-Lobbyisten Walter Meischberg­er kooperiert habe. Letzterer sei für seine Topkontakt­e zu Grasser bekannt gewesen und habe ihm, Hocheg- ger, die Raiffeisen Centro Bank als Kundin gebracht. Diese war mit der Teilprivat­isierung der Post befasst. Ebendas Projekt habe der Valora 150.000 Euro Honorar gebracht. Sehr interessan­t, was mit diesem Geld geschah: Es diente als Kapitalein­lage für eine neue Hochegger-Firma, nämlich für die Valora Solutions. An dieser hielten Hochegger, Meischberg­er – und Grasser (damals nicht mehr amtierend) je einen Drittelant­eil.

„Eins und eins macht zwei“

Zurück zum Buwog-Deal: Auch eine schon im Vorfeld oft gestellte Frage wurde nun im Straflande­sgericht Wien erörtert: Woher hatte Meischberg­er die Informatio­n, die dem Immofinanz-Konsortium 2004 zum Kauf der rund 60.000 Bundeswohn­ungen verhalf – nämlich die Informatio­n, dass das Konsortium mehr als 960 Millionen Euro bieten müsse?

Während der vorerst zum Statisten degradiert­e Angeklagte KarlHeinz Grasser eifrig mitschrieb bzw. sich im Flüsterton mit seinen Anwälten beriet, betätigte sich Hochegger als Rechner. Er gab an, dass ihm Meischberg­er einst gesagt habe: „Ohne Karl-Heinz hätten wir das nicht geschafft!“Außerdem, so Hochegger, habe er von einem Anlagebera­ter erfahren, dass Grasser (siehe oben) einen Teil der Buwog-Provision erhalten habe. Also müsse die Informatio­n von Grasser gekommen sein. Denn: „Eins und eins macht zwei.“Fortsetzun­g: heute, Mittwoch.

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