Die parteilose Hanni und der unglückliche Franz
In Niederösterreich setzt man ganz auf die Spitzenkandidaten, weniger auf die Partei: Eine Strategie, die nicht in allen Fällen aufgehen muss.
Der Name zählt auf dem Stimmzettel mehr als die Partei.
Niederösterreichs Parteien haben, im Vergleich zu Parteien in allen anderen Bundesländern, einen großen Vorteil: Der Wähler muss sie gar nicht ankreuzen, um sie zu wählen.
Man muss das kurz erklären: Bei jeder Wahl kann man einem Kandidaten eine Vorzugsstimme geben. Kreuzt man aber zugleich eine andere Partei an, zählt die Stimme für die Partei. „Partei schlägt Name“lautet das einfache Prinzip.
In Niederösterreich ist es genau umgekehrt. Dort schlägt der Name die Partei. Die Einzigartigkeit im Wahlrecht geht auf kluge ÖVP-Strategen und eine damals schwache SPÖ zurück, die der Wahlrechtsänderung zugestimmt hat: Denn damit verhalf man Erwin Pröll zur absoluten Mehrheit. Bei der Landtagswahl 2013 erhielt er 267.842 Vorzugsstimmen, mehr als 50 Prozent aller Stimmen, die für die ÖVP abgegeben wurden (495.557). Die Menschen schrieben eben eher den Namen ihres „Landesvaters“auf den Stimmzettel oder kreuzten lieber Pröll an, als die ÖVP. Darauf baut man offenbar auch bei der Landtagswahl am 28. Jänner. Johanna Mikl-Leitner wurde bereits im Vorfeld als „Hanni“zur Landesmama stilisiert. Jetzt schickt die ÖVP einen persönlichen Brief von „Johanna Mikl Leitner, Landeshauptfrau“an alle Erstwähler: „Für uns beide ist es die erste NiederösterreichWahl“, schreibt Mikl-Leitner und versichert: „Nur gemeinsam erreichen wir mehr für unser Niederösterreich.“Das Schreiben endet mit dem Aufruf „Miteinander Niederösterreich“– dem Wahlslogan der Volkspartei. Den Hinweis auf die Partei sucht man in dem Brief freilich vergeblich: Kein Logo, kein „ÖVP-Spitzenkandidatin“, die Partei kommt nicht vor.
Man wird in elf Tagen sehen, wie erfolgreich diese Wahlstrategie ist. Sie dürfte auf jeden Fall besser aufgehen als die der SPÖ. Sie wirbt auf Plakaten mit einem Victory-Zeichen samt dem Wort Franz für ihren Spitzenkandidaten, Franz Schnabl.
Eine etwas unglückliche Wählerbeeinflussung: Denn wenn jemand am 28. Jänner lediglich „Franz“auf den Stimmzettel schreibt, schlägt der Name nicht die Partei. „Franz“sei zu unbestimmt, um daraus den Wählerwillen ableiten zu können, heißt es bei der Wahlbehörde.