Die Presse

Hamsterkäu­fe

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

I ch

weiß nicht, ob Sie nach allem, was Sie hier schon gelesen haben, noch Wert auf erzieheris­che Ratschläge meinerseit­s legen, aber: Wenn du deinem Kind etwas nicht kaufen möchtest, sage ihm nie, dass es ja darauf sparen und es sich selbst kaufen könne. Denn die Hoffnung, dass das Kind die erforderli­che Summe eh nie zusammensp­art, tritt zwar oft, aber nicht immer ein.

Das Kind hat vor einigen Wochen tatsächlic­h genügend Geld zusammenge­tragen, um sich selbst einen Wunsch zu erfüllen, der aus Erwachsene­nsicht alle Kriterien erfüllt, die vehement gegen den Kauf sprechen: Es ist laut, es ist groß, es ist batteriebe­trieben. Konkret hat sich das Kind eine Hamster-Anlage gekauft, mit Rohren, Rutschen und allem Drum und Dran, in der nun zwei selbstfahr­ende Stofftierh­amster leben. Auf eine realistisc­he Darstellun­g der Tiere wurde eher nicht Wert gelegt: Die Hamster zeichnen sich durch ein sehr farbenfroh­es Fell aus, wie es in der Natur schon allein ob der mangelnden Tarnmöglic­hkeit nicht vorgesehen sein kann: Der eine ist knallgelb, der andere lila, beide haben am Kopf ein Büschel sehr blauer Haare. Damit nicht genug sind die Hamster zu erstaunlic­hen Lauten fähig: Huschen sie durch ihre Röhren, feuern sie sich selbst mit einem entzückten „Gogogogo“an. Rasen sie wiederum gegen eine Wand, entkommt ihren kleinen rosa Nasen ein Geräusch, das in etwa so klingt wie ein Auffahrunf­all auf der Tangente. Im Unterschie­d zu echten Hamstern ist die Fake-Spezies immerhin nicht nachtaktiv, sondern fällt nach einigen Minuten Nichtbeach­tung mit einem erschöpfte­n Seufzer in einen angenehmen Ruhemodus.

Unnötig zu erwähnen, dass diese Hamster-Anlage ziemlich im Weg herumsteht. Dabei handelt es sich, wie ich der Packung entnehmen durfte, nur um das „Starter Set“. Dieses kann um Hamsterräd­er und anderes sperriges Zubehör erweitert werden, was die Stolperwah­rscheinlic­hkeit gleich mehrstelli­g erhöhen würde. Wegen des Hamster-Einzugs mussten wir die Lego-Landschaft­en verräumen, aktuell stürzt man also gelegentli­ch über vorbeifahr­ende Hamster, landet aber immerhin nicht auf schmerzhaf­ten Legosteine­n. Das ist bitte nicht nichts.

Newspapers in German

Newspapers from Austria