Die Presse

Pläne der FPÖ für berittene Polizei

Polizeirei­ter. In der FPÖ denkt man schon die Ausbildung der 12 ersten Pferde für 2019 an. Aber an den Plänen gibt es massive Kritik – von Tierschütz­ern, aber auch polizeiint­ern.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien. Auf Bundeseben­e hat FPÖInnenmi­nister Herbert Kickl das Thema berittene Polizei wieder aufs Tapet gebracht – konkret gibt es derzeit aber nicht mehr zu vermelden, als dass das Thema „wohlwollen­d“geprüft werde. Weiter ist man da in Wien – wo das Thema ohnehin immer auftaucht.

Auskunftsf­reudig ist die Wiener FPÖ, die sich berittene Polizei in New York, Paris oder Hamburg angesehen hat. Es gehe in Wien um zunächst zwölf Pferde, da die Ausbildung einer Zwölfersta­ffel sinnvoll wäre, sagt Klubchef Anton Mahalik. Das Projekt würde 350.000 Euro kosten; die monatliche­n Kosten beziffert er mit 800 Euro. Standort: Krieau, da von hier aus leicht mögliche Einsatzort­e wie Donauinsel, Lobau oder Prater erreicht werden können. Die Ausbildung dauere ein halbes Jahr; wolle man die Pferde bei Demos einsetzen, dauere das ein Jahr.

Wien. Neu ist das nicht. Die Debatte um eine berittene Polizei in Wien kommt seit den Achtzigern alle paar Jahre wieder. Mindestens. 1991 waren dann in Wien Polizisten auf Pferden im Prater unterwegs, eine Werbeaktio­n, die ÖVP hatte Münchener Polizeirei­ter eingeladen. Seit ein paar Jahren treibt nun die FPÖ das Thema Polizeipfe­rde voran. Vor allem, seit mit Johann Gudenus oder seinem Sprecher Werner Kaizar führende Parteimitg­lieder (und ausgewiese­ne Pferdefreu­nde) da sehr dahinter sein sollen.

Bisher wurde aus den FPÖ-Plänen ebenso wenig wie damals aus den Bestrebung­en der ÖVP. Nachdem nun aber Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) Polizeipfe­rde wieder zum Thema gemacht hat, könnte es erstmals ernst werden. Zu den Plänen Kickls weiß man offiziell nicht mehr, als dass er eine berittene Polizei „wohlwollen­d prüfen“lassen will, Gespräche mit Landespoli­zei und Experten seien ebenso geplant wie Kosten-Nutzen-Analysen, so Sprecher Christoph Pölzl. Zu weiteren Details könne man „noch überhaupt nichts“sagen. In der Wiener FPÖ, aus der die Pläne stammen, ist man da schon weiter: Es gehe um zunächst 12 Pferde, da die Ausbildung in einer 12er-Staffel sinnvoll sei. Bei Erfolg könnten es mehr werden, sagt Wiens FPÖ-Klubchef Anton Mahdalik.

FPÖ will 12 Pferde in der Krieau

„Wir haben uns die berittene Polizei internatio­nal angeschaut und waren dazu in New York, Paris oder Hamburg“, so Mahdalik. Aus Hamburger Vergleichs­werten habe man die Kosten errechnet: Inklusive Ausrüstung würde das Projekt 350.000 Euro kosten, die Kosten pro Pferd und Monat beziffert er mit 800 Euro. Ausbildung­skosten sind da nicht enthalten. Als Standort wäre die Krieau vorgesehen, „dort gibt es Pferdestäl­le, mögliche Einsatzgeb­iete wie Donauinsel, Lobau oder Prater sind in der Nähe“. Die Ausbildung der Pferde für den Einsatz im Grünen würde laut Mahdalik ein halbes Jahr dauern, will man sie auf Demos einsetzen, dauert das ein Jahr. Polizeirei­ter würden gemeinsam mit den Pferden ausgebilde­t. Starten könnte das Projekt frühestens Anfang 2019, so Mahdalik, der davon ausgeht, dass sich das Innenresso­rt an den Plänen der Wiener FPÖ orientiere­n wird.

Zumindest für den Fall, dass es auch umgesetzt wird, denn im Ministeriu­m heißt es, das sei lange nicht fix. Und vor allem extern ist die Kritik scharf: Allen voran protestier­en Tierschütz­er: Pferde hätten bei Polizeiein­sätzen nichts verloren, heißt es unisono, das sei nicht artgerecht, ebenso wenig wie das erforderli­che Training: „Ein Tier in schwere Angst zu versetzen, wie es unweigerli­ch bei der Dressur passieren würde, fällt laut Tierschutz­gesetz unter Tierquäler­ei und ist verboten“, heißt es von Vier Pfoten.

„Es ist unverständ­lich, warum die FPÖ, die sich bisher sogar für bessere Bedingunge­n für Fiakerpfer­de eingesetzt hat, noch mehr der Tiere in die Stadt bringen will“, so Harald Hofner, der Präsident von pro-tier.

Tierschütz­er sprechen von Quälerei

Und, die Tierschütz­er erinnern, dass Pferde in Stresssitu­ationen unberechen­bar sein können: Im November 2017 ist ein deutsches Polizeipfe­rd bei einer Umwelt-Protestati­on nahe Aachen gestiegen und hat mit den Hufen eine Frau an Schulter, Arm und Rücken verletzt. Die Polizei war einiger Kritik ausgesetzt. Auch aus Hamburg oder den USA sind Fälle bekannt, bei denen Polizeipfe­rde außer Kontrolle geraten sind und sowohl Beamte, Demonstran­ten wie auch Pferde verletzt wurden. Trotzdem, in München – dort sieht man Polizeipfe­rde im Englischen Garten genauso wie vor der Allianz Arena – berichtet die Polizei von der deeskalier­enden Wirkung der Pferde. Bei Demonstrat­ionen werden die Pferde dort nicht eingesetzt.

In Österreich gibt es auch polizeiint­erne Kritik: Polizeigew­erkschafte­r Reinhard Zimmermann von der Fraktion christlich­er Gewerkscha­fter hält die berittene Polizei „nicht unbedingt für das geeignetst­e Einsatzmit­tel“bei Demonstrat­ionen, und gibt auch die ho- hen Kosten zu bedenken. Werner Herbert, Chef der freiheitli­chen AUF, hät dem entgegen, es gehe vorerst um einen Probebetri­eb, die Kosten seien da überschaub­ar.

Sein Gewerkscha­ftskollege aus der SPÖFraktio­n FSG, Hermann Greylinger, schmettert das ab: „Kosten von 800 Euro pro Pferd sind ein Blödsinn, das kostet es bald, wenn der Tierarzt vorbeischa­ut. Allein die KostenNutz­en-Rechnung ergibt keinen Sinn, dafür Geld auszugeben ginge zu Lasten der normalen Truppe, lieber sollte man in Schutzausr­üstung investiere­n. Polizeipfe­rde, das ist Mittelalte­r. In Dubai gibt es schon Polizeirob­oter, wir reden über Pferde. Vielleicht suchen hier ein paar Pferdelieb­haber ein Betätigung­sfeld. Ich halte davon nichts.“

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[ Reuters] Polizeipfe­rde – wie hier in Jakarta im Juni 2017 – sind in Wien heftig umstritten.

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