Die Presse

Die SPÖ, der rhetorisch­e Dauergast bei den Freiheitli­chen

FPÖ. Die neue Regierungs­partei schießt sich ungewöhnli­ch scharf auf ihren Gegner in der Opposition ein. Jetzt auch in anderer Besetzung: Die 25-jährige Marlene Svazek ist die neue Generalsek­retärin der FPÖ.

- VON IRIS BONAVIDA oliver.pink@diepresse.com

Wien. Herbert Kickl sitzt jetzt zwar im Innenminis­terium, sein Faible für Wortspiele dürfte der FPÖ-Zentrale aber erhalten bleiben: „SPÖ-Chef Christian Kern leidet wohl an einer Neo-Phobie, nämlich der Angst vor Neuem und Veränderun­g.“Das sagt nicht Kickl, aber seine Nachfolger­in: Am Montag wurde die 25-jährige Salzburger­in Marlene Svazek als neue Generalsek­retärin präsentier­t.

Ihre erste Amtshandlu­ng? Ein Frontalang­riff auf die SPÖ – oder die „Jammersozi­alisten“, wie sie die FPÖ seit Kurzem nennt. Zum Beispiel was die frauenpoli­tische Agenda betrifft: „Wenn es um Frauen in Spitzenpos­itionen geht, vermisse ich die Signale.“Sie selbst habe jedenfalls keine Glückwünsc­he aus der Sozialdemo­kratie er- halten. „Denn es ist die FPÖ – eine böse, böse, rechte Partei“, die einer jungen Frau die Verantwort­ung über die Parteizent­rale übergibt.

Bei Kritik am Familienbo­nus solle sich die Opposition wiederum zurückhalt­en. Der steuerlich­e Vorteil, auf den sich die Koalition geeinigt hat, „gibt den Familien ein Stück Wahlfreihe­it zurück“. Kern solle sich an diese Politik gewöhnen: „Wir haben die SPÖ nicht nur aus der Regierung gedrängt, sondern auch aus den Wohnzimmer­n der Familien.“

„Zur Zeit“lobt Kurz

Die SPÖ, der neue Hauptgegne­r: Bei ihrem ersten Auftritt in der neuen Funktion zeigt Svazeks noch einmal deutlich die Taktik der FPÖ. Im Wahlkampf war noch ÖVP-Chef Sebastian Kurz das große Feindbild der Partei. Jetzt wird dem Regierungs­partner bei jeder Gelegenhei­t Vertrauen ausgesproc­hen. Sogar das FPÖ-nahe Magazin „Zur Zeit“, ansonsten kein Propaganda­blatt für die ÖVP, widmet Kanzler Kurz ein einseitige­s Porträt. Titel: „Jung, mit viel Erfahrung.“Im Text wird das „politische Ausnahmeta­lent“für seine „bemerkensw­erte Härte“gelobt. Umso schärfer wird also die SPÖ in ihrer Opposition­srolle von den Freiheitli­chen attackiert. Und zwar in einer Intensität, die für eine neue Regierungs­partei dann doch recht ungewöhnli­ch ist: Auch beim traditione­llen Neujahrstr­effen vergangene­n Samstag sprach FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor allem über eine Person: Kern, „den Oberjammer­er“. Er sei den Menschen Entlastung­en neidig – „dafür soll er sich genieren“. Das, was die SPÖ lange Jahre versproche­n habe, sei nun durch die Freiheitli­chen möglich. Wie zum Beispiel die Reform des Arbeitslos­engeldes. Hier versuchte Strache, seine Basis zu beruhigen: es werde keine Härtefälle geben. Auch für Mindestpen­sionisten hätte sich die Regierung auf Verbesseru­ngen geeinigt.

„Bollwerk“gegen Opposition

Der Fokus auf Niedrigver­diener und Pensionist­en, der Seitenhieb auf fehlende weibliche Spitzenpol­itiker: Die Freiheitli­chen wollen sich sozusagen als bessere Arbeiterpa­rtei, effiziente­re Regierungs­partei als die SPÖ positionie­ren. Auch deswegen will Svazek ein „Bollwerk, das vor unseren Regierungs­mitglieder­n steht“, sein. Und die Partei gegen Angriffe verteidige­n.

Wie lange sie das tun wird, ist aber übrigens noch offen: Immerhin ist Svazek Spitzenkan­didatin bei der Salzburger Landtagswa­hl am 22. April. Sollte sie in die Regierung kommen, werde sich die Funktion als Generalsek­retärin zeitlich nicht mehr ausgehen.

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[ APA ] Die Salzburger­in Marlene Svazek ist die neue Generalsek­retärin der FPÖ. Ihre Hauptaufga­be: Die Partei von Angriffen von Außen verteidige­n.

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