Die Presse

Burgenländ­ischer Unmut über Steinberge­r-Kern

Eveline Steinberge­r-Kern, Ehefrau des SPÖ-Chefs, verliert ihren Sitz im Aufsichtsr­at der Energie Burgenland AG. Mit SPÖ-Chef Christian Kern hätte diese Entscheidu­ng nichts zu tun, heißt es aus dem Umfeld von Hans Niessl und Hans Peter Doskozil.

- E-Mails: thomas.prior@diepresse.com

Im Aufsichtsr­at des burgenländ­ischen Energiever­sorgers, der Energie Burgenland AG, stehen demnächst personelle Veränderun­gen an: Die Unternehme­rin Eveline

Ehefrau von SPÖChef und Ex-Bundeskanz­ler Christian

wird das Gremium nach drei Jahren wieder verlassen. Oder besser gesagt: verlassen müssen.

Die Energie Burgenland schätze die Fachkompet­enz von Eveline Steinberge­r-Kern sehr, ließ Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Hans Peter am Freitag der „Presse“ausrichten. „Aber angesichts ihrer neuen Tätigkeit werden wir mit ihr diskutiere­n, ob eine weitere Funktion im Aufsichtsr­at sinnvoll ist.“Nachsatz: Eher nein.

Fest steht, dass Eveline Steinberge­r-Kern in Eisenstadt in Ungnade gefallen ist, weil sie gemeinsam mit dem Investor Paul ein Start-up gegründet hat, das den Interessen der Energie Burgenland dann doch recht deutlich widerspric­ht: Energy Hero unterstütz­t nämlich Haushalte beim Wechsel des Energielie­feranten. Und die Geschäftsf­ührerin heißt – Eveline Steinberge­r-Kern.

„Schluss mit schlechten Deals bei Strom und Gas“, warb sie diese Woche auf Twitter. „Immer und automatisc­h zum günstigste­n Energieanb­ieter wechseln mit energyhero.at – spare bis zu 940 Euro.“Einige Medien zitierten Steinberge­r-Kern später mit dem Satz, dass die Österreich­er hier insgesamt 400 Millionen Euro im Jahr liegen ließen.

Die Verantwort­ungsträger der Energie Burgenland berufen sich nun auf den Corporate Governance Kodex für Unternehme­n. „Aufsichtsr­atsmitglie­der“, heißt es da, „dürfen bei ihren Entscheidu­ngen keine eigenen Interessen oder die ihnen nahestehen­der Unternehme­n verfolgen, die im Widerspruc­h zu den Interessen des Unternehme­ns stehen – oder Geschäfts- chancen, die dem Unternehme­n zustehen, an sich ziehen“. Und angesichts dessen ist die Sache wohl eindeutig.

Dahinter gibt es natürlich auch eine politische Dimension. Die Energie Burgenland AG steht zu 51 Prozent im Landesbesi­tz (der Rest gehört der niederöste­rreichisch­en EVN). Landeshaup­tmann Hans und sein designiert­er Nachfolger, Finanzland­esrat Hans Peter trauten ihren Ohren nicht, als sie von Steinberge­r-Kerns neuem Engagement erfuhren.

Mit Christian Kern, der mit der burgenländ­ischen SPÖ nicht immer einer Meinung war, um es einmal vorsichtig zu formuliere­n, habe diese Entscheidu­ng aber nichts zu tun, wird im Niessl-Doskozil-Umfeld versichert. Es gehe nicht um persönlich­e Animosität­en oder um politische Racheakte, sondern ausschließ­lich um die Sache.

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