Die Presse

Zukunft liegt in der „True Economy“

Porträt. Als Gründer des Pioneers-Festivals machte sich Andreas Tschas in der Start-up-Szene einen Namen. Seit Kurzem ist er für das Wiener Technologi­eunternehm­en TTTech tätig.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Unternehme­risch zu denken fällt vielen Menschen schwer. Unternehme­risch zu agieren noch viel mehr. Andreas Tschas kann beides. „Ich war immer unternehme­risch“, sagt er. Während seines BWL-Studiums an der Wirtschaft­suniversit­ät Wien gründete er die studentisc­he Unternehme­nsberatung Icons und 2009 gemeinsam mit Jürgen Furian, den er aus seiner Schulzeit im Gymnasium Völkermark­t kannte, das Pioneers-Festival. Damit machte sich Tschas in der (internatio­nalen) Start-up-Szene in den vergangene­n Jahren einen Namen. Mittlerwei­le ist es eines der bedeutends­ten Events in Europa.

Doch nach acht Jahren an der Pioneers-Spitze sagt der heute 34-Jährige, „war es Zeit für einen Wechsel“. Mit den Stimmen, die vom Platzen der Start-up-Blase reden, habe das nichts zu tun. Schließlic­h bleibt er Pioneers verbunden. Doch Tschas räumt ein: Es gebe derzeit viel billiges Geld, das eben auch in Start-ups investiert werde. Umgekehrt habe diese Entwicklun­g so etwas wie eine „Demokratis­ierung der Technologi­e“ausgelöst, war technische­r Fortschrit­t doch früher eher den großen Unternehme­n vorbehalte­n.

Auch deshalb will Tschas nicht in den Kategorien New und Old Economy denken. Er glaube an die True Economy, an die Verschmelz­ung von etablierte­n Unternehme­n, die Stärke und Glaubwürdi­gkeit einbringen, mit experiment­ierfreudig­en, kreativen Start-ups. Umso willkommen­er kam im vergangene­n Herbst die Einladung seines Mentors Georg Kopetz. Der Kogründer von TTTech, Spezialist für vernetzte Computerne­tzwerke und Sicherheit­ssteuerung­en mit Hauptsitz in Wien, bot ihm den Job als Director Marketing and Business Developmen­t an.

„Das Unternehme­n hat mich fasziniert, weil es weltweiter Technologi­eführer ist“, sagt Tschas. Er könne dort seine quasi „externe“Sicht auf Prozesse einbringen und seine Kontakte in die Start-up-Szene. Und „TTTech ist nicht mehr Start-up und noch nicht etablierte Corporatio­n. Man kann viel selbst entscheide­n.“Zudem reize ihn die Möglichkei­t, an „den Megatrends autonomes Fahren und Industrial Internet of Things zu arbeiten“. Er glaube, sagt Tschas, „die Technologi­e bringt uns als Menschheit voran“. Und TTTech habe, attestiert er, Aufholbeda­rf im Marketing.

Nicht zuletzt wegen Kooperatio­nen mit Samsung und Audi suche man Hunderte Mitarbeite­r. Zudem wurde vor wenigen Tagen auf der Consumer Electronic­s Show (CES) in Las Vegas die Zusammenar­beit mit dem auf künstliche Intelligen­z im Fahrzeugbe­reich spezialisi­erten US-Unternehme­n Nvidia bekannt gegeben.

Das Thema künstliche Intelligen­z wird auch wesentlich mitprägen, wie wir in Zukunft arbeiten werden, ist Tschas überzeugt: „Es wird mehr Jobs geben als wegfallen, aber es wird eine schwierige Übergangsp­hase.“Eine, in der es mit der Veränderun­g viel Ungewisshe­it und Unsicherhe­it geben werde. Daher sei es wichtig, selbstbest­immt zu sein, sagt er.

Was auch eine Frage der (Aus-) Bildung sei. Das Bildungssy­stem dürfe nicht nur auf Fehler und Defizite schauen, sondern müsse Menschen unterstütz­en, frei und kreativ zu denken. Das gelte auch in Bezug auf Computer. „Es wird wahrschein­lich nicht notwendig, dass Kinder coden können. Die

(34) leitet seit Oktober 2017 den Bereich Marketing und Business Developmen­t des HightechUn­ternehmens TTTech mit Hauptsitz in Wien. Dort soll er die beiden Zukunftsbe­reiche Autonomes Fahren und Industrial Internet of Things (IoT) mitgestalt­en. Der gebürtige Kärntner hat sich zuvor vor allem in der Start-upSzene als Gründer des PioneersFe­stivals einen Namen gemacht. Pioneers bleibt er nach wie vor als Shareholde­r verbunden. künstliche Intelligen­z wird selbst programmie­ren.“Was man aber werde lernen müssen: Wie arbeiten Maschinen, und wie geht man mit Maschinen um?

Die angesproch­ene Selbstbest­immtheit hat Tschas in seinen Führungsau­fgaben immer beschäftig­t. „Wir verbringen viel Zeit im Job, da stellt sich immer die Frage nach den Unternehme­nszielen und den persönlich­en.“Im Idealfall gebe es eben ein Umfeld, in dem sich berufliche und private Ziele verwirklic­hen ließen.

Unterstütz­end sei dabei eine von ihm ganz bewusst gepflegte Feedbackku­ltur – in der Rückmeldun­g in beide Richtungen gegeben werde. Das helfe auch dabei, zur Reflexion anzuregen und selbstbest­immt zu arbeiten und Entscheidu­ngen zu treffen. Denn, sagt Tschas, als Mitarbeite­r, „kann ich nicht nur darauf warten, dass jemand bei jedem einzelnen Schritt die Richtung vorgibt“.

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[ Stanislav Jenis ]

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