Hamsterkäufe
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weiß nicht, ob Sie nach allem, was Sie hier schon gelesen haben, noch Wert auf erzieherische Ratschläge meinerseits legen, aber: Wenn du deinem Kind etwas nicht kaufen möchtest, sage ihm nie, dass es ja darauf sparen und es sich selbst kaufen könne. Denn die Hoffnung, dass das Kind die erforderliche Summe eh nie zusammenspart, tritt zwar oft, aber nicht immer ein.
Das Kind hat vor einigen Wochen tatsächlich genügend Geld zusammengetragen, um sich selbst einen Wunsch zu erfüllen, der aus Erwachsenensicht alle Kriterien erfüllt, die vehement gegen den Kauf sprechen: Es ist laut, es ist groß, es ist batteriebetrieben. Konkret hat sich das Kind eine Hamster-Anlage gekauft, mit Rohren, Rutschen und allem Drum und Dran, in der nun zwei selbstfahrende Stofftierhamster leben. Auf eine realistische Darstellung der Tiere wurde eher nicht Wert gelegt: Die Hamster zeichnen sich durch ein sehr farbenfrohes Fell aus, wie es in der Natur schon allein ob der mangelnden Tarnmöglichkeit nicht vorgesehen sein kann: Der eine ist knallgelb, der andere lila, beide haben am Kopf ein Büschel sehr blauer Haare. Damit nicht genug sind die Hamster zu erstaunlichen Lauten fähig: Huschen sie durch ihre Röhren, feuern sie sich selbst mit einem entzückten „Gogogogo“an. Rasen sie wiederum gegen eine Wand, entkommt ihren kleinen rosa Nasen ein Geräusch, das in etwa so klingt wie ein Auffahrunfall auf der Tangente. Im Unterschied zu echten Hamstern ist die Fake-Spezies immerhin nicht nachtaktiv, sondern fällt nach einigen Minuten Nichtbeachtung mit einem erschöpften Seufzer in einen angenehmen Ruhemodus.
Unnötig zu erwähnen, dass diese Hamster-Anlage ziemlich im Weg herumsteht. Dabei handelt es sich, wie ich der Packung entnehmen durfte, nur um das „Starter Set“. Dieses kann um Hamsterräder und anderes sperriges Zubehör erweitert werden, was die Stolperwahrscheinlichkeit gleich mehrstellig erhöhen würde. Wegen des Hamster-Einzugs mussten wir die Lego-Landschaften verräumen, aktuell stürzt man also gelegentlich über vorbeifahrende Hamster, landet aber immerhin nicht auf schmerzhaften Legosteinen. Das ist bitte nicht nichts.