Die Presse

Oprah Winfrey for President?

Opposition. Oprah Winfreys inspiriere­nde Rede bei den Golden Globes beflügelte die Fantasie der Trump-Gegner. Ihr Slogan für die Wahl 2020: „Oprah for President.“

- VON THOMAS VIEREGGE

USA. Einst setzte sie sich für Barack Obama im Präsidents­chaftswahl­kampf ein – nun werden ihr nach ihrem Auftritt bei den Golden Globes selbst Ambitionen aufs höchste Amt in den USA nachgesagt. Bei CNN war die Schauspiel­erin Oprah Winfrey Grund für Breaking News. Ihr Lebensgefä­hrte habe der Los Angeles Times gesagt: „Sie würde es machen.“NBC titelt: „Oprah schafft es zu inspiriere­n, wie es Hillary nie gelang.“Und im Netz läuft ein Tweet: Oprah2020. Dann läuft Trumps Präsidents­chaftsperi­ode aus.

Wien/Washington. Seit Oprah Winfreys frenetisch bejubelter Rede bei den Golden Globes treibt die USMedien und mehr noch die Blogosphär­e die mögliche, wenngleich zum jetzigen Stand eher unwahrsche­inliche Kandidatur der Talkshow-Queen bei den Präsidente­nwahlen 2020 um. Meryl Streep war enthusiasm­iert: „Sie hat eine Rakete gezündet. Sie hat jetzt keine andere Wahl mehr.“Selbst Ivanka Trump, die Tochter des Präsidente­n, die selbst davon träumt, erste US-Präsidenti­n zu werden, gratuliert­e via Twitter zur „inspiriere­nden“Rede. Unter dem Motto „Oprah for President 2020“war in Windeseile ein neuer Hype geboren.

In einer Talkshow im Vorjahr hatte die bald 64-jährige Milliardär­in und Duz-Freundin der Obamas und Clintons, die aus bitterarme­n Verhältnis­sen aus Mississipp­i stammt und wie wenige andere den „American Dream“personifiz­iert, derlei Spekulatio­nen genährt. Ihr Umfeld bestärkt sie nun darin. Bereits im vorigen Herbst titelte der konservati­ve Kolumnist John Podhoretz in der „New York Post“: „Die größte Hoffnung der Demokraten 2020: Oprah.“Vor zwei Jahrzehnte­n hatte ein gewisser Donald Trump sie bereits als seine potenziell­e Vizepräsid­entschafts­kandidatin ins Spiel gebracht.

Mit ihrer Talkshow und ihrem Buchklub hat Winfrey eine millionenf­ache Fangemeind­e angezogen; sie hat in Filmen mitgespiel­t (in einer Oscar-nominierte­n Nebenrolle im Steven-Spielberg-Epos „Die Farbe Lila“) und sich als Produzenti­n („Selma“) engagiert; sie schuf einen eigenen TV-Sender (OWN) und hält einen Zehn-Pro- zent-Anteil an den Weight Watchers. Politisch hat sie Nelson Mandela und Barack Obama unterstütz­t, für den sie auch in den Wahlkampf 2007/2008 zog.

David Axelrod, Obamas Wahlkampf-Mastermind, ist skeptisch, ob Winfrey bereit sei, die Strapazen einer Wahlkampag­ne und einer allfällige­n Präsidents­chaft auf sich zu nehmen. Womöglich könnten die Amerikaner 2020 einen Kandidaten mit politische­r Erfahrung vorziehen – einen Mann wie den leutselige­n Ex-Vizepräsid­enten Joe Biden, der es bitter bereut, wegen der Krebserkra­nkung seines Sohns im Vorwahlkam­pf nicht gegen Hillary Clinton angetreten zu sein.

Bei den Demokraten spekuliert neben Biden (75) ein Dutzend von Anwärtern mit einer Kandidatur. Als Fixstarter gilt Bernie Sanders, der linksliber­ale Veteran. Die Senatorinn­en Elizabeth Warren – von Trump als „Pocahontas“verhöhnt – und Kirsten Gillibrand überlegen ebenso wie der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo. Neue Gesichter verheißen indes die Neo-Senatoren Kamala Harris und Cory Booker. Sie sammeln Spenden und absolviere­n Gastauftri­tte im Wahlkampf für die Kongresswa­hl. Dies gilt als Indiz für eine Bewerbung.

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[ Reuters]

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