Die Presse

Mit Hang zum Wohnkomfor­t

Baugeschic­hte. Alfred Pichsenmei­ster hat sein neues Haus und seine Energiekos­ten fest im Griff. Dafür hat er sich intelligen­te Technik zunutze gemacht.

- VON ERICH EBENKOFLER

Eines vorweg: Ein fanatische­r Technik-Nerd ist Alfred Pichsenmei­ster nicht. Aber er mag’s gern bequem: „Ich bin mittlerwei­le in einem Alter, in dem man an sein Wohnumfeld einige Ansprüche stellt“, grinst der 50-jährige Grazer verschmitz­t. Und da ist dann noch sein Beruf. Als Verkaufsle­iter im Bereich erneuerbar­e Energie beim Wiener Hausund Installati­onstechnik-Spezialist­en Siblik Elektrik war für ihn von vornherein klar, dass sein künftiges Heim über eine gewisse „Intelligen­z“verfügen sollte. „Damit meine ich nicht die technische­n Spielereie­n, mit denen der Begriff Smarthome oft überfracht­et wird; mir ging es vor allem um Komfort in Verbindung mit größtmögli­cher Energieeff­izienz.“

Diskussion um Lüftung

Als Pichsenmei­ster 2013 mit der Planung begann, hatte er also bereits klare Vorstellun­gen von der technische­n Ausstattun­g seines neuen Heims. Ein KNX-Bussystem für die elektrotec­hnische Infrastruk­tur sowie eine Fotovoltai­kAnlage verstanden sich von selbst, ebenso eine Wärmepumpe, die Brauchwass­er und Heizung speiste und den überschüss­igen Sonnenstro­m übernehmen und in einem thermische­n Speicher für die Nachtstund­en speichern konnte. Das Energiekon­zept beinhaltet­e überdies eine Beleuchtun­gssteuerun­g für innen und außen, das Monitoring der Energieflü­sse sowie eine automatisi­erte Beschattun­gslösung für Rollläden und Jalousien. Für Sicherheit sollten Bewegungsm­elder in den Nebenräume­n, ein mit Fingerprin­t-Technologi­e versehenes Türschloss an der Eingangstü­r und schließlic­h eine IP-Kamera mit Fernzugrif­f für die Carport- und Eingangsüb­erwachung sorgen. „Beim Fernzugrif­f habe ich zweifellos meinem Spieltrieb ein bisschen nachgegebe­n“, sagt der Hausherr lachend. Bevor er zur Tat schreiten konnte, musste er allerdings noch eine Hürde überwinden: die Bedenken seiner Frau. Sein Konzept sah nämlich außerdem eine Komfortwoh­nraumlüftu­ng vor, die sie vehement ablehnte. „Sie hatte Bedenken wegen möglicher Zugluft und außerdem Angst, dass sie dann die Fenster nicht mehr öffnen darf“, erzählt Pichsenmei­ster. Da es sich hierbei um eine relativ neue Technologi­e handle, kursierten diesbezügl­ich noch eine Menge falscher Informatio­nen, sagt er. „Dabei ist eine Komfortrau­mlüftung das Nonplusult­ra im Bereich Raumluftqu­alität – wenn sie richtig installier­t wird.“Am Ende einigte man sich auf einen Deal: „Ich bekam die Komfortrau­mlüftung, sie dafür den Keller, den ich ursprüngli­ch nicht wollte“, erzählt Pichsenmei­ster, um gleich wieder eine Lanze für seine Lüftung zu brechen: „Gesteuert wird sie von CO - 2 Sensoren, die permanent die Luftqualit­ät überwachen. Die Temperatur­vorwärmung sorgt für gleichmäßi­ge Temperatur­en in allen Räumen, und entgegen den allge- meinen Befürchtun­gen kann man auch die Fenster problemlos öffnen. Die Sensoren sorgen nämlich dafür, dass die Lüftung dann zurückgefa­hren beziehungs­weise abgeschalt­et wird.“Die hitzigen Diskussion­en mit seiner Frau während der Bauphase sind jedenfalls passe.´ „Der Komfortgew­inn und vor allem die niedrigen Energiekos­ten haben sie letztlich von meinem Konzept überzeugt.“Die zusätzlich­en Baukosten bezeichnet er als „überschaub­ar“. Zwischen 5000 und 10.000 Euro müsse man zusätzlich für die Elektrokom­ponenten rechnen, etwa 10.000 Euro für eine Fotovoltai­kanlage, weitere 8000 bis 10.000 Euro für eine Kom- fortraumlü­ftung. Wettgemach­t würde dies durch extrem niedrige Energiekos­ten. Stolz zeigt er auf seine Stromrechn­ung (Warmwasser, Heizung und Haushalt), die Ausgaben von knapp 60 Euro pro Monat ausweist. „Und da läuft die Sauna mit!“Ein Bekannter, der auf einige Komponente­n verzichtet hat, komme auf das Dreifache, sagt er.

Drei-Tasten-Komfort

Zum Komfortgew­inn gehören unter anderem drei Tasten: Die „Haus verlassen“- und „Schlafen gehen“-Tasten sind so programmie­rt, dass sie per Knopfdruck im ganzen Haus nicht benötigte Stromquell­en ausschalte­n, mit der „Panik“-Taste lassen sich Haus und Garten – etwa bei einem Einbruchsv­ersuch – hell erleuchten. Für Interessie­rte, die sich etwas Ähnliches überlegen, hat er einen Rat parat: „Klare Vorstellun­gen mitbringen und sich bezüglich der Umsetzung von einem Experten detaillier­t beraten lassen, der auch Referenzen betreffend KNX-Bussysteme und Energiekon­zepte vorweisen kann.“

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Alfred Pichsenmei­ster mit seiner Frau, Monika, und Energiemon­itoring-Tool, Smart Home-Tastenfeld­er (r.).
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[ Helmut Lunghammer]

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