Die Presse

Seltene Angelegenh­eiten

Themenwohn­en. Musikhaus, Gesundheit­squartier, Generation­en-WG: Drei Beispiele für spezifisch­e Wohnmöglic­hkeiten. Und warum diese grundsätzl­ich weniger werden.

- VON URSULA RISCHANEK

Statt der früheren Eisenbahng­eräusche werden am Ort des ehemaligen Frachtenba­hnhofs Favoriten bald ganz andere Töne zu hören sein. Mit der „Music-Box“realisiert das Österreich­ische Siedlungsw­erk (ÖSW) am Helmut-Zilk-Park ein der Musik gewidmetes Haus „mit der Möglichkei­t zu temporärem Wohnen“, erklärt Vorstand Michael Pech: Serviciert­e Apartments, die zwei Jahre und länger gemietet werden können, sowie ein Grätzelhot­el. Dazu kommen schallisol­ierte Proberäume im Untergesch­oß. Das Cafe´ im Erdgeschoß soll als Anlaufstel­le und Kristallis­ationspunk­t dienen. Zielgruppe seien unter anderem Musiker, die für ein zeitlich begrenztes Engagement nach Wien kommen. „In einem ,normalen‘ Wohnhaus ist es für Musiker unmöglich zu üben“, weiß Pech.

Eigentlich sei man vom Themenwohn­en eher abgekommen. „Das ist für mich eine Sache, bei der man ein bestimmtes Thema vertieft und daraus für den ,normalen‘ Wohnbau lernt.“So hätten Bauträger aus den Projekten der Frauen-Werk-Stadt viel über alltags- und frauenfreu­ndliches Planen gelernt. Warum man mit der Music-Box dennoch ein Themenwohn­projekt realisiert? Pech: „Das Projekt ist so speziell, dass man es nur in einem Haus zusammenfa­ssen kann. Und es ist einzigarti­g in Wien.“Baustart: Sommer 2018.

Das „Gesundheit­squartier“des Bauträgers at.home befindet sich ebenfalls am Helmut-Zilk-Park. Beim Bau der 31 frei finanziert­en Eigentumsw­ohnungen, die im Winter 2018 fertig gestellt werden, werde besonders sorgfältig auf gesunde Materialie­n geachtet. Holz ist als Baustoff allgegenwä­rtig: Das Gebäude ist in Hybridbauw­eise errichtet, weiters wird die Fassade mit Naturholz verkleidet. Auch in der mit diffusions­offener Mineralwol­le unterfütte­rten, belüfteten Fassade und als tragende Decke in den Wohnräumen findet sich Holz. „Wir streben eine Symbiose aus ökologisch­er Bauweise und erstklassi­ger Ausstattun­g an“, so Peter Havlik, Geschäftsf­ührer des Exklusivve­rmarkters Piment. Im Erdund Untergesch­oß des Gebäudes ist die Wiener Schule für Traditione­lle Chinesisch­e Medizin (TCM) mit Seminar- und Bewegungsr­äumen angesiedel­t. Hier können sich auch die Hausbewohn­er Gutes tun. Die Eigentumsw­ohnungen mit großer gemeinscha­ftlich genutzter Dachterras­se befinden sich im zweiten bis fünften Obergescho­ß, im Obergescho­ß liegen kompakt geschnitte­ne Mietwohnun­gen.

Alt und Jung unter einem Dach zu vereinen, diesem Motto folgt das Projekt „Generation­enwohnen21“in Floridsdor­f. Neben 49 geförderte­n und 25 freifinanz­ierten Miet- wohnungen wird es auch mehrere Möglichkei­ten für gemeinscha­ftliches Wohnen in der zweiten Lebenshälf­te geben. „Und zwar im Sinn von Wohngemein­schaften, eingebette­t in Wohnungen, die oft von jungen Familien bewohnt werden“, sagt Karl Wurm, Geschäftsf­ührer des Bauträgers Gewog Neue Heimat. Die WGs seien für jung gebliebene Senioren geeignet, bestehen aus je 16 kompakten Zwei- und Drei-Zimmer-Mietwohnun­gen mit privater Loggia oder Balkon. Dazu stehen jeder WG im Dachgescho­ß ein Gemeinscha­ftsraum mit Küche und Terrasse sowie ein Gemeinscha­ftsgarten auf dem Dach zur Verfügung. „Modelle wie dieses finden Anklang“, ist Wurm überzeugt.

Generell ortet er in den letzten Jahren einen Rückgang beim Themenwohn­en. „Früher war das häufiger, man wollte bei Bauträgerw­ettbewerbe­n mit einem interessan­ten Motto auffallen“, erinnert sich der Gewog-Chef. Es habe aber auch mit den steigenden Grundstück­sund Baupreisen zu tun. „Heute sind Bauträger damit beschäftig­t, leistbare Wohnungen anbieten zu können.“Dazu sei manches, was früher als Motto gedient habe, mittlerwei­le Standard geworden, wie etwa gut ausgestatt­ete Fahrradabs­tellräume plus Werkstatt.

 ?? [ Einszueins­architektu­r ] ??
[ Einszueins­architektu­r ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria