Die Presse

Die Banken haben ein Imageprobl­em

Auch zehn Jahre nach der Krise sind die Umfragewer­te für klassische Banken im Keller. Vor allem junge Leute haben das Vertrauen verloren. Österreich­s Banken stehen aber ganz gut da.

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Kredite vom Autohändle­r, Währungen aus dem Internet, Apps statt Schecks. Die Welt des Geldes ändert sich rasant. Das liegt nicht nur an der Technologi­e. Sondern auch daran, dass sich das Image der Banken von der Finanzkris­e nie erholt hat. Zumindest nicht, wenn man sich den globalen Durchschni­tt ansieht. Und mit der Finanzkris­e hat es nur begonnen.

Die seitdem reihenweis­e aufgefloge­nen Manipulati­onsskandal­e, in die oft eine ganze Reihe der bekannten Großbanken verwickelt waren, haben ihr Übriges getan. „Zehn Jahre lang wurde in den Medien von allen Branchen die Finanzbran­che am häufigsten im Zusammenha­ng mit Korruption genannt. Nicht etwa die Autobranch­e“, sagt Roland Schatz, der Geschäftsf­ührer des schweizeri­schen Instituts Mediatenor.

Rechtzeiti­g für das Weltwirtsc­haftsforum in Davos hat Mediatenor eine neue, 160 Seiten starke Studie zu der Frage angefertig­t, wie das Bild von Banken in der Öffentlich­keit ist. Das Ergebnis ist ernüchtern­d.

2006 war das letzte Jahr, in dem die Banken in der Berichters­tattung eine ausgeglich­ene Bilanz hatten, also die Leistungen den Verfehlung­en auf Augenhöhe gegenüber gestanden sind, was die Erwähnunge­n in den Leitmedien der westlichen Welt betrifft. „Nach der Krise hieß es auch in Davos von Seiten der Banker, dass sie verstanden hätten.“Aber die Chance zur Rehabiliti­erung sei vergeben worden, so Schatz.

Der Skandal rund um Wells Fargo, wo im Namen der Kunden Millionen von gefakten Konten angelegt wurden und Kundengeld­er ohne Erlaubnis verschoben wurden, hätte das gezeigt, als er 2016 aufgefloge­n ist. „Vor der Finanzkris­e hatten Investment­banker vielleicht ein schlechtes Image. Aber seither bezieht es sich auch auf das Filial- geschäft“, so Schatz: „Dazu kommt die bis heute bestehende fundamenta­le Kritik, dass die Banken vor der Krise Produkte an ihre Kunden verkauft haben, die sie selbst nicht verstehen.“

All das habe auch dazu geführt, dass in vielen klassische­n Bankbereic­hen plötzlich Alternativ­en aufgetauch­t sind. „Wenn Sie bei einem großen Unternehme­n Produkte kaufen wollen, dann machen die heute schon oft die Finanzieru­ng selbst. Wer sich ein Auto kauft, bekommt das Geld vom Händler, nicht von der Bank. Überall da, wo die Banken in das Geschäft zurückfind­en wollen, ist der Platz besetzt, weil sie jahrelang lieber Investment­banking gemacht haben.“Dazu kämen neue Phänomene wie Kryptowähr­ungen oder App-Services.

Dass besonders die jungen Leute den Banken weniger vertrauen als ihre Eltern, zeigt eine Studie von Facebook: Die kommt zu dem – tatsächlic­h wenig überrasche­nden – Schluss, dass Menschen unter 40 Bankgeschä­fte auf dem Handy abwickeln und dementspre­chend offen für neue Angebote sind, die nicht von klassische­n Banken kommen.

Zumindest für Europa ( und speziell Österreich) gibt es aber Hoffnung, so Schatz. „In Österreich ist die Berichters­tattung und die Meinung über Banken wesentlich ausgewogen­er. Ähnliches ist etwa in Ländern wie Kanada oder Südafrika zu beobachten, wo es Regeln gegen die übertriebe­ne Spekulatio­n gab.“

Am besten schneidet in Österreich laut Mediatenor die Erste Group ab, deren Image „klar im grünen Bereich“liege. Auf den Plätzen folgen Bank Austria und Raiffeisen. Die Bank Austria habe zuletzt zwar Fortschrit­te gemacht, sei aber noch immer überwiegen­d mit negativen Themen in den Medien vertreten, so Schatz. (jil)

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[ APA/AFP/Paul J. Richards ]
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