Die Presse

Bildungspo­litik in Zeitlupe

- VON JULIA NEUHAUSER E-Mails: julia.neuhauser@diepresse.com

In einer Zeit, in der der Ruf nach Reformen und Fortschrit­t laut wird, klingt der Wunsch der Lehrergewe­rkschaft an die neue türkisblau­e Regierung etwas irritieren­d: Der Bildungsmi­nister solle, bat man, den „Retourgang“einlegen.

Das hat Heinz Faßmann bei der sogenannte­n Neuen Oberstufe (Nost) nun glückliche­rweise nicht getan. Er hält an der Reform fest, durch die der Lernstoff in einsemestr­ige Module geteilt wird. Die Schulen sollen für die Umstellung aber noch einmal mehr Zeit bekommen. Der Start wird damit bereits zum zweiten Mal um zwei Jahre verschoben. Die Neue Oberstufe wird es statt ursprüngli­ch im Herbst 2017 erst im Jahr 2021 in ganz Österreich geben.

Das ist Bildungspo­litik in Zeitlupe – und die muss nicht unbedingt schlecht sein. Denn in Zeitlupe kann man die Fehler, die sich eingeschli­chen haben, besser erkennen. Davon gibt es bei der Neuen Oberstufe einige. Mit der ursprüngli­chen Idee, den Schülern durch das Modulsyste­m mehr Freiheit zu gewähren, hat sie nämlich nicht mehr viel zu tun. De facto wird nun einfach das Sitzenblei­ben abgeschaff­t und der organisato­rische Aufwand enorm erhöht. Deshalb setzen die Reform nur wenige Schulen freiwillig um.

Die zusätzlich­e Zeit muss nun für Verbesseru­ngen genützt werden. Sonst wird es Stillstand geben.

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