Bildungspolitik in Zeitlupe
In einer Zeit, in der der Ruf nach Reformen und Fortschritt laut wird, klingt der Wunsch der Lehrergewerkschaft an die neue türkisblaue Regierung etwas irritierend: Der Bildungsminister solle, bat man, den „Retourgang“einlegen.
Das hat Heinz Faßmann bei der sogenannten Neuen Oberstufe (Nost) nun glücklicherweise nicht getan. Er hält an der Reform fest, durch die der Lernstoff in einsemestrige Module geteilt wird. Die Schulen sollen für die Umstellung aber noch einmal mehr Zeit bekommen. Der Start wird damit bereits zum zweiten Mal um zwei Jahre verschoben. Die Neue Oberstufe wird es statt ursprünglich im Herbst 2017 erst im Jahr 2021 in ganz Österreich geben.
Das ist Bildungspolitik in Zeitlupe – und die muss nicht unbedingt schlecht sein. Denn in Zeitlupe kann man die Fehler, die sich eingeschlichen haben, besser erkennen. Davon gibt es bei der Neuen Oberstufe einige. Mit der ursprünglichen Idee, den Schülern durch das Modulsystem mehr Freiheit zu gewähren, hat sie nämlich nicht mehr viel zu tun. De facto wird nun einfach das Sitzenbleiben abgeschafft und der organisatorische Aufwand enorm erhöht. Deshalb setzen die Reform nur wenige Schulen freiwillig um.
Die zusätzliche Zeit muss nun für Verbesserungen genützt werden. Sonst wird es Stillstand geben.