Der Exporteur der Wiener Klänge
Tourismus. Peter Hosek erreicht mit seinen Schönbrunner Schlosskonzerten jährlich 100.000 Menschen. Im Winter geht er mit den „Greatest Hits“auf Tour.
Peter Hosek kann entwaffnend ehrlich sein. „Ich war vielleicht ein ganz guter Musiker, aber ich habe gemerkt, dass ich vielleicht nicht gut genug bin, um das auf einem hohen Level ein Leben lang zu halten.“
Als Klarinettist hatte er bei Alfred Prinz, dem Grandseigneur der Klarinette, studiert, dann in den großen Orchestern gespielt. Es sei Prinz gewesen, der ihm beigebracht habe, „dass die Leidenschaft brennen muss, sonst bringt das nix.“Seine Leidenschaft brenne nun eben für Organisieren. Dafür zu sorgen, dass andere Musiker spielen können. An die 100.000 Tickets verkauft er jedes Jahr.
1994 hat Hosek begonnen, Konzerte zu veranstalten. Ein Orchester zusammenzustellen sei leicht gewesen, einen Saal zu mieten auch. „Den braucht man nur zu bezahlen. Aber wie kommen dann Leute hin?“Als – noch – eine Marktnische entpuppte sich der Tourismus. „Der Gast kam nach Wien und wollte sich natürlich ein Klischee abhaken, das klassische Wiener Konzert mit einem Programm von Mozart oder Haydn und der Strauss-Familie. Und das gab es damals in dem Ausmaß nicht. Man konnte zwar ein Konzert im Musikverein buchen, aber dort hätte man diese Werke nicht gehört.“
Seit mittlerweile 20 Jahren veranstaltet Hosek in der Sommersaison täglich (!) ein Konzert in der Schönbrunner Orangerie – fast 8000 Mal ließ er seine freiberuflichen Musiker schon das Greatest-Hits-Repertoire von der Zauberflöten-Ouvertüre bis zum Donauwalzer intonieren. Heute ist der Markt freilich deutlich umkämpfter, was nicht zuletzt die (von Hosek mit losgetretene) Debatte um jene Mozarts zeigt, die ihre Karten mit nicht immer lauteren Methoden verkaufen.
Ergänzend dazu geht Hosek im ruhigen Winter mit seinen Musikern auf Auslandstourneen, „und das“, sagt er, „ist meine wahre Leidenschaft.“Er könne sich an kein Konzert erinnern, „wo wir nicht begeistertes Publikum gehabt hätten. Die Musik aus Wien ist international einfach ein Riesenthema.“Und zehn Tage durch Brasilien zu tingeln, „das machen die Philharmoniker nicht.“Tatsächlich habe man den Bedarf in Wien fast unterschätzt – sodass heute selbst ausländische Orchester als „Wiener“auftreten, und Andre´ Rieu mit Schönbrunn-Kulisse und Synthesizern den Geschmack prägt.
Auf seinen Reisen sieht sich Hosek dabei auch als Tourismusbotschafter. „Weil wir mit den Konzerten nicht nur das lokale Publikum beglücken, sondern auch die Reiseveranstalter einladen.“Gemeint ist da ganz besonders der asiatische Markt. Schon seit den Neunzigern reist er hartnäckig einmal im Jahr nach China. Viel kann er erzählen über kulturelle Unterschiede, und wie sie sich verändern. Dass man mitten im Konzert sein Handy abhebt
organisiert seit 1997 in der Sommersaison die Schloss-SchönbrunnKonzerte in der Orangerie. Seit der Trennung von seinem Geschäftspartner 2014 arbeitet er mit Busunternehmer Paul Blaguss zusammen, mit dem er 2016 auch die Neuausschreibung gewann. Zehn Jahre lang organisierte er Ähnliches in der Orangerie Charlottenburg in Berlin. Kurz hat er einen Ausflug in die Eventbranche unternommen, und im Auftrag von Live Nation die Premiere von „Mission Impossible“organisiert. „Solche Events bräuchte Wien öfter“. und ungeniert telefoniert – das komme heute auch dort nicht mehr vor. Dafür wurde er auch schon mit dem Laserpointer gemaßregelt, als er einmal sein eigenes Orchester filmen wollte. In Japan arbeitet er, nachdem er bei seinen jährlichen Vorsprechen in immer größere Zimmer durfte, heute mit der größten Konzertagentur zusammen.
Gerade eben hat ein 30-köpfiges Orchester 14 Konzerte in China und Japan gespielt, in Guangzhou, Changsha oder Chengdu, mit Aufstehen oft um 4 Uhr früh und influenzabedingten Abstechern in Spitäler. Parallel ist ein zweites Orchester in Skandinavien unterwegs. Heute, an seinem Geburtstag, fliegt Hosek mit seinem künstlerischen Leiter Guido Mancusi, der sonst etwa an der Volksoper dirigiert, zu ihnen nach Finnland. Erstmals steht auch Tallinn auf dem Plan. Die dortige Halle mit 2000 Plätzen ist seit Monaten ausverkauft. „Ein Erfolg, den man in Österreich gar nicht wahrnimmt.“