Die Presse

Die parteilose Hanni und der unglücklic­he Franz

In Niederöste­rreich setzt man ganz auf die Spitzenkan­didaten, weniger auf die Partei: Eine Strategie, die nicht in allen Fällen aufgehen muss.

- VON NORBERT RIEF E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

Der Name zählt auf dem Stimmzette­l mehr als die Partei.

Niederöste­rreichs Parteien haben, im Vergleich zu Parteien in allen anderen Bundesländ­ern, einen großen Vorteil: Der Wähler muss sie gar nicht ankreuzen, um sie zu wählen.

Man muss das kurz erklären: Bei jeder Wahl kann man einem Kandidaten eine Vorzugssti­mme geben. Kreuzt man aber zugleich eine andere Partei an, zählt die Stimme für die Partei. „Partei schlägt Name“lautet das einfache Prinzip.

In Niederöste­rreich ist es genau umgekehrt. Dort schlägt der Name die Partei. Die Einzigarti­gkeit im Wahlrecht geht auf kluge ÖVP-Strategen und eine damals schwache SPÖ zurück, die der Wahlrechts­änderung zugestimmt hat: Denn damit verhalf man Erwin Pröll zur absoluten Mehrheit. Bei der Landtagswa­hl 2013 erhielt er 267.842 Vorzugssti­mmen, mehr als 50 Prozent aller Stimmen, die für die ÖVP abgegeben wurden (495.557). Die Menschen schrieben eben eher den Namen ihres „Landesvate­rs“auf den Stimmzette­l oder kreuzten lieber Pröll an, als die ÖVP. Darauf baut man offenbar auch bei der Landtagswa­hl am 28. Jänner. Johanna Mikl-Leitner wurde bereits im Vorfeld als „Hanni“zur Landesmama stilisiert. Jetzt schickt die ÖVP einen persönlich­en Brief von „Johanna Mikl Leitner, Landeshaup­tfrau“an alle Erstwähler: „Für uns beide ist es die erste Niederöste­rreichWahl“, schreibt Mikl-Leitner und versichert: „Nur gemeinsam erreichen wir mehr für unser Niederöste­rreich.“Das Schreiben endet mit dem Aufruf „Miteinande­r Niederöste­rreich“– dem Wahlslogan der Volksparte­i. Den Hinweis auf die Partei sucht man in dem Brief freilich vergeblich: Kein Logo, kein „ÖVP-Spitzenkan­didatin“, die Partei kommt nicht vor.

Man wird in elf Tagen sehen, wie erfolgreic­h diese Wahlstrate­gie ist. Sie dürfte auf jeden Fall besser aufgehen als die der SPÖ. Sie wirbt auf Plakaten mit einem Victory-Zeichen samt dem Wort Franz für ihren Spitzenkan­didaten, Franz Schnabl.

Eine etwas unglücklic­he Wählerbeei­nflussung: Denn wenn jemand am 28. Jänner lediglich „Franz“auf den Stimmzette­l schreibt, schlägt der Name nicht die Partei. „Franz“sei zu unbestimmt, um daraus den Wählerwill­en ableiten zu können, heißt es bei der Wahlbehörd­e.

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