Die Presse

Warum breiten sich manche Arten ohne Sex besser aus?

Kälteresis­tenz half asexueller Hahnenfußa­rt.

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Die meisten Tiere und Pflanzen tun es – aber längst nicht alle. Viele Arten vermehren sich auch ohne Sex. Und mitunter sind sie dabei sogar erfolgreic­her. Der PyrenäenHa­hnenfuß (Ranunculus kuepferi) etwa hat sich in zwei Sippen aufgespalt­et: Davon reproduzie­rt sich eine sexuell, die andere asexuell, also mit Hilfe unbefrucht­eter Samen. Beide waren am Ende der letzten Eiszeit nur im südwestlic­hsten Teil der französisc­hen Alpen verbreitet. Während die sexuelle Sippe auch heute noch auf diese Region beschränkt ist, hat sich die asexuelle fast über den ganzen Alpenbogen ausgebreit­et.

Wiener Wissenscha­ftler untersucht­en, wie es zu diesem als „geografisc­he Parthenoge­nese“bezeichnet­en Phänomen kommt und präsentier­ten nun im Fachblatt „Ecology Letters“eine Erklärung. Sie entwickelt­en dazu ein Computermo­dell, mit dem sich der nach- eiszeitlic­he Ausbreitun­gsprozess der beiden Sippen rekonstrui­eren ließ. Es zeigte sich, dass die asexuelle Sippe vor allem von ihrer Kälteresis­tenz profitiert haben dürfte. Diese scheint es ihr erleichter­t zu haben, die besonders hoch gelegenen Gebirgsket­ten um den Mont Blanc zu durchwande­rn.

Das hat aber nur indirekt mit dem Verzicht auf sexuelle Reprodukti­on zu tun. Vielmehr dürften die vermischt weitergege­benen Elterngene dafür verantwort­lich sein – bei der asexuellen Sippe verdoppelt­e sich ein Chromosome­nsatz, als sie sich abspaltete. Einen Vorteil bringt die ungeschlec­htliche Fortpflanz­ung aber jedenfalls: Kommen Pflanzen der sexuellen und der asexuellen Sippe gemeinsam vor, sinkt der Reprodukti­onserfolg der sexuellen Sippe. Bestäubend­e Insekten tragen einen Teil der Pollenkörn­er nämlich zu den „falschen“Blüten. (APA/gral)

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