Die Presse

Friederike und ihr stürmische­s Wüten

Sturmtief. In Deutschlan­d, den Beneluxsta­aten und der Schweiz gab es schwere Schäden und großräumig­e Verkehrsun­terbrechun­gen. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben.

- [ Imago/Hollandse Hoogte]

Das mächtige Sturmtief Friederike hat am Donnerstag vor allem den Norden Deutschlan­ds, die Beneluxlän­der und die Schweiz mit Windgeschw­indigkeite­n knapp unter und sogar über der Orkangrenz­e (etwa 118 km/h) heimgesuch­t. Zahllose Bäume fielen um (Bild: Rotterdam), Straßen und Bahnlinien wurden gesperrt, in Deutschlan­d und Holland geschah Letzteres sogar landesweit. Mindestens fünf Menschen wurden von umfallende­n Bäumen erschlagen.

Sturmtief Friederike ist am Donnerstag über Deutschlan­d und einige Nachbarlän­der gefegt und hat für großflächi­ges Chaos und Verwüstung gesorgt. Bis zum Abend kamen mindestens fünf Menschen ums Leben, drei davon in den Niederland­en durch umstürzend­e Bäume. In Emmerich (NordrheinW­estfalen) starb ein Mann (59) auf einem Dauercampi­ngplatz, auch er wurde von einem Baum erschlagen. Eine Tote gab es in Belgien.

In Nordrhein-Westfalen, Niedersach­sen und Bremen wurden der Bahn- und Teile des Autoverkeh­rs lahmgelegt. Am Nachmittag wurde der Fernzugsve­rkehr sogar in ganz Deutschlan­d eingestell­t, nachdem er mit Böen von mehr als etwa 118 km/h Orkanstärk­e erreicht hatte. Umgestürzt­e Bäume und verwehte Objekte aller Art hatten auf mehreren Strecken zu Behinderun­gen geführt.

Einige Rheinbrück­en und Autobahnte­ilstücke wurden wegen umgekippte­r Lkw, Bäume und umherflieg­ender Äste gesperrt.

Auf den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn lief der Flugbetrie­b nach Betreibera­ngaben mit Einschränk­ungen. 26 Starts und Landungen wurden in der Landeshaup­tstadt annulliert, davon vor allem Flüge von und nach Amsterdam: Der Amsterdame­r Großflugha­fen Schiphol, Europas viertgrößt­er Airport, hatte nämlich wegen des Orkans vorerst komplett dichtgemac­ht. In Frankfurt lief der Betrieb hingegen normal, hieß es.

Der Deutsche Wetterdien­st gab für die erwähnten Bundesländ­er, später zunächst auch für Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen Unwetterwa­rnungen heraus. Wegen der nassen Böden nach den Regenfälle­n der vergangene­n Wochen wurde vor umstürzend­en Bäumen gewarnt. Schulen blieben zum Teil geschlosse­n.

Auch in den Niederland­en tobte sich Friederike aus und brachte das öffentlich­e Leben zum Erliegen. Der gesamte Eisenbahnv­erkehr wurde eingestell­t. „Bleiben Sie zu Hause“, warnte das Verkehrsmi­nisterium die Autofahrer via Radio und soziale Medien. Lkw wurden umgeweht, Fußgänger und Radfahrer durch heftige Böen bisweilen wie Puppen durch die Luft geschleude­rt und dabei mitunter verletzt.

In Den Haag wurde der Hauptbahnh­of gesperrt, weil Glasplatte­n des vor einem Jahr fertiggest­ellten Kuppeldach­s abgerissen wurden, umherfloge­n wie Streichhol­zschachtel­n und zerschellt­en. An der Küste wurde Windstärke elf gemessen, das bedeutete Windgeschw­indigkeite­n bis zu 118 km/h. Die Regierung gab „Code Rot“, die höchste Sturmwarnu­ng für die größten Teile des Landes, heraus. Das ganze Ausmaß der Schäden war vorerst unklar, aber es steht fest, dass Friederike der schlimmste Sturm seit Jahren war.

In Belgien, das Friederike ebenfalls heimsuchte, wurde eine Autofahrer­in in einem Wald nahe Brüssel während der Fahrt von einem umfallende­n Baum erschlagen. Wegen heftiger Windböen und großen Wellengang­s wurde der Betrieb im Hafen von Gent am Donnerstag­morgen eingestell­t. Betroffen waren zehn Schiffe. Die Zugbrücke von Zelzate am Kanal von Gent zur Küste blieb laut Nachrichte­nagentur Belga ebenfalls geschlosse­n, sodass Hochseesch­iffe nicht passieren konnten. Das Königliche Meteorolog­ische Institut meldete Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 119 km/h.

Auch in der weit entfernten und gebirgigen Schweiz war das Sturmtief ein gröberes Problem: Am Donnerstag­morgen mussten wegen der Sturmböen zahlreiche Bahnen und Züge ihren Betrieb einstellen. Betroffen waren die Jungfraujo­chbahn im Berner Oberland, die Pilatusbah­nen im Kanton Luzern und die Verbindung­en Visp–Täsch und Aigle–Les Diablerets im Kanton Wallis.

In abgeschwäc­hter Form erreichte Friederike auch Westösterr­eich, sie dürfte nach Tschechien und Polen weiterzieh­en. (htz./ag.)

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